Annemarie Schäfer Boeken



„Ich denke, jeder Mensch trauert auf seine Weise, es gibt da keine Normen, jede Form von Trauer ist legitim, kein anderer hat über sie zu befinden, und es muss sie auch niemand begreifen. Aber manchmal hört man, liest man etwas, das dem eigenen Empfinden so nahe kommt, dass man sich vielleicht ein wenig verstanden fühlt.“ In Annemarie Schäfers neuem Buch geht es in anrührenden Gedichten und bewegenden Erzählungen um den Abschied von Menschen, Tieren, Orten, auch Lebensabschnitten, und um den ganz individuellen Umgang mit Trauer. Annemarie Schäfer wuchs im Ruhrgebiet auf, wohnte und arbeitete einige Jahre in Süddeutschland und lebt heute in Hannover. Ebenfalls von Annemarie Schäfer: Ich bade noch das Mufflon. Glossen aus dem ganz normalen Alltag. Edition Noëma 2008.
Ein Teppichwechsel, der ganze Territorien auslöscht, ein Mafia-Opfer, das im Nudeltopf Arien singt, morbide Assoziationen angesichts einer Kernspinröhre, geköpfte Gurken vor der Haustür, ein Löwe in der Garage... Alltag kann so spannend sein. ,,Da erschien auf ansonsten verlassener Straße ein einzelner Fußgänger, ein vom Himmel gesandter Wegweiserengel sozusagen. Als er auf meiner Höhe war, rief ich ihn aus dem Autofenster an. Der Engel drehte sich freundlich zu mir um und das brachte ihn beinahe zu Fall - er war leider ziemlich besoffen, ,,voll breit", wie die Hannoveraner diesen Zustand nennen. Ich fragte ihn trotzdem nach dem Weg, weil ich ihn nun einmal angesprochen hatte. Und nun geschah das eigentliche Der besoffene Engel machte den Mund auf und erklärte mir in leicht verwaschenem, aber wunderschönem Hochdeutsch den Weg zu meinem neuen Domizil. Ich war beeindruckt. Und sagte mir, in einer Stadt, in der so etwas möglich ist, muss es sich einfach gut leben lassen." Der Wegweiserengel