Die kanonischen Grundtexte in Judentum, Christentum und Islam zeichnen sich - in unterschiedlichem Maße - durch einen Anspruch auf Unveränderlichkeit aus, bedürfen jedoch der aktualisierenden Exegese. Nicht zuletzt deshalb werden sie in andere Sprachen oder Medien übertragen. Die Analyse der religiösen und gesellschaftlichen Normen, die bei solchen Übertragungen wirksam werden, eröffnet einen Zugang zur jeweiligen Vorstellung vom heiligen Text. Diesen Ansatz verfolgt der religionsübergreifend angelegte Band in Fallstudien zu verschiedenen Zeit- und Kulturräumen (vom Alexandria des 3. Jahrhunderts v. Chr. bis hin zum zeitgenössischen Indonesien). In der Zusammenschau zeigen die breit gefächerten Beiträge, dass sich trotz der unterschiedlichen Auratisierung der kanonischen Texte in den einzelnen Religionen analoge Problemstellungen bei der Übertragung heiliger Texte finden lassen.
Katharina Heyden Boeken






Quellen auslegen
Konzepte und Methoden der Historischen Theologie
Können Angehörige verschiedener Religionen gemeinsam einen Kultort nutzen? Wie funktionieren interreligiöse Dialoge? In zwei Reden verleiht die Autorin diesen Fragen anhand zweier kaum erforschter Beispiele aus der Spätantike historische Tiefenschärfe. In der ersten Rede schildert sie das Miteinander von Juden, Heiden und Christen am Abrahamsheiligtum im palästinischen Mamre. In der zweiten analysiert sie die unter dem Titel Acta Archelai überlieferte literarische Auseinandersetzung zwischen Christen und Manichäern. Dabei macht sie die Parallelen, aber auch die Unterschiede zwischen historischen und gegenwärtigen Phänomenen und Problemlagen differenziert sichtbar. Die Forderung nach Fremdenliebe, aber auch das Schüren von Fremdenangst erscheinen als Konstanten interreligiöser Begegnungen damals und heute.
Die "Erzählung des Aphroditian"
Thema und Variationen einer Legende im Spannungsfeld von Christentum und Heidentum
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Die „Erzählung des Aphroditian“ berichtet in einer phantasievollen Ausgestaltung der Magierperikope (Mt 2,1-12) von der wundervollen Offenbarung der Geburt Christi durch heidnische Götter im persischen Heratempel und der dadurch ausgelösten Reise der Magier nach Juda. Während die Erzählung im Westen weitestgehend unbekannt ist, erfreute sie sich in der byzantinischen und slavischen Welt größter Beliebtheit. Katharina Heyden widmet sich erstmalig der komplexen Überlieferungsgeschichte der „Erzählung des Aphroditian“. In Anknüpfung an die musikalische Gattung „Thema und Variationen“ analysiert sie die verschiedenen literarischen, ikonographischen und historischen Überlieferungskontexte sowie die daraus resultierenden theologischen Akzentsetzungen als „Variationen“. Die Darstellung erfolgt rückwärts durch die Überlieferungsgeschichte von der selbständig überlieferten Erzählung im Russland des 15. und 16. Jhs. über prachtvolle byzantinische Miniaturencodices aus dem 11. Jh., eine Weihnachtspredigt des Johannes von Damaskos (8. Jh.), den Disputationsroman „De gestis in Perside“ (6./5. Jh.) und die „Christliche Geschichte“ des Philippos von Side (5. Jh.) zu den Ursprüngen der Erzählung, die in vorkonstantinscher Zeit in Syrien vermutet werden. Als Leitmotiv erscheint dabei die Frage nach den in den „Variationen“ zu Tage tretenden Spielarten einer positiven Bezugnahme auf den heidnischen Kult. Ein Materialteil enthält die verschiedenen Versionen der Erzählung in Originalsprache und Übersetzung sowie die (teilweise erstmals veröffentlichten) byzantinischen Miniaturen. Die Arbeit wurde mit dem GSCO-Preis 2009 der Gesellschaft zum Studium des christlichen Ostens ausgezeichnet.
Über das Berner Münster als Bauwerk, über seine Architektur und Steinmetzkunst informieren sehr viele und sehr gute Bücher. Was aber hat sich seit der Erbauung im Inneren des spätgotischen Prachtbaus abgespielt? Dieser Frage, die das Berner Münster als Kirchenraum in den Blick nimmt, ist das Buch gewidmet. Die hier versammelten Beiträge leuchten den Innenraum der spätgotischen Kirche als Raum der Kirche und als Raum für Kirche aus. Sie erkunden, wofür das seit 1421 errichtete Bauwerk in den 600 Jahren seines Bestehens Raum geschaffen hat – innenarchitektonisch, liturgisch, klanglich-musikalisch, politisch und hagiographisch-theologisch. Und sie scheuen sich auch nicht vor Impulsen und Gedanken für die Gegenwart.