Frieda führte ein freizügiges Leben als wundervolle, intelligente junge Frau. Sie gewann den Kampf gegen Alkohol und Drogen, doch das HIV-Virus war stärker. Am 2. Januar 1993 starb sie an Aids und blieb bis zu ihrem Tod eine Suchende. Nach dem Verlassen des Gymnasiums absolvierte sie die Handelsschule und die Sozialakademie in Graz, während sie im Büro der Universität arbeitete. Später war sie als Bewährungshelferin und bei der Lebenshilfe tätig. Ihr Kampf gegen die Krankheit führte sie bis nach Indien. In ihren letzten Jahren schrieb sie Tagebuch und hinterließ mir diese als ihr Vermächtnis, in denen sie Stichwörter auf Deutsch und Englisch kritzelte. Diese drei schmerzvollen Jahre mit der todbringenden Krankheit erforderten unbeschreibliche Kraft und Lebenswillen. Frieda lebte in ihrer eigenen Welt und blieb eine Suchende, die ihren Platz in der Gesellschaft fand und leben wollte. Drei Wochen vor ihrem Tod vertraute sie mir ihre erschütternden Tagebücher an mit den Worten: „Mach mit den Büchern, was du für richtig hältst. Schreib ein Buch über mein verkorkstes Leben … Mir bleibt keine Zeit mehr. Sag allen Jugendlichen, sie sollen ihr Leben nicht so vergeuden, sie sollen auf sich aufpassen! Das Leben ist so schnell vorbei! Sei nicht traurig, Schwesterlein!“
Renate Säumel Boeken
