Das Wasser! Das Wasser! Das bin ich! Das bin ich! Ist das schon Erkennen, an dem man zugrunde geht? DAS WASSER ALS SPIEGELBILD DER SEELE "See'len„ werden im Hochgebirge mehrere nebeneinanderliegende Seen genannt, die zu klein und darum namlos geblieben sind. Schon in Urzeiten gab es die Vorstellung, dass dem See die Seele entsteigt. Über die Betrachtung von SEEN UND DER SEELE IM SPIEGEL DES SEES gelangt Angelika Rainer zum MYTHOS VON NARZISS UND ECHO, einer Geschichte von VERLANGEN UND VERWANDLUNG, VERGEHEN UND BEWAHREN. Mit ihren lyrischen Erzählungen “Luciferin„ und “Odradek„ hat sie Publikum und Kritik zum Staunen gebracht. In ihrem neuen Band geht das literarische Ausnahmetalent in einem unverwechselbaren lyrischen Ton der Frage nach, OB DER MENSCH SICH ERKENNEN KANN UND WIE NOTWENDIG EIN GEGENÜBER DAFÜR IST. “Und ein weiteres Mal zeigt sich, was Lyrik sein kann: ein Ereignis!" Die Presse, Robert Huez
Angelika Rainer Boeken




Poesie als Dach über dem Kopf Angelika Rainer schafft mit ihrer Lyrik ein Zuhause in der Schwerelosigkeit. „Die Erde schwebt frei im Raum. Das muss man sich zuerst einmal vorstellen, dann ertragen können.“ Damit werden wir unentwegt konfrontiert. Und wir: haben Angst. Angst, runterzufallen. Aber was dagegen tun? Sind wir doch auf das Engste in ihr verwurzelt. Stets in der Abwägung, loszulassen und gleichzeitig: nicht loszulassen. Während der Wind die Steine aus der Erde reißt, die Sterne sich verirren, der Mond sich auf den Kopf stellt, die Arbeit eines ganzen Tages zu Frost wird, suchen wir. Nach etwas, das den Namen „Zuhause“ verdient hat. Etwas, das uns die Angst nimmt. Ein Ort, an dem die Wände trocken bleiben, die Erinnerungen mehr als verlorene Notizen in alten Mänteln sind, wo der Schlaf nicht gestört wird, ängstliche Herzen sicher sind und Gefühl und Gedanke sich frei entfalten können. Wie leben wir, wenn Regen durch die Wände des Idylls dringt, wenn das Idyll unverlässlich ist? Ein Zweckbau also, oder ist es mehr? Oder brauchen wir gar nicht mehr? Keine Verzierungen, keine überflüssige Schönheit. Vielleicht sind einfache Worte genug. Vielleicht können wir uns auch ohne Floskeln an den Wänden entfalten, aufrechterhalten, festhalten. Basierend auf dem Entwurf eines Zweckbaus für Ziegen des Architekten Gion A. Caminada und der Angst der Menschen, von der Erde zu fallen, baut Angelika Rainer Silbe für Silbe und Vers für Vers an einem Unterschlupf für die Ewigkeit. Ähnlich den Formen und Linien der Natur, die sich ungefragt und unaufgefordert in unsere Haut eingravieren, am Firmament der Sprache rütteln, wirken die Gedichte von Angelika Rainer.
Odradek
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Mit ihrem Debüt, der lyrischen Erzählung Luciferin, hat Angelika Rainer im Jahr 2008 Publikum und Kritik in Staunen versetzt. In ihrem unverwechselbaren, klangvollen Ton kreist sie in ihrem zweiten Werk nun um Odradek – ein gesichtsloses Zwirnspulenwesen, wie es Kafka in seiner Erzählung Die Sorge des Hausvaters beschreibt. Rainer erzählt die Geschichte weiter: Das Wesen Odradek hat keine feste Bleibe, es zeigt sich selten, und nur solange der Hausvater zu ihm spricht, ist es anwesend. Doch auch von den Zeiten seiner Abwesenheit gibt es Bericht, und unversehens gerät die Erkundung des Wesens zu einer Erkundung der Seele – geheimnisvoll und lange nachhallend.
In ihrem außergewöhnlichen Debüt umkreist Angelika Rainer das Leben einer kleinwüchsigen Frau, einer Zwergin: Ausgestoßen aus dem Dorf, aus der Gesellschaft, weicht sie tief in die Natur zurück und entzieht sich den Menschen und ihren Beschreibungsversuchen. Eine vage Annäherung ist nur möglich in den Gerüchten, die über sie verbreitet werden, in Selbstgesprächen und von ihr losgelösten Reden wie aus einer anderen Welt. Dennoch bleibt sie unnahbar: »Ich sehe alles und erzähle nichts. Ich halte mich an den Mond, sein ehrbares Schweigen.« Wie durch eine Wand von der Welt der Menschen getrennt, durchstreift sie die Nacht auf der Suche nach dem Luciferin, dem Licht der Glühwürmchen, mit dem sie die Dunkelheit, die sie umgibt, brechen kann. Angelika Rainer gelingt mit ihrer lyrischen Erzählung Luciferin ein Werk von atemberaubender Musikalität: Die vertrauten Bilder der Natur, der Abgeschiedenheit und Weltentfremdung, mit denen die Autorin spielt, erscheinen in ihrer silbrig schimmernden, poetischen Sprache so, als hätte man sie noch nie gesehen.