Der zweite Petrusbrief wurde und wird häufig als randständiger Text innerhalb des später kanonisch gewordenen Schrifttums wahrgenommen, der nicht so recht in das Gesamt des Neuen Testaments zu passen scheint. Deshalb überprüfen die hier versammelten Beiträge einerseits, ob und inwiefern dieser späte und pseudepigraphe Text mit anderen neutestamentlichen Schriften in Beziehung steht, und andererseits, wodurch sich das ganz spezielle literarische und theologische Profil des 2 Petr im Rahmen der frühchristlichen Literatur auszeichnet. Das thematische Spektrum umfasst dabei intertextuelle und traditionsgeschichtliche Verknüpfungen, kanon- und inspirationstheologische Fragen, die „New Perspective on Second Peter“, Analysen des Figureninventars sowie die Präsenz des 2 Petr in frühneuzeitlichen hebräischen Übersetzungen des Neuen Testaments. Auf diese Weise lädt dieser Band dazu ein, in Zukunft noch stärker Anregendes und Irritierendes an diesem Text zu entdecken und in der kritischen Auseinandersetzung mit ihm zu würdigen.
Wolfgang Grünstäudl Boeken



Gestörte Lektüre
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Seit einigen Jahren erwächst der biblischen Exegese eine ebenso herausfordernde wie bereichernde Anregung durch die Etablierung der sogenannten Disability Studies, die in einem betont inter- und transdisziplinären Zugang das Phänomen „Behinderung“ analysieren. Mit dem vorliegenden Band wird nun erstmalig auch im deutschsprachigen Kontext die Bedeutung der Kategorie disability auf verschiedenen Ebenen biblischer Hermeneutik erkundet. Neben der historisch-philologischen Arbeit an Texten des Alten und Neuen Testaments ist dabei die vielfältige und ambivalente Wirkungsgeschichte dieser Texte in frühchristlichen Rezeptionen ebenso im Blick wie gegenwärtige Applikationen in (sonder)pädagogischen Diskursen. Die Vielfalt der versammelten Beiträge zeigt, wie dynamisch und reichhaltig das Forschungsfeld einer die Kategorie disability beachtenden und entsprechend selbstkritischen Exegese ist.
Zweifellos haben biblische Erz�hlungen das kulturelle Erbe der westlichen Welt in besonderer Weise gepr�gt. Im Zusammenhang der Begegnung von dis/ability studies und Biblischer Exegese f�hrte das zuletzt auch zur Frage, ob nicht aufgrund dieser kulturpr�genden Wirkung anzunehmen sei, dass insbesondere neutestamentliche Heilungserz�hlungen die bin�ren Gegens�tze von normal/abweichend und behindert/nicht behindert entscheidend mitgeformt h�tten. Stimmte dies, w�ren diese Texte Katalysatoren der Ausbildung kulturpr�gender Differenzkonstruktionen, die weit �ber den engeren Bereich der Religion bzw. des Christentums hinaus zumindest auch als Werkzeuge der Diskriminierung gebraucht werden k�nnen. In einer von dieser kritischen Anfrage inspirierten Spurensuche fragen die Beitr�ge dieses Bandes in unterschiedlichen Perspektiven danach, ob und wie in der Rezeption neutestamentlicher Heilungserz�hlungen k�rperliche Normalit�t und dis/ability konstruiert werden und inwiefern dabei von einer Instrumentalisierung oder Verzweckung der innerhalb der neutestamentlichen Textwelten das Anbrechen der Gottesherrschaft signierenden Narrative gesprochen werden kann.