Flucht-Bewegungen
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Anne-Lise Grobéty (1949–2010) schrieb diesen Roman im Alter von 18 Jahren. Er erscheint hier in einer Neuübersetzung. Die 18-jährige Studentin Aude begegnet der doppelt so alten Gabrielle, einer gebildeten, schönen und geheimnisvollen Frau: Schauspielerin, Inhaberin eines Antiquariats, Belgierin, Jüdin, geschieden, alleinstehend. Sie nimmt sich der jungen, unsicheren Frau an, die sich gegen die kleinbürgerliche Welt ihrer Familie auflehnt. Doch diese Beziehung wird mit Argwohn und schließlich mit offener Ablehnung zur Kenntnis genommen. Es kommt zum Bruch. »Alles ist wahr – außer der Geschichte.« (Anne-Lise Grobéty)
Benjamin erinnert sich an seine Kindheit und vor allem an die Freundschaft mit Oskar. Die beiden sind unzertrennlich, ganz so wie ihre Väter, die ihre Sommerabende mit rotem Wein und der lautstarken Rezitation großer Poesie im Garten hinter dem Haus verbringen. „Nichts bedrohte unsere Kindheit, bis die Zeit der leisen Worte über uns hereinbrach.“ Leiser werden die Stimmen, als die ersten Zeichen der Nazizeit heraufziehen. Die Leute in der kleinen Stadt fangen an, einander zu misstrauen. Bald ist nichts mehr so wie früher, selbst die Veilchen-Bonbons schmecken irgendwie anders. Doch nicht alle Stimmen werden leiser, einige sogar sehr viel lauter. So die des Lehrers, der Oskar in die letzte Reihe setzt, weil er Jude ist. Als Oskars Vater seine Stelle in der Bank verliert und die Familie ins Ghetto umsiedeln muss, belauscht Benjamin das letzte Gespräch zwischen den Vätern und ihm wird klar, dass die Zeit mit Oskar zuende ist - nicht aber die Freundschaft.