Ein Stück bayerische Kirchengeschichte Freimut, die »Parrhesia« im Neuen Testament, war für den bayerischen Landesbischof Hermann von Loewenich ein Lebensmotto. Er zählte zu den Kirchenreformern seiner Generation, sein Leben stand für wesentliche Eckdaten bayerischer Kirchengeschichte: Aufgewachsen in Nürnberg zwischen Kirche und Hakenkreuz, wollte von Loewenich nach dem Krieg eine demokratische Gesellschaft mitgestalten. In seinem Amt als Studentenpfarrer inmitten der Umbrüche der 1960er Jahre wuchs sein Unbehagen angesichts restaurativer Tendenzen in der Kirche und veranlasste ihn, gemeinsam mit Gleichgesinnten eine kirchliche Reformgruppe, den »Arbeitskreis Evangelische Erneuerung«, ins Leben zu rufen. Ob als Dekan oder Kreisdekan, als Synodaler in Bayern, in überregionalen Gremien oder schließlich als Landesbischof: Von Loewenich engagierte sich für eine offene, den Menschen zugewandte Kirche, die sich selbstbewusst in der Gesellschaft positioniert. Die Biographie beruht auf der Auswertung schriftlicher Quellen sowie auf Interviews mit Zeitzeugen. [Candor. Hermann von Loewenich (1931–2008). Church Reformer and Regional Bishop] Candor, the Parrhesia of the New Testament, was a life motto of the Bavarian Bishop Hermann von Loewenich. He ranked among the church reformers of his generation, his life was marked by the key events of Bavarian church history: grown up in Nuremberg between church and swastika, von Loewenich was eager to contribute to the development of a democratic society. As a student pastor in the midst of the upheaval of the 1960s his unease grew when faced with the restorative tendencies of the church which lead him to found together with like-minded friends a ecclesiastical reform group. Whether as dean or district dean or as a member of a synod or eventually as regional bishop: von Loewenich was committed to an open church that is devoted to the people and engages with self-confidence in society.
Angela Hager Boeken


Ein Jahrzehnt der Hoffnungen
Reformgruppen in der bayerischen Landeskirche 1966–1976
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Der Geist der 68er Bewegung hat zahlreiche gesellschaftliche Veränderungen angestoßen und ging auch an der Kirche nicht spurlos vorbei. Angela Hager untersucht das Engagement kirchlicher Gruppen für Reformen in der bayerischen Landeskirche zwischen 1966 und 1976. Diese bemühten sich um eine Enthierarchisierung kirchlicher Strukturen sowie Öffnung für konfessionsübergreifende, gesellschaftspolitische und globale Fragen. Am Beispiel dreier Reformgruppen zeigt sie im Kleinen, welch mühsamer Weg sich hinter dem großen Schlagwort von der Demokratisierung der Kirche und »1968« verbarg, und macht deutlich, wo kircheninterne Veränderungen gelangen und wo sie scheiterten. Gleichzeitig wird die bayerische Situation in den Kontext gesellschaftlicher und kirchlicher Ereignisse Westdeutschlands eingeordnet.