Seit ihren disziplinären Anfängen kennzeichnet entwicklungsorientiertes Denken die großen Theorieentwürfe in der Soziologie und in der Sozialanthropologie. Die Zuständigkeit der Sozialwissenschaften für das 'Soziale' und der damit einhergehende Erklärungsanspruch sowohl im Mikrobereich des Verhaltens und Handelns als auch auf der Ebene der gesellschaftlichen Organisationsformen werden heute vor dem Hintergrund der Allgemeinen Evolutionstheorie zunehmend von biologischen Teildisziplinen in Frage gestellt. Die Beiträge des Bandes diskutieren aus unterschiedlichen Blickwinkeln die mögliche Fruchtbarkeit wie auch die Grenzen evolutionstheoretisch orientierten Denkens für den soziologischen und sozialtheoretischen Diskurs.
Tamás Meleghy Boeken





Was ist ein soziologischer Gegenstand? Was ist die Aufgabe der Soziologie? Gibt es eine spezifische soziologische Methode? Tamás Meleghy diskutiert diese Fragen, indem er drei bedeutende soziologische Denktraditionen (Soziologie als Sozial-, Moral- und Kulturwissenschaft) im Kontext von Karl Poppers Evolutionärer Erkenntnistheorie und Drei-Welten-Ontologie analysiert. Ziel ist es, diese Konzepte zu integrieren und die genannten Fragen zu beantworten. Nach einer Begründung seiner Vorgehensweise rekonstruiert der Autor die Evolutionäre Erkenntnistheorie Poppers, wobei er sich auf die Probleme der Soziologie konzentriert. Er zeigt die Relevanz dieses Bezugsrahmens für die Soziologie auf und zieht folgende Schlussfolgerungen: Es existieren mehrere soziologische Gegenstandsbereiche, darunter soziale, normative und kulturelle Phänomene. Die Aufgabe der Soziologie besteht darin, diese Phänomene als Problemlösungen oder Mittel zur Lebensbewältigung zu analysieren. Poppers Situationslogik bietet eine eigenständige Methode für die Soziologie. Es wird deutlich, dass eine allgemeine Soziologie sozialer Phänomene noch nicht existiert. Eine solche Wissenschaft könnte untersuchen, ob es universelle Gesetzmäßigkeiten des Sozialen gibt. Eine Wissenschaft normativer Phänomene würde sich mit der Entstehung kollektiver Normen aus individuellen Entscheidungen befassen, während die Soziologie kultureller Phänomene die Beständigkeit oder den Fortbes
Die Plenarvorträge thematisieren und reflektieren die theoretische und methodische Selbständigkeit der Soziologie wie auch deren Erklärungskraft bezüglich sozialen Verhaltens in Auseinandersetzung mit Erklärungsmodellen der Ökonomie, der Biologie und der Anthropologie. In den Beiträgen der Sektions- und Forschungsgruppen geht es vor allem um die Kompatibilität und Anschlußfähigkeit ökonomischer, soziologischer, politischer und kulturalistischer Ansätze in den speziellen Soziologien sowie um die Chancen und Grenzen interdisziplinärer Forschung in verschiedenen Forschungsbereichen.