Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das Bundeskanzleramt als zentrale Institution der westdeutschen Demokratie nach 1949, die sich zwischen demokratischem Aufbruch und den Schatten des Nationalsozialismus bewegte. Der Band beleuchtet die Biographien der leitenden Beamten und deren Einfluss auf die Politik und das Demokratieverständnis der Zeit. Dabei wird die Personalpolitik des Kanzleramtes sowie der Umgang mit der NS-Vergangenheit und der Öffentlichkeitsarbeit analysiert. Die Studien reichen von der frühen Geschichte des 20. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre und bieten neue Einblicke in diese Schlüsselstelle der Bundespolitik.
Gunnar Take Boeken


Forschen für den Wirtschaftskrieg
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft im Nationalsozialismus
Die Beiträge von Ökonomen zur praktischen und propagandistischen Vorbereitung und Begleitung der nationalsozialistischen Kriegsführung sind bisher nur wenig beachtet worden. Am Beispiel des ältesten Wirtschaftsforschungsinstituts untersucht Gunnar Take, woran die Wissenschaftler im „Dritten Reich“ arbeiteten, wie sie dem NS-Regime bei der Durchführung seiner wirtschaftspolitischen und militärischen Vorhaben halfen und welche Motivationen sie dabei verfolgten. In der Rekonstruktion der individuellen Entscheidungen und der vom Institut verfolgten Strategien vor und nach den Zäsuren 1933, 1939 und 1945 liegt der Fokus auf den Prägungen und Handlungsspielräumen der Direktoren, Abteilungsleiter und Assistenten. In den drei Hauptkapiteln werden die Forschungen zu einem Themenbereich (empirische Raumforschung 1935-45), für einen Auftraggeber (Wehrwirtschaftsamt der Wehrmacht 1938-1945) sowie die vielseitigen Aufträge und die Arbeitsweise einer Forschungsgruppe (Gruppe August Lösch 1940-45) analysiert. Damit liefert die Studie neue Erkenntnisse zur Wissenschaftsgeschichte, zur Geschichte der wirtschaftspolitischen Beratung des NS-Regimes sowie zur Rolle akademischer Wirtschaftsexperten in der Führung des Zweiten Weltkriegs.