Politische Propaganda entwickelte sich im 20. Jahrhundert zu einem zentralen Phänomen, das im Internetzeitalter und durch soziale Medien erneut an Bedeutung gewinnt. Bei politischen Kampagnen stellt sich stets die Frage, wie die Zielgruppe erreicht werden kann. Diese Fragestellung war auch im Rheinland der 1920er Jahre von Bedeutung, wo viele Anfänge politischer Propagandamethoden im deutschsprachigen Raum verortet werden können. Nach dem Ersten Weltkrieg stand das Rheinland bis 1930 unter französischer Besatzung. Die deutsche Reichsregierung reagierte auf die Befürchtung, Frankreich wolle das Rheinland vom Deutschen Reich abspalten, mit dem Aufbau institutioneller Propaganda. Diese beeinflusste maßgeblich die innen- und außenpolitische Entwicklung der jungen Republik. Ihre Aufgaben umfassten die Abwehr separatistischer Tendenzen unter der rheinischen Bevölkerung und die Etablierung einer latenten antifranzösischen Stimmung. Im besetzten Rheinland entstand ein Wechselspiel zwischen Theorie und Praxis der Propaganda, das sich Ende der 1920er Jahre in der Professionalisierung als Form politischer Kommunikation äußerte. Die Nationalsozialisten perfektionierten schließlich den Propagandaapparat, was sich besonders in ihrer Öffentlichkeitsarbeit während der Remilitarisierung des Rheinlandes 1936 zeigte.
Mark Haarfeldt Boeken
