178 Jahre nach dem Tag des Zerfalls. Zurückgeblieben ist eine unterdrückte Gesellschaft in einer vermeintlich perfekten Stadt, umringt von todbringender Natur. Außerhalb der schützenden Stadtmauern kämpft die als Abtrünnige gebrandmarkte Ranya um das Überleben ihrer kleinen Gemeinschaft ausgestoßener Bürger. Doch nach einem gescheiterten Diebstahl ist nichts mehr, wie es vorher war. Verstört muss sie feststellen, dass der Mythos der Tiermenschbestien, die in der Außenwelt ihr Unwesen treiben, einen Funken Wahrheit innehat. Durch eine rätselhafte Verbindung mit dem überheblichen Fuchshybriden Argon wird jede Rückkehr in ihr vorheriges Leben unmöglich. Als auch noch der Alpha der Hybriden von der verbotenen Verbindung in seinem Volk erfährt und die Wächter der weißen Stadt immer tiefer in den Giftwald vordringen, holt Ranya ihre Vergangenheit ein und droht ihr düsteres Geheimnis zu enthüllen.
Versteckt im Schatten der Wälder lebt ein zartes Reh mit schneeweißem Pelz. Kaum einem hat sich die weiße Ricke je gezeigt. Doch jene erwartet die unschuldige Liebe oder der grausame Tod. Inmitten des umkämpften Königreichs Wessex zieht ein stoischer Söldner durch die Lande. Sein engster Freund, das treue Pferd stets an seiner Seite. Der Tod ist ihm längst ein vertrauter Gefährte, ebenso wie die Furcht, jemand könne entdecken, was sich unter seinen Handschuhen verbirgt. Bis er der wunderschönen weißen Ricke begegnet, welche ihn gar zu verfolgen scheint. Nach einem Überfall der Nordmänner droht sich die Legende des sagenumwobenen Tieres, unwiderruflich zu bewahrheiten. Doch was bedeutet die weiße Ricke für ihn und sein Pferd? Die unschuldige Liebe oder den grausamem Tod? Sicher ist nur, seit jeher verlangte die weiße Ricke Blut.
Ich will mich nicht möglichst präzise identifizieren, ich brauche Behauptungen: Ich bin ein boy. Ich bin Dichterkönig. Ich bin eine echte Ikone. Ich erkenne mich nicht wieder. Nichts könnte ich von mir sagen, das wirklich zuträfe: Weder bin ich mehr noch weniger „ich“. L’aura mi volve, et son pur quel ch’i’m’era - und gewendet bin ich noch immer der, die ich schon immer war. In dieser Faltung, an der Stelle der Uneinigkeit zweier Sprachen liegen die Gedichte dieses Bands, fehlerhafte Wiederholungen und unangemessene Übersetzung von Liebesgedichten des poeta laureatus Francesco Petrarca. Auch er ist immer dort, wo er nicht ist: Was er für Laura, seine Angebetete, hält, hallt und verändert sich dabei - l’aura, l’aurora, lauro, l’oro, l’ombra - ist letztlich doch bloß Schatten oder Busch. Petrarca folgt diesen Zeichen und im Gehen ist seine Sprache gerichtet: Er schreibt, insofern er widmet, an- und ausspricht. Wer aber fühlt sich angesprochen, wer ist bloß mitgemeint? Und wer spricht, wenn ich hier „ich“ sag? O Verlassenheit der prächtigen Ruinen, Einsamkeit der Gedichte und Jämmerlichkeit des in Kürze hier eintreffenden Seufzers, ihr bringt mich zum Weinen. Und wenn ich mich so weinen sehe, weine ich umso schöner. Werberei und Selbstbemitleidung sind zwei Seiten derselben Medaille in diesen Gedichten, in denen das „ich“ genauso begehrt wird wie das „du“. Sie erlauben mir, Chimäre, aus genau diesem Mund zu sprechen: dem jeweils Meinigen. ‒ Sandra Burckhardt
sandra burkhardt | wer A sagt »HEMMUNG UMGEHEN, GAUMEN UMFANGEN, UNMENGE MEINUNG AUFNEHMEN. MIAUEN. MUMIE NAMENS FISCH« Mit wer A sagt legt Sandra Burkhardt, Open Mike-Preisträgerin für Lyrik 2016, diesen Herbst ihren Debütband in der Reihe staben vor. Die Autorin studierte Kunstgeschichte und Literarisches Schreiben in Karlsruhe und Leipzig. Ihr Buch wer A sagt ist zugleich ihr Abschlussprojekt am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und versteht sich als Sammlung – oder besser Album – unterschiedlicher Texte, die alle um das Thema des Ornaments kreisen. Sandra Burkhardts Beschäftigung mit dem Thema Ornament ging die Frage voraus, wie sprachliche Zugriffe auf Bilder und visuelle Phänomene funktionieren und aussehen könnten. Dabei interessierten sie vor allem die Defizite und Überschüsse, die sich einer sprachlichen Beschreibung zu entziehen scheinen. Das Ornament, ein in der Regel ungegenständ-liches und aufgrund seiner Wiederholung scheinbar inhaltsleeres Muster, wurde somit Gegenstand der Betrachtungen der Autorin, die zwischen Lyrik und Prosa changieren. Als Anstoß dienten der Lyrikerin unter anderem ornamentale Teppiche, byzantinische Mosaiken, griechische Vasen und Mandalas, aber auch kunsthistorische und philosophische Betrachtungen, beispielsweise von Adolf Loos, Siegfried Kracauer, Gilles Deleuze, aber auch Ovid sowie die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Schreibregeln und unterschiedlichen älteren Gedichtformen. In wer A sagt nähert sich Sandra Burkhardt dem Ornament sowohl in essayistischer, als auch in poetischer Form an und stellt auf diese Weise eine Synthese von beschreibend-inhaltlicher und formaler Betrachtungsweise her (»So Augenweise Achsen // Aus welcher Richtung ist das Bild nun zu betrachten, um nicht bloß Schicht um Schicht sichtbar zu machen? Denn auch vom Grund aus gesehen, legt sich Wasser als Hülle um alles«). Ausgehend von den Mustern und Strukturen der verschiedenen Objekte entwirft die Lyrikerin aber auch experimentelle Spiele (»wer A sagt // Nächste Runde: Bitte jetzt ein anderes Gebirge aus denselben Bergen erstellen. Dazu heben wir ab, mischen neu bis ein gewaltiger Wäschehaufen vor uns liegt, die Linien sich in immer neuen Schlingen ineinander winden«). So auch in ihrem Zyklus Fischbahnen, in dem sich die Verslängen der Gedichte ebenfalls an Linien orientieren bzw. an den Schwimmbahnen der jeweiligen Fische (»Fischbahnen // Ich kippe immer dahin wo die Erdanziehungskraft / gerade am stärksten ist bin ein / Fisch am Stiel kippe durchs Lebensmittelregal / Sahnehering Rollmops«).