Filmische Raumkonstruktion und Inszenierung städtischen Raums
Michelangelo Antonionis L’Eclisse (1962) und das römische Quartier EUR
Michelangelo Antonionis Interesse für Architektur, das sich in seinen Filmen über die bildhafte Mise en Scène zeigt, wurde vielfach in kunst- und filmwissenschaftlichen Schriften behandelt und in Architekt*innenkreisen gewürdigt. Bisher wurden Antonionis Filme jedoch selten im spezifischen architekturhistorischen Kontext analysiert, obwohl seine Inszenierung der gebauten Umwelt entscheidend für seine kritische Reflexion der Nachkriegsphänomene war. Jacqueline Maurer zeigt, dass in Antonionis L’Eclisse der römische Stadtteil EUR nicht nur als generische Kulisse, sondern als konkrete architektonische und historische Referenz fungiert. Das während des Faschismus als Vorzeigequartier geplante und seit der Nachkriegszeit kontinuierlich entwickelte EUR-Viertel spiegelt nicht nur die Geschichte der italienischen Hauptstadt wider, sondern verdeutlicht auch den Verlust an historischem Bewusstsein und die Gleichgültigkeit gegenüber der jüngeren Vergangenheit. Maurer verknüpft filmhistorische, -analytische und -theoretische Perspektiven mit der neueren Architektur- und Städtebaugeschichte Roms. Die Publikation richtet sich an Interessierte des europäischen Autorenkinos sowie der italienischen Geschichte und Architektur des 20. Jahrhunderts.
