Das Backsteinhaus
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Nach dem Fall der Mauer treffen sich fünf Männer im Wohnwagen eines Freundes. Sie kommen aus den beiden Teilen Deutschlands. In Fischerhütte, am Rand der Mecklenburgischen Seenplatte, hatten sie vor 50 Jahren für die Ferien eine bleibende Freundschaft geschlossen. Nach den Jahren der Trennung sprechen sie nun beim Bier oder einem Beutel über die vergangene Zeit und bewahren ihren Burgfrieden. Auch beim Skat entsteht kein Streit. Die Wohnwagenphilosophen nennt man sie im Dorf. Nur die Schwester eines Freundes bleibt verbittert. Das Bild der Landschaft, der Mischwald am anderen Ufer, der Unterschied in Wuchs und Farbe, führt einen Maler und einen Fotografen zusammen. Beide sind Hobbyisten – Zwei zufällige Begegnungen stellen ihre Frage: Bei wem lebt das blonde Mädchen? Soll Aljoscha das Schicksal des Sergeanten Grischa erleiden? Die Aufgabe am Nächsten hält sie weiter zusammen – das Bild vom anderen Ufer.
Geografische Momentaufnahmen
Als die Autos noch langsamer fuhren und 80 km/h als eine hohe Geschwindigkeit angesehen wurde, da strampelte ich als Radfahrer über die Chausseen. Zur rechten Seite gaben Steine die gefahrenen Kilometer an. Zu Ostern 1935 kauften die Eltern mir ein Fahrrad. Seit zwei Jahren fahre ich nun jedes Wochenende von der Stadt mit dem Gymnasium in den kleineren Heimatort und wieder zurück. Kilometersteine? Ich kannte meine Strecke, zweimal dreiunddreißig Kilometer. Heute rasen wir an Plastikpfählen vorbei, sehen vielleicht mal auf den Tacho; das war's dann. Dabei finden wir Kilometersteine auch auf unserem Lebensweg, die uns an wahre Erlebnisse erinnern. Wir finden Begegnungen mit Feinden des Krieges wie mit Verfolgten von gestern. Und gerade diese Menschen sollten in unserem Denken einen vorderen Platz einnehmen. Sie helfen uns, das Gestern nicht nur vergehen zu lassen, sondern bewusst zu verarbeiten, um jede Art der Wiederholung auszuschließen. Das Nichtsgewusst erbringt neue Erreger. Was könnte den Kindern widerfahren, wenn wir's nicht wahrhaben wollen? Hätten wir es doch nicht so eilig. Der errungene Wohlstand entbehrt einer rechten Würdigung, durch eine im Leid unerfahren gebliebene, sich der Geschichtslosigkeit zuwendenden Generation.