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Abram Maenner

    Findelkinder
    Und meine Flügel schweben ohne mich davon
    • Zeitlebens hat mich das Rätsel beschäftigt, woher künstlerische, woher literarische Kreativität komme. Ich habe mit vielen literarisch produktiven Menschen einen mehr oder weniger vertrauten Umgang gehabt. Aber ich wüßte nicht einen zu nennen, bei dem ich ähnlich große Schwierigkeiten gehabt habe, mir vorzustellen, ›wie er das macht‹. Im täglichen Umgang bis zur Schroffheit schnell im Denken, Urteilen und Handeln, scheint Abram des öfteren inne zu halten, ein Anderer zu sein und unaufgeregt Gedichte heraus zu lassen. Ohne Punkt und Komma, kein Titel und auch sonst keinerlei Spuren einer ›Nachbearbeitung‹. Abram Maenners Gedichte scheinen nicht durch einen wie auch immer gearteten Prozeß zu entstehen. Sie wirken auf mich überhaupt nicht wie ›gemacht‹. So denke ich mir, daß wir es hier mit einem lyrischen Sprechen im Modus eines hellsichtigen Orakelns zu tun haben, durch nichts als durch den ›Geist der Poesie‹ inspiriert. Selbstverständlich muß er sich mit den Themen und Gegenständen seiner Gedichte auseinandergesetzt haben – Geschichten aus dem Alten Testament und der griechischen Mythologie, mit dem eigenen Leben und seiner Zeit, mit der Erfahrung der Natur und der Liebe. Aber diese Auseinandersetzungen werden nicht mit, sie werden schon gar nicht in den Gedichten ausgetragen. Was sich dort ereignet, ist die Wahrnehmung zuvor genau durchdachter Sachverhalte durch ihre Verschiebung ins Poetische. (Leo Kreutzer, Professor für deutsche Literatur)

      Und meine Flügel schweben ohne mich davon
    • Findelkinder

      Gedichte

      Abram Maenner schickt sein Lyrisches Ich auf eine phantastische Odyssee. Aus dem Schrecken eines schutzlosen Lebens ohne Anbindung und Urvertrauen in die Welt findet er sich im Zauber der Liebe, in künstlerischer Arbeit als Bildhauer und in den Wundern der Natur. Dann weitet er seine Existenz in die Tiefe der Kulturgeschichte, vom Paradies über die Sintflut, die Mythen der Ägypter und Griechen bis zur Psychoanalyse. Er sucht als sumerischer Held nach dem Lebenskraut, stirbt und ersteht als Osiris, kniet als Mose vor dem Brennenden Dornbusch, scheitert als Messias, durchschreitet als Orpheus die eigene Unterwelt. Er offenbart seine Albträume und nutzt sie als Thema für romantische Ironie. Er lästert die Himmlischen und fliegt mit ihnen hinter die Sterne, um die Welt von außen zu sehen. Als Robinson erfindet er die Welt und sieht prophetisch ihren Verfall durch die Gewalt der Menschen. Er entzaubert die Götter und Heroen und läßt sie dabei neue poetische Magie entfalten, mit deren Autorität er Strafgericht hält über die Menschheit der Gegenwart. Auf der Suche nach dem Gelobten Land jagt er als Ahasver ruhelos über den Horizont und tröstet sich, indem er die Welt poetisch verklärt und sie sich zur Bühne schreibt. Als Kopfgeburt entthronter Götter wird er sterben, ohne zu wissen, wer er gewesen sein könnte, wenn nicht ein Lyrisches Ich mit Hammer und Meißel. Abram Maenner, geb. 1941, lebte in vielen Städten Deutschlands und anderer Länder, arbeitete als Regisseur, Schauspieler und Autor für Theater und Fernsehen, seit 1993 Bildhauer, lebenslang Lyriker.

      Findelkinder