Helmut Völter Boeken

Angesichts der gegenwärtigen geopolitischen Instabilität, der Migration, des Klimawandels und der Krise des Wohnungsmarkts wird in verschiedenen Disziplinen erneut die Frage nach der Integrität des eigenen Handelns aufgeworfen. Vor diesen Hintergrund wird mit dieser umfangreichen Pub- likation die performative Forschung der Dialogue Concerts mit den darin aufgeworfenen Fragen ins Buchformat übersetzt. Der reich bebilderte Band enthält Vorträge und das visuelle Material, auf das sich diese beziehen, Diskussionen, Installationsansichten und neue theoretische Texte, die neben die ursprünglichen Positionen treten. Das Buch, das prominente Vertreter·innen aus den Bereichen Musik und Architektur zusammenbringt, zeigt anschaulich, wie Architekt·innen, Stadtplaner·innen, Komponist·innen und Musiker·innen einen weitreichenden gesellschaftlichen Wechsel befördern können, indem sie die Schwerpunkte ihrer künftigen Praxis neu bestimmen. Christopher Dell, * 1965, lebt als Theoretiker in den Bereichen Stadtentwicklung und Architektur, als Musiker, Komponist und Künstler in Berlin.

Masanao Abe – Calendar ist ein immerwährender Kalender. Für jeden Tag des Jahres wird eine Wolkenfotografie des Physikers Masanao Abe mit einem Pressebild kombiniert, das am Tag der Wolkenaufnahme veröffentlicht wurde. Abe beobachtete, fotografierte und filmte die Wolken am Fuji von 1927 bis 1941. Die Pressebilder stammen aus internationalen historischen Tages- und Wochenzeitungen, die u. a. in Tokio, Seoul, Paris, Moskau, Berlin und Chicago erschienen. Der Berg und die Wolke sind ein traditionelles Motiv, das den Kontrast zwischen dem Festen und dem Flüchtigen symbolisiert. Mit den Konstellationen, die Helmut Völter Seite für Seite in seinem Kalender gefunden hat, verdoppelt er das Motiv: neben die Wolken, die in immer neuen Formen am Fuji vorbeitreiben, setzt er Fotos aus Tageszeitungen, die ebenso flüchtig und nur für kurze Zeit sichtbar sind wie Wolken. Der Kalender ermöglicht so ein intensives Erleben von Zeit, was ihn auch als Ort für eigene Aufzeichnungen zu einem besonderen Objekt macht. Helmut Völter ist Künstler und Grafikdesigner in Berlin.

Der Künstler Adrian Sauer untersucht die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Fotografie. Mit selbstgeschriebenen Computerprogrammen hinterfragt er die fotografische Funktionalität und die Zuverlässigkeit von Fotografie als unvoreingenommene Abbildung der Realität. Sein Projekt Truth Table, inspiriert von mathematischen Wahrheitstabellen, überprüft den Wahrheitsgehalt logischer Aussagen. Es thematisiert eine binäre Denkstruktur, in der Informationen in ausschließliche Kategorien sortiert werden, ähnlich dem Binärcode mit den Optionen 0 und 1. Sauer nutzt Binärcodes zur digitalen Abbildung und Verarbeitung von Informationen. Für seine Arbeiten wird er im Herbst mit dem SPECTRUM – Internationaler Preis für Fotografie der Stiftung Niedersachsen ausgezeichnet, den zuvor Künstler wie Rineke Dijkstra und Boris Mikhailov erhielten. Adrian Sauer, 1976 in Berlin geboren, ist bildender Künstler und lehrt Fotografie sowie generative Bildsysteme an der Hochschule Bielefeld. Lavinia Francke ist Generalsekretärin der Stiftung Niedersachsen, die den Preis vergibt, während Steffen Siegel Professor für Theorie und Geschichte der Fotografie an der Folkwang Universität der Künste in Essen ist.