Gerade mal sechs Monate erträgt der Wirtschaftsingenieur Leopold Levinsky die Schikanen, denen er in der Himmler Maschinennadel AG ausgesetzt ist, ehe er in einer Panikreaktion das Handtuch wirft. Im naiven Glauben, niemand würde Anstand an seinem unrühmlichen Abgang vom Wiener Neustädter Staatsbetrieb nehmen, und im vollen Bewusstsein seiner unstreitigen Fähigkeiten rechnet er fest damit, unverzüglich bei einem anderen Unternehmen in Lohn und Brot zu stehen. Ein mächtiger Arbeitgeber kennt jedoch keinen Pardon. Im Verein mit der Staatspolizei übt er blanken Terror aus. Er beschneidet dem Wirtschaftsingenieur die Flügel, gräbt ihm das Wasser ab, beraubt ihn kurzum seines Lebens. Den Unbilden dieses politischen Wahnsinns zu trotzen und den Kopf oben zu behalten ist zwar eine Herausforderung ohnegleichen, eine Unmöglichkeit aber beileibe nicht. Wiewohl ihn alle Welt auf Kandare reitet, ist Leopold Levinsky frohen Mutes und tritt die Flucht nach vorn an. Statt weiterhin Versäumnissen nachzutrauern, versucht er sich in der Schriftstellerei.
Gerold Kölle Boeken



Dem niedersächsischen Geflügelzüchter Nikolaus Neumann schwant nichts Gutes, als die Vogelgrippe in Deutschland ausbricht. Während sich die Angst der Bevölkerung anfangs in Grenzen hält und die Umsatzeinbußen durch Konsumrückgänge zu verkraften sind, bläst dem Vechtaer der Wind im Nu scharf ins Gesicht, als die Virusübertragung von Mensch zu Mensch nach einem bedauerlichen Vorfall in Bangkok nicht länger auszuschließen ist. Pech für den Geflügelzüchter, dass darob nebst allen anderen Thailändern im Land auch sein Nachbar am Pranger steht und dieser sein Mütchen an ihm kühlt, indem er ihn bei den Behörden anschwärzt. Im Verein mit der vorgeblichen Verletzung der Stallpflicht bricht eine auf seinem Anwesen gefundene tote Wildente Nikolaus Neumann das Genick. – Am Beispiel des Geflügelzüchters zeigt die bitterböse Satire auf, wohin die Verteufelung der Leistungselite führt. Ohne sie und ihre kritische Hinterfragung des Tuns und Treibens von Otto Normalverbraucher ist der Verfall einer Volkswirtschaft so sicher wie das Amen in der Kirche.
Die Ausbildung verschlägt die Kunstturnerin Paloma auf die Sports Islands, wo sie sich hoffnungslos in den Fußballer Pablo verliebt. Sehr zum Missfallen ihrer ehrgeizigen Mama, einer Sportlehrerin. Immerhin ist der junge Mann für seine Affären berüchtigt. Wie Paloma letztlich also den Laufpass bekommt, gilt ihr ausschließliches Interesse wieder dem Turnen, verlangt es die Spanierin danach, mit dem Challenger Pablos neuer Flamme, der Erzrivalin Vanessa, bei den Meisterschaften die Schau zu stehlen. Am Talent sollte es nicht scheitern, die Amerikanerin vom Thron zu stoßen, seinem Schicksal vermag freilich seit alters niemand zu entrinnen. – Auch wenn die Geschichte über das innige Verhältnis zwischen Mutter und Tochter durch die Tragik des Unglücks aufwühlt, verstört, dem Leser ans Herz rührt, bleibt die sportliche Fairness selbst in einer Welt des gnadenlosen ökonomischen Diktats nicht auf der Strecke. Und solange die Menschlichkeit siegt, kann es so verkehrt beileibe nicht sein, nach den Sternen zu greifen.