Kurt F. Neubert Boeken



„Brennpunkt Lutherstadt Eisleben“, enthält 9 Erzählungen, 11 Gedichte. Bemerkenswert sind die Ausführungen des Autors in »Gedanken des Laien Autors zu Martin Luther«. Ein Teil früherer Erzählungen hat Neubert mit Absicht wieder in sein Buch aufgenommen, um sie ausgehend von den ursprünglichen Gedanken, weiterdenkend zu darzustellen. So, wie z. B. in »Abschied nach der Christmette«, in der über Deutschland der eiskalte Schatten des Dritten Reiches und der Hass auf den Juden lag. Eingefügt in das Geschehen der Erzählungen, verblüffen und verzaubern die Gedichte. Das gesprochene Wort, auch wenn es etwas Leichtlebiges darstellt, ist vergänglich, nicht aber das Buch, in dem das Wort erhalten bleibt. Ein Buch hilft Neues zu entdecken, sich fort-zubilden. In der Erzählung »Luther ist schuld«, ist nichts zufällig. Neubert macht klar, welche Aus-wirkungen Luthers Thesen und die Übersetzung des Neuen Testaments in die deutsche Sprache, auf das Umdenken der einfachen Bürger hatte. So wird in dieser Erzählung das Schöpferische des Autors sichtbar. Luthers 95 Thesen gegen den kirchlichen Ablass im 16. Jahrhundert, fand im Volk eine große Aufnahmebereitschaft. Die Menschen wollten im Gottesglauben eine bessere und gerechtere Welt, die ihnen die katholische Kirche verwehrte. Sie glaubten, die Zustände unter den feudalen Bedingungen der katholischen Kirche, bedeuten soziale Ungerechtigkeit. Papst Leo X. (1513-1521) an der Spitze der Katholischen Kirche stehend, erließ den Peterserlass, der den Ablasshandel begründete. Er behauptete, er habe von Christi den Auftrag erhalten, allen Christen die Sündenerlösung gegen Geld zu gewähren. In deutschen Landen war der Ablasskrämer Johann Tetzel der Geldeintreiber, der von Luther in die Schranken verwiesen wurde. Mit seinen 95 Thesen und der Bibelübersetzung setzte Luther eine Volksbewegung in Gang: die in der frühbürgerlichen Revolution von 1524/25 endete. Auch wenn Luther den Aufstand nicht gewollt hatte, ihn sogar bekämpfte.
Die Frage, weshalb seinerzeit den Nazis so viele bereitwillig folgten, scheint inzwischen beantwortet. Aber die nach der religiösen Grundierung der Täter ist noch immer ein wenig verschwommen. Verpflichtet der christliche Glaube nicht zu Nächstenliebe? Wie kann auf einem solchen Boden der Antisemitismus gedeihen? Kurt F. Neubert geht dieser Frage nach. Er entwirft ein gesellschaftliches Panorama in den 30er Jahren, das vor und während der Nazizeit in der deutschen Provinz existierte. Seine Protagonisten reflektieren die kleine Welt, in der sie leben, und die sie selber auch prägen. Sie sind nicht willenlos der Obrigkeit ausgeliefert. Gleichwohl handeln sie am Ende wie willenlose Vollstrecker der Barbarei, die alles zerstört, was ihnen doch einmal heilig war. War’s das aber wirklich?