Der Zufall hatte dem Staufer Friedrich auf den Thron verholfen: Der Sohn König Konrads III. war bei dessen plötzlichem Tod zu jung, und so fiel die Wahl auf den Herzog von Schwaben, der als Kaiser Barbarossa in die Geschichte eingehen und maßgeblich unser Bild vom Mittelalter prägen sollte. Doch bewundern wir vielleicht nur ein Trugbild? Knut Görich befreit in seiner grundlegenden Biographie den Stauferherrscher aus dem Rankenwerk der Legendenbildung und zeigt ihn einerseits als Genie des Ausgleichs im Umgang mit den Großen des Reiches. Andererseits gelingt es ihm herauszuarbeiten, in welchem Maße Friedrich I. in allen seinen politischen und militärischen Handlungen auf die Wahrung und Mehrung seines eigenen Rangs und auf die Ehre des Reiches bedacht war. So entsteht insgesamt das nuancierte Bild eines realen mittelalterlichen Menschen, das sich deutlich von all jenen Projektionen unterscheidet, die ihren Ausgang in einer nationalistisch orientierten Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts genommen und bis heute unsere Wahrnehmung des historischen Barbarossa bestimmt haben.
Knut Görich Boeken






Die Ehre Friedrich Barbarossas
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Knut Görich zeigt an einem Lieblingsthema der deutschen Mediävistik, der Herrschaft Friedrich Barbarossas, und an einem der zentraleren Prinzipien seines Herrschaftshandelns, welche grundsätzlich neuen Perspektiven einem scheinbar umfassend erforschten Feld abzugewinnen sind, wenn man in Abweichung von den üblichen Forschungsansätzen die ›Bedeutung der Ehre‹ für das politische Handeln Barbarossas ins Zentrum der Untersuchung stellt. Die Ehre als vergleichsweise ›archaische‹ Handlungsnorm hatte auf die Politik des Staufers große Auswirkungen. Umfassend diskutiert Görich, in welchen Zusammenhängen und mit welchen Bedeutungen der Begriff ›honor‹ im Spektrum des politischen Handelns Friedrich Barbarossas erwähnt wird, inwieweit sein herrscherliches Handeln durch Anforderungen dieses ›honor‹ bestimmt war, welche Sanktionen auf Verletzung des herrscherlichen ›honor‹ zu gewärtigen waren. Damit gewinnt Görich einen Schlüssel zu den Handlungsmaximen Barbarossas, der seine Herrschaft in einem völlig neuen Licht zeigt.
Die Staufer
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Das Bild Friedrich I. Barbarossa zeigt noch heute die Züge der Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts. Dieser Band informiert klar und kompetent über die Geschichte der Staufer und das Leben und Wirken der einzelnen Kaiser vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen ihrer Zeit.
Herrschen und (Nicht-)Entscheiden
Politisches Handeln im Reich und Ostmitteleuropa des 12. Jahrhunderts
Anders als in der modernen Gesellschaft, in der politisches Handeln wesentlich als ein Handeln mittels Entscheidungen erscheint, bestimmte im Mittelalter die strenge Rangordnung den zentrale Entscheidungsrahmen. Der Rang markierte die soziale Identität des Einzelnen. Eine Entscheidung des Herrschers war eine konfliktträchtige Angelegenheit, wenn sie an den Rang geknüpfte Ansprüche bedrohte und deshalb als Ehrverletzung empfunden wurde. Wegen solcher potentiell destabilisierender Folgen bestand Herrschaftsausübung oft genug darin, Entscheidungen zu vermeiden und in der Schwebe zu halten. Der vorliegende Band versammelt Beiträge deutscher, polnischer, tschechischer und ungarischer Historiker, die 2023 in Brno/Brünn verschiedene Facetten herrscherlichen Entscheidens thematisierten. Entscheiden vermeiden im Mittelalter Politisches Handeln erscheint uns heute als wesentlich durch Entscheidungen bestimmt. Auf das Mittelalter ist diese Vorstellung jedoch nur begrenzt übertragbar, denn anders als in der modernen Gesellschaft war in der mittelalterlichen Gesellschaft die strenge Rangordnung eine wesentliche Rahmenbedingung des Entscheidens. Der Rang markierte die soziale Identität des Einzelnen. Eine Entscheidung des Herrschers war eine konfliktträchtige Angelegenheit, wenn sie an den Rang geknüpfte Ansprüche bedrohte und deshalb als Ehrverletzung empfunden wurde. Wegen solcher potentiell destabilisierender Folgen bestand Herrschaftsausübung oft genug darin, Entscheidungen zu vermeiden und in der Schwebe zu halten. Der vorliegende Band versammelt Beiträge deutscher, polnischer, tschechischer und ungarischer Historiker, die 2023 in Brno/Brünn verschiedene Facetten herrscherlichen Entscheidens thematisierten.
Der sog. Cappenberger Barbarossakopf gilt seit langem als ein Bildnis des Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa (1122-1190). Bisher unveroffentlichte Ergebnisse einer materialtechnischen Untersuchung von 1977/78 verlangen jedoch, den Entstehungskontext des Werkes neu zu bestimmen. Welche Konsequenzen ergeben sich fur das Verstandnis des Kopfes? Neben dem konsequenten Bezug auf das Objekt steht die Grundung des Pramonstratenser-Klosters Cappenberg im Zentrum der Beitrage. Welchen Einfluss hatte die von Otto von Cappenberg ubernommene Taufpatenschaft fur Friedrich Barbarossa auf die Ausstattung des Stifts? Welche Bedeutung hatte die Memoria des Kaisers und der Stifter? Der Tagungsband wirft neues Licht auf die Bedeutung Cappenbergs fur die Ausbreitung der Pramonstratenser sowie den Reprasentationsanspruch der graflichen Stifter, vor allem aber auf Entstehung, Funktion und Bedeutung des Cappenberger Kopfes.
Verwandtschaft - Freundschaft - Feindschaft
Politische Bindungen zwischen dem Reich und Ostmitteleuropa in der Zeit Friedrich Barbarossas
Die Narrative der Nationalgeschichten haben seit dem 19. Jahrhundert das Verständnis der mittelalterlichen Geschichte Ostmitteleuropas immer wieder anachronistischen Geschichtsbildern unterworfen, die die Interessen und Legitimationsbedürfnisse der Nationalstaaten auf das Mittelalter zurückprojizierten. Davon zu unterscheiden sind aber die aus Sicht der Zeitgenossen des 12. Jahrhunderts relevanten Kategorien, die die politischen Beziehungen zwischen Friedrich Barbarossa und den weltlichen und geistlichen Eliten Mittelosteuropas bestimmten. Dabei treten vor allem Bindungen rechtlicher, freundschaftlicher und verwandtschaftlicher Art in den Blick. Die Reflexe gelingender oder scheiternder Beziehungen in der böhmischen, deutschen, polnischen und ungarischen Historiographie des 12. Jahrhunderts lassen wiederum Rückschlüsse auf zeitgenössische Wertvorstellungen und autorenspezifische Sichtweise zu. Der Band versammelt Beiträge deutscher, polnischer, tschechischer und ungarischer Historiker, die 2017 in Brno/Brünn nach den Konsequenzen dieser Bindungen für die politische Gestalt Ostmitteleuropas im 12. Jahrhundert fragten.
Manche Kapitel der mittelalterlichen Geschichte des Reichs und des slawischen Ostmitteleuropas waren lange Zeit in besonderem Maße der nationalen Sinnstiftung verpflichtet: sie schienen die Konfliktlagen vorwegzunehmen, in denen sich die Nationalstaaten des 19. und 20. Jahrhunderts bewegten. Während der langen Regierungszeit des Staufers Friedrich I. Barbarossa gab es sowohl friedliche wie auch kriegerische Anlässe, Beziehungen besonderer Art zwischen dem Reich, den Přemysliden in Böhmen und den piastischen Herrschern in Polen anzuknüpfen. Die Deutung dieser historischen Sachverhalte ist bis in die Gegenwart von den Traditionen und dominierenden Geschichtsbildern der jeweiligen Nationalgeschichte stark beeinflusst. Die narrative Erzeugung der Nationen seit dem 19. Jahrhundert verlangte eine national bewertete und staatlich konzipierte Darstellung des historischen Geschehens auch und gerade des Mittelalters. Dieser Band versammelt Beiträge deutscher, polnischer und tschechischer Historiker, die 2015 in Brno/Brünn nach Stellenwert, Bedeutung und Instrumentalisierung des ersten Stauferkaisers in der deutschen und ostmitteleuropäischen Historiographie des 19. und 20. Jahrhunderts fragten.
Barbarossabilder
Entstehungskontexte, Erwartungshorizonte, Verwendungszusammenhänge
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Der Tagungsband fragt jedoch nach dem „Sitz im Leben“ dieser Darstellungen, nach ihrem konkreten Entstehungsanlass. Damit werden lokale, spezifische Interessen hinter der Bildentstehung deutlich, die sich ebenso an den Hof wie an die unmittelbare Umgebung richten konnten. Die Bilder erhalten so ihren Bezug zur mittelalterlichen Lebenswelt zurück. Die Aufsätze eröffnen zahlreiche überraschende Einsichten in ein bis heute unzureichend erschlossenes historisches Themenfeld zwischen Herrschaftsrepräsentation und Kunstproduktion; sie stellen einen wesentlichen Beitrag zur aktuellen Forschungsdiskussion über mittelalterliche Herrschaftsbildnisse und zum Verhältnis von Kunst und Herrschaft im Hochmittelalter dar.
Herrschaftsräume, Herrschaftspraxis und Kommunikation zur Zeit Kaiser Friedrichs II.
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Die Vielseitigkeit, auch die Widersprüchlichkeit Kaiser Friedrichs II. ist immer wieder betont worden. Aber das Verhältnis zwischen Herrscher und Beherrschten war in den verschiedenen Reichsteilen nicht zuletzt an unterschiedliche Traditionen gebunden, die auch die Wahrnehmung des Staufers durch seine Zeitgenossen bestimmten. Diesen Zusammenhängen gilt die Frage nach Herrschaftsräumen, Herrschaftspraxis und Kommunikation: unter einer solchen Perspektive treten insbesondere die kontextgebundenen, häufig gegensätzlichen Erwartungshaltungen zutage, mit denen der Kaiser in seinem heterogenen Reich konfrontiert wurde und die zu einem guten Teil auch die vielberufene Rätselhaftigkeit seiner Person erklären dürften. Die Beiträge des Sammelbandes untersuchen Geschichtsbilder und ihre Gegenwart, Formen herrscherlicher Repräsentation und Beispiele charakteristischer Herrschaftspraxis in den einzelnen Teilen des Reichs Friedrichs II.