Die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur in Ostdeutschland hat sich von der Suburbanisierung der 90er-Jahre hin zu einer Reurbanisierung gewandelt. Während zuvor die Stadt-Umland-Wanderung dominierte, zeigen aktuelle Trends, dass bestimmte Städte wieder Bevölkerungsgewinne verzeichnen, was zu einem Rückgang der Bevölkerung im Umland führt. Diese Veränderungen verdeutlichen den dynamischen Wandel in der räumlichen Bevölkerungsentwicklung und die sich verändernden Lebensräume in der Region.
Textprobe: Kapitel: 2.3.2 Präferenzen Die Entscheidung für einen Wohnstandort
[ist] stark von der momentanen Lebensphase (...) abhängig (Einfügung nicht im
Original, Beckmann 2006: 69). Die Präferenzen eines Individuums hinsichtlich
des Standortes werden vor allem durch die aktuellen Ansprüche determiniert.
Aber nicht nur die Gegenwart bestimmt die Wohnwünsche, sondern auch die
bisherigen Wohnerfahrungen, das heißt die persönliche Wohnbiografie kann bei
der Wahl eines Wohnortes wirksam werden. So stellt Menzl die Erfahrungen als
ein wichtiges Motiv in Bezug auf Suburbanisierungsprozesse dar. Er schreibt:
Vom 'Land' kommend, wird die stadtbezogene Lebensphase als Episode
dargestellt, deren Begrenztheit immer schon oder doch zumindest rückblickend
absehbar gewesen ist. Mit der Rückkehr ins 'Grüne' glauben diese Haushalte an
ihre eigene Herkunft anknüpfen zu können (Hervorhebung im Original, Menzl
2007: 135). In ähnlicher Form ist dies auch für den spiegelverkehrten
Wanderungsprozess denkbar. So ist es möglich, dass sich bisherige urbane
Wohnerfahrungen auf einen erneuten Zuzug auswirken. Die Präferenzen eines
Haushaltes werden häufig in Abhängigkeit der Stellung im Lebenszyklus und/oder
dem Lebensstil beschrieben, was nachfolgend kurz angedeutet wird. Lebenszyklus
Als zentrale Einflussgrößen für die spezifischen Anforderungen eines
Haushaltes werden in diesem Konzept im Wesentlichen das Alter, der
Familienstand, die Haushaltsgröße sowie der Haushaltstyp betrachtet. Diese
Faktoren werden zur Erklärung herangezogen, um spezifische Anforderungen eines
Haushaltes zu erklären (BBR 2007: 6). Bedürfnisse hinsichtlich der Wohnung,
des Wohnumfeldes und auch dem großräumigen Standort entwickeln sich häufig in
Abhängigkeit von bestimmten Ereignissen (Wicher 1992: 45). So führen
Veränderungen, wie der Eintritt ins Berufsleben oder eine Scheidung zu anders
gearteten Ansprüchen, wobei diese geänderten Gegebenheiten häufig in
Wanderungen münden (Frick 1996: 44). Das Lebenszykluskonzept wird oft in
Zusammenhang mit den verschiedenen Stadien eines Familienlebenslaufes
beschrieben. So unterscheidet Krämer (1992: 18) sechs Phasen eines
traditionellen, familienorientierten Lebenslaufes: die Gründungs-,
Expansions-, Konsolidierungs- und Schrumpfungsphase, worauf die nachelterliche
Gefährtenschaft und später die Verwitwung einsetzt. Jede Lebensphase bringt
spezifische Präferenzen hinsichtlich der Wohnung und auch des Wohnortes mit
sich. So wurde die Suburbanisierungsbewegung häufig im Zusammenhang mit der
Konsolidierungsphase diskutiert, welche von der Geburt des letzten Kindes bis
zum Verlassen des Haushaltes durch dieses Kind dauert. Aufgrund der
Pluralisierung der Lebensformen ist es jedoch nicht ausreichend, nur Familien
zu betrachten, denn viele Personen durchlaufen den traditionellen
Familienzyklus nicht mehr oder nur noch unvollständig und praktizieren andere
Lebensformen, wie nichteheliche Lebensgemeinschaften (Herlyn 1990: 81, vgl.
auch BBR 2007: 6). Ein ergänzendes Konzept stellt deswegen das des Lebensstils
dar (Steinführer 2004: 27), was nachstehend thematisiert wird. Lebensstil Das
Lebensstilkonzept ermöglicht einen detaillierten Zugang zu den Bedürfnissen
von bestimmten Personengruppen. In einem Lebensstil werden ähnliche Werte und
Verhaltensweisen abgebildet (Schneider 1999: 96). Lebensstile werden definiert
als raumzeitlich strukturierte Muster der Lebensführung (...), die von
Ressourcen (materiell und kulturell), der Familien- und Haushaltsform und den
Werthaltungen abhängen (Müller 1992: 376). Wie in der vorausgehenden
Begriffsbestimmung deutlich wird, werden Lebensstile keineswegs frei gewählt,
sondern sind jeweils von den individuell vorhandenen Kapitalarten geprägt
(Burzan 2005: 143), das heißt, die vorhandenen Ressourcen schaffen erst
Optionen, eine bestimmte Lebensweise zu verwirklichen. Harte
soziodemographische und -ökonomische Faktoren spielen also eben