Dan Pagis, ein Klassiker der modernen hebräischen Literatur, wird in dieser Sammlung mit Gedichten in deutscher und hebräischer Sprache präsentiert. Die Auswahl und Übertragung stammt von Tuvia Rübner, einem bedeutenden Lyriker und langjährigen Freund Pagis'.
Die Gedichte von Dan Pagis gehören zu den wichtigsten der hebräischen Moderne und sind in einem klaren Alltagston verfasst. Hinter den Versen verbirgt sich oft das Ungesagte, während surrealer Humor und Paradoxien das Unauflösbare thematisieren. Pagis bewegt sich zwischen Urzeit und Gegenwart, Leben und Tod.
Klagescherben um einen Freund Ich schloß dir die Augen. Legte die Hände an ihren Platz. Deine Fußsohlen blicken mich mitleidig an: ich bin entbehrlich. Ich finde meine Hände, was soll ich mit meinen Händen tun. Ich setze die aufgesetzte Mütze auf, den geschlossenen Mantel knöpf ich zu. Der neue Friedhof ist weiträumig, ganz Zukunft. Von nah und fern, pausenlos der Singsang der Kantoren. Du schweigst, ein wenig verlegen: vielleicht ist es ein langer Abschied. Die Nägel wachsen langsam, schließen Frieden. Die Mundhöhle widerspricht ihrem Schöpfer nicht. Jetzt! jetzt! pochen Erdfäuste an die Bretter der Falle: öffne uns, öffne uns.