Dörte Negnal Boeken



Gewalthafte Ereignisse schaffen Atmosphären von Bedrohung und Unsicherheit. Unter den Rufen nach politischen und justiziellen Lösungen wird die Sicherheitsfrage mit der Bestimmung und Bearbeitung vermeintlich spezifischer sozialer Gruppen beantwortet: die islamistischen Terroristen, die Ultras oder der Schwarze Block sind Versuche, soziale Phänomene zu personifizieren. Dabei ist wenig dazu bekannt, wie soziale Gruppen problematisiert und die so geschaffenen Zugehörigen hierin selbst aktiv werden. Der vorliegende Band versammelt aktuelle Forschungsbefunde zur Problematisierung sozialer Gruppen und offeriert das analytisch-konzeptionelle Potenzial für eine sozialwissenschaftliche Forschung. Der Inhalt · Theoretische Perspektiven zur Personifizierung sozialer Probleme · Doing Problem Group als (De)Stabilisierung von Kategorien im Zuge ihrerinstitutionellen Bearbeitung · Doing Problem Group in aktiven und passiven Wendungen problematisierender Zuschreibungen · Prozesse und Effekte von Problemgruppenkonstruktionen Die Zielgruppen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Dozierende und Studierende der Soziologie, Kriminologie, Politik-, Kultur- und Erziehungswissenschaften, der Sozialen Arbeit/ Sozialpädagogik und Philosophie Die Herausgeberin Dr. Dörte Negnal ist Juniorprofessorin für Sozialwissenschaftliche Kriminologie am Department Erziehungswissenschaften | Psychologie der Universität Siegen.
An russischsprachigen Inhaftierten personifizieren sich soziale Probleme. Die Ethnografie liefert Einsichten in den Alltag von Problematisierungsprozessen und ihren Akteuren. Wenn soziale Gruppen öffentlich thematisiert werden, moralische Aufladungen mit ihnen einhergehen und sich staatliche Einrichtungen sozialer Kontrolle und Hilfe den vermeintlichen Mitgliedern widmen, haben wir es mit der Problematisierung einer sozialen Gruppe zu tun. Am Beispiel russischsprachiger Inhaftierter bietet die Ethnografie Einsichten in das komplexe Interaktionsgefüge zur Wahrnehmung und Durchsetzung einer »Problemgruppe«, denn es stellt sich die Frage, was die Beteiligten ins Spiel bringen und wie sie dies tun, wenn die sogenannten »Russen in Haft« geschaffen werden.