Mechthild Clauss Boeken






Der große mittelalterliche Theologe Bernhard von Clairvaux spricht in einer Predigt vom „dreifachen Advent“, den die Christenheit jährlich begeht: eine Ankunft des Gottes- und Menschensohns im weihnächtlichen Wort, das Fleisch wird, eine Ankunft im österlichen Auferstandenen und eine weitere im pfingstlichen Weltenherrscher, dem Richter und Retter. In der Seele des gläubigen Christen führt dieses heilsgeschichtliche Geschehen zu einem fortwährenden Advent. In Bildmeditationen zu oft rätselhaften Bildern des Mittelalters soll die immerwährende Ankunft des Herrn am Thema des Übergangs vom Alten zum Neuen Bund betrachtet werden.
Illustration als Textauslegung
Der karolingische Stuttgarter Bilderpsalter um 830
Der frühkarolingische „Stuttgarter Psalter“ entstand zwischen 820 und 830 in der Pariser Benediktinerabtei St.-Germain-des-Prés und wird heute in der Stuttgarter Landesbibliothek aufbewahrt. Er gehört zu den ältesten Bilderpsaltern, die erhalten sind, und verwendet für seine Illustrationen eine Bildtradition, welche den verborgenen Schwellenübergang von Alten in den Neuen Bund beleuchtet. Dabei deutet der Künstler den alttestamentlichen Text christologisch, wobei er aus dem großen Schatz neutestamentlicher, antiker und mittelalterlicher Psalmenauslegungen schöpfen kann. Der vorliegende Band möchte in die spirituelle Welt des Stuttgarter Bilderpsalters hineinführen und seinen reichen Symbolgehalt erschließen.
Mechthild Clauss beschäftigt sich intensiv mit der Welt der Symbole: wie biblische Symbolsprache durch die bildende Kunst des Mittelalters sichtbar gemacht wird. Im Marienberger Bilderzyklus findet sie das im Entstehen begriffene Himmlische Jerusalem, an dessen Bau mitzuwirken der Mensch berufen ist. In der Regel Benedikts (19, 5) wird Psalm 138, 1 zitiert: „Vor dem Angesicht der Engel will ich dir Psalmen singen.“ Dementsprechend hat Abt Anselm Erb (1740-1767) von Ottobeuren im Kuppelfresko über dem Mönchschor die Gott preisenden Chöre der Engel und den Sturz Luzifers in die Hölle durch J. J. und Fr. A. Zeiller malen lassen. Ob es in den mittelalterlichen Kirchen Ottobeurens eine thematisch ähnliche Ausgestaltung gegeben hat, wissen wir nicht. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts waren Ottobeurer Mönche aus ihrem nach der Einführung der Hirsauer Reform in voller Blüte stehenden Kloster aufgebrochen, um in Schuls, St. Stephan und schließlich Marienberg monastisches Leben im Geiste der Reform zu begründen. Von 1142-1180 wirkten fünf Ottobeurer Professen dort als Äbte. Die berühmten Fresken in der Krypta von Marienberg werden heute allgemein in diese Ottobeurer Zeit Marienbergs datiert. Auch damals haben die Mönche in Marienberg „vor dem Angesicht der Engel“ Psalmen gesungen und die Eucharistie gefeiert. Seit der Wiederentdeckung und Freilegung der Fresken hat sich die Kunstgeschichte für diese Malereien im Südtiroler Vinschgau interessiert. Aber eine theologische und geistesgeschichtliche Deutung fehlte bis jetzt. Wir müssen deshalb Frau Dr. Mechthild Clauss dankbar sein, dass sie nach jahrelanger Beschäftigung mit der Marienberger Krypta, uns die vorliegende apokalyptische Bildsprache im Licht spiritueller Deutung erschliesst.
Wo ist Bethlehem?
- 280bladzijden
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Der Band versucht anhand einzelner Beispiele die Symbole in der Urbanskirche (Schwäbisch Hall) zu deuten. Ziel der Autorin ist es, die Kunstwerke des Mittelalters mit den Augen derer zu schauen, die sie schufen.
