Caelius besass viel Talent und besonders als Anklager Witz und Esprit; er hatte eine bessere Gesinnung und ein langeres Leben verdient gehabt. So ausserte sich schon der Rhetorikprofessor Quintilian zur Hauptperson von Ciceros Rede 'Pro Caelio'. Pointierten Witz und taktisches Geschick beweist auch Cicero in dieser delikaten Verteidigung seines einstigen Schutzlings Marcus Caelius. Die vorliegende Ausgabe kommentiert ausgewahlte Abschnitte dieser Rede und ist fur die Lekturephase der Universitatskurse bestimmt, die zum Latinum hinfuhren. Sie kann in einem Semester behandelt werden. Intensive Vorarbeit mit einem Lehrbuch wie z.B. Roland Glaessers Wege zu Cicero ist jedoch notwendig. Eine ausfuhrliche Einleitung zu verschiedenen literarischen und historischen Aspekten ermoglicht zusammen mit einem umfangreichen Glossar eine individuelle Vertiefung, die das universitare Unterrichtsangebot erganzen kann. Klausuren auf Latinumsniveau sowie Paralleltexte zur Person des Caelius runden diese Ausgabe ab.
Gregor Bitto Boeken


Römische Literatur und Kultur ist geprägt von sich überlagernden Rezeptionen, wobei das Griechische nicht nur in den Anfängen, sondern auch darüber hinaus als Referenzpunkt dient. Seit der republikanischen Zeit gewinnen römische Kulturleistungen den Status rezipierbarer Objekte, ein Prozess, der sich in Kaiserzeit und Spätantike intensiv entfaltet. Die Stadt Rom wird zur zentralen Anlaufstelle für die Städte des Reiches. Der mos maiorum fördert eine Selbstdefinition, die stark auf die Rezeption der eigenen Vergangenheit ausgerichtet ist, sowohl für die Gesellschaft als Ganzes als auch für das Individuum. Im Unterschied zu modernen Denkmustern, die Eigenständigkeit oft durch die Negation des Überlieferten suchen, wird das Eigene hier als Aneignung und Verarbeitung von Tradition verstanden. Gruppen finden Selbstvergewisserung nicht in der Orientierung auf zukünftige Ideale, sondern in der gemeinsamen Bezugnahme auf eine bestimmte Deutung der Vergangenheit. Auch im spätantiken Christentum zeigt sich keine radikale Abkehr vom heidnischen Erbe, sondern eine christliche Rezeption desselben. Die einzelnen Beiträge dieses Bandes widmen sich den vielfältigen römischen Rezeptionen und Selbstrezeptionen und versammeln unterschiedliche altertumswissenschaftliche Perspektiven auf die klassische Antike zu einem interdisziplinären Panorama.