Hans Winterberg wird erst seit wenigen Jahren als einer der wichtigsten Vertreter der tschechischen Avantgarde der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Zu Lebzeiten aufgeführt, aber nicht verlegt, gerieten seine Werke nach seinem Tod durch tragische Umstände unter Verschluss und werden nun in einer Kooperation zwischen dem Exilarte Zentrum der Musikuniversität Wien und Boosey & Hawkes erstmals herausgegeben. Winterberg überlebte die Shoah im Gegensatz zu seinen Kollegen und Freunden Ullmann, Haas, Krása und Klein durch eine Reihe von Wundern. Als Schüler von Alexander Zemlinsky und Alois Hába steht er sowohl in der Nachfolge Janá eks, wie er auch dem weiteren Umfeld der Zweiten Wiener Schule zuzurechnen ist. Die Sonate für Violine und Klavier, 1936 in Prag entstanden und uraufgeführt, gehört zu den wichtigsten Kammermusikwerken der Vorkriegszeit. Sie weist alle Charakteristika von Winterbergs Personalstil auf: eine am französischen Impressionismus geschulte Klangsinnlichkeit bei gleichzeitiger expressionistischer Strenge der Harmonik, motivische Kleingliedrigkeit, ein ausgefeiltes Spiel mit polyrhythmischen Patterns, und, vor allem im letzten Satz, ein der tschechischen Folklore entlehnter musikantischer Impetus. Schwierigkeitsgrad: 4-5
Hans Winterberg Boeken


Sonate
für Violoncello und Klavier. Violoncello und Klavier.
Hans Winterberg, 1901 in Prag geboren, durchlebte fast die gesamte Zeitspanne des 20. Jahrhunderts und wurde als Komponist von ihren wichtigsten künstlerischen Erneuerungen geprägt. Als Jugendlicher bereits ein brillanter Pianist, studierte er in Prag bei Alois Hába und Alexander von Zemlinsky. Seine Biographie wie seine Musik sind Spiegel der österreichisch-tschechisch-jüdischen Kultursymbiose, er selbst sah sich als Brückenbauer zwischen westlicher und östlicher, d.h. slawischer Kultur. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wurde er nach der Annektierung der Tschechoslowakischen Republik durch Nazi-Deutschland ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Als einziger jüdischer Repräsentant der tschechischen musikalischen Avantgarde der 1920er und 1930er Jahre überlebte er die Shoah und folgte 1947 seiner nicht-jüdischen Frau und der gemeinsamen Tochter im Zuge der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei in die BRD. Winterbergs faszinierendes Oeuvre, das nach seinem Tod jahrelang in einem deutschen Musikarchiv unter Verschluss gehalten wurde, wird nun in einer Kooperation zwischen dem Exilarte - Zentrum für verfolgte Musik der Musikuniversität Wien und Boosey & Hawkes in Erstausgaben erschlossen. Als erste Druckausgabe erscheint Winterbergs 1951 komponierte Cellosonate, in der alle Charakteristika seines unverwechselbaren Personalstils zum Tragen kommen: tänzerische Energie, Polyrhythmik, inniges, aber unsentimentales Melos, subtiler Umgang mit folkloristischem Material und ein untrüglicher Sinn für Form und Balance. Dieses Werk ist von mittlerem technischen und von höherem interpretatorischem Schwierigkeitsgrad. Schwierigkeitsgrad: 3