Was ist Krieg? Wer führt ihn? Warum lernen die Menschen nicht aus den Fehlern, dem abgründigen Grauen? Diese Fragen kann eine Ausstellung nicht beantworten. Noch weniger kann sie oder Kunst tatsächliche gesellschaftliche Veränderungen bewirken. Aber sie kann den Versuch unternehmen, das Denken derjenigen zu beeinflussen, die sich mit den präsentierten Kunstwerken auseinandersetzen. Die AZKM bildet mit der Ausstellung einen Resonanzraum, in dem die Folgen und Auswirkungen kriegerischer Ereignisse für das Individuum, Gruppen und Gesellschaften des 20. und 21. Jahrhunderts anhand der gezeigten Arbeiten in verschiedenen Medien sichtbar und bewusst werden. Die scheinbar sichere Distanz, die man am Fernseh-Gerät oder beim Nachrichtenlesen noch aufrecht erhalten kann, wird für einen Moment von den mal direkten, mal subtilen, oft nachdenklich stimmenden Arbeiten aufgehoben. Das Unheimliche und Unbegreifbare eines Krieges spielt sich auch in den Köpfen der Betrachter ab. Künstlerinnen und Künstler: Lida Abdul, Marcel Dzama, Lukas Einsele, Parastou Forouhar, Ori Gersht, Barbara Hlali, Jenny Holzer, Emily Jacir, Sigalit Landau, Randa Mirza, Jean-Gabriel Périot, Stephen Prina, Martha Rosler, Gil Shachar, Helmut Smits Texte von Susanne Düchting, Linda Hentschel, Nadia Ismail, Stefanie Loh, Cora von Pape und Julia Wirxel
Susanne Düchting Boeken


Die Vorstellung von der Autonomie und Einheit des Subjekts wurde zwar bereits seit dem 19. Jahrhundert von Denkern wie Marx, Nietzsche, Mach und Freud in Frage gestellt und die Identität in der Moderne dadurch veränderlicher und vielfältiger, ihre Formen blieben aber noch relativ substanziell und fest. Den aktuellen Diskurs prägen seit Foucault Begriffe wie Diskontinuität, Spaltung, Deformierung und Nicht-Identität. In zwölf Einzeluntersuchungen und zahlreichen Vergleichsbeispielen zeigt die Autorin die Entwicklung des Selbstbildnisses seit den späten 1960er Jahren vor dem Hintergrund des gewandelten Subjektstatus auf. Die ausgewählten zeitgenössischen Künstler und Künstlerinnen konstruieren und erfinden komplexe, manipulierte und multiplizierte Identitäten und beziehen sich in spielerischer oder ironisch-witziger Weise auf die kunsthistorische und erkenntnistheoretische Tradition. Dabei charakterisieren sie sich in der Tradition Duchamps statt durch „Abbilder“ durch ihre Konzepte, die zu prozesshaften, collageartigen und performativen Arbeiten führen.