This yearbook aims to provide an academic forum to promote interdisciplinary discussion of the ethical questions arising from modern developments in science and technology. Each volume contains papers, reports and documents.
Die Tradition der Metaphysik, auf die sich die Neuzeit bezieht, verdankt ihre Physiognomie den systematischen Ansätzen, die den nach Aristoteles »zweiten« Anfang der Metaphysik im 13. Jahrhundert bestimmen. Der Zusammenhang zwischen mittelalterlicher und neuzeitlicher Metaphysik sowie Metaphysikkritik ist jedoch noch unzureichend erforscht. Diese Untersuchung fokussiert den einflussreichsten mittelalterlichen Ansatz von Johannes Duns Scotus und verfolgt dessen Rezeption und Transformation über Francisco Suárez und Christian Wolff bis hin zu Immanuel Kant und Charles Sanders Peirce. Scotus versteht Metaphysik als Wissenschaft vom Seienden als Seienden, jedoch nicht als Wissenschaft vom ersten ausgezeichneten Seienden, sondern als Wissenschaft vom ersterkannten Begriff des Seienden. Dieser Begriff wird nur im Rückgang auf die Voraussetzungen unserer kategorialen Prädikate erfasst und entfaltet sich durch modale Bestimmungen. Scotus fasst Metaphysik als »Transzendentalwissenschaft« (scientia transcendens) und ordnet ihr die formalmodale Bestimmung und Explikation der »ratio entis« zu. Die Erkenntnis des unendlichen Seienden ist Teil dieser Explikation und nur als solche möglich. Die neuzeitliche Metaphysik, oft als Traditionsbruch zur Metaphysik des Thomas von Aquin betrachtet, erweist sich im Licht von Scotus' Konzept als Ergebnis einer kritischen Transformation.
Der vorliegende 11. Band eines der wichtigsten deutschsprachigen Periodika zur Wissenschaftsethik befasst sich mit folgenden Themen: bioethische Konsensfindung in Europa, Stammzellenforschung und Embryonenschutz vor dem Hintergrund neuer Gewinnungsverfahren von ES-Zellen, Gentherapie im Spannungsfeld von Humanexperiment und Heilversuch, Verwendung menschlicher Körpermaterialien, gentechnisch veränderte Pflanzen, Enhancement und Suizidverhütung. Neben Beiträgen und Berichten enthält der Band zentrale wissenschaftsethische Dokumente nationaler und internationaler Organisationen aus dem Berichtszeitraum.
Ist unsere Welt ein Konstrukt oder Wirklichkeit? Was aber heißt überhaupt »Wirklichkeit«? Die Debatte über Realität und Realismus bewegt die Philosophie seit Beginn ihres Fragens. Ludger Honnefelder ist der Frage nach der Realität unter Einbeziehung ihrer Entwicklung in der Geschichte der Philosophie nachgegangen. Der jüngste Streit um den »Neuen Realismus« hat einen Vorgänger in den philosophischen Debatten des 13. und 14. Jahrhunderts. Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen die Fragen, in welchem Sinn wir von Realität sprechen, was wir unter Existenz verstehen und wie sich dieses Verständnis darstellt, wenn wir von einer Kontingenz der Welt ausgehen. Im Licht der neueren sprachanalytischen Metaphysik zeigt sich die Brisanz dieses »zweiten Anfangs der Metaphysik«, wie wir ihm bei Autoren wie Albert dem Großen, Thomas von Aquin und Johannes Duns Scotus begegnen. Ihre Lösungen werfen – wie die Beiträge des Bandes zeigen – neues Licht auf die Gegenwartsdebatte.
Die gängige Meinung sieht das Mittelalter als eine bloße Übergangszeit zur Neuzeit, in der Humanismus und Aufklärung sich durchsetzen mussten. Jüngste Forschungen zeigen jedoch, dass der Ursprung der Moderne gerade im Hochmittelalter liegt. Im 12. und 13. Jahrhundert beginnt eine Wende zur Rationalität, die entscheidende Entwicklungen einleitet: die Entstehung einer wissenschaftlichen Weltsicht, die Fokussierung auf das Individuum und die Entdeckung der Natur als sinnstiftende Dimension. Diese Entwicklungen sind kein Zufall; der lateinische Westen hat nun Zugang zur vollständigen aristotelischen Philosophie und zur fortgeschrittenen arabischen Wissenschaft. In einem einzigartigen kulturellen Austausch treffen christliche Theologie und griechisch-arabische Wissenschaft aufeinander. Dies führt zu neuen Themen wie Freiheit, Geschichte, Individualität, Natur und Erfahrung. Zudem entsteht eine Verbindung zwischen dem abrahimitischen Glauben und der griechischen Philosophie, die prägend für Europa und den Westen wird und die Moderne hervorbringt. Diese Verbindung geht bei den islamischen Lehrmeistern verloren, was bis heute weltgeschichtliche Folgen hat.