Charlie Chaplins Erfolge als Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor sind legendär. Er wurde nicht nur von einem riesigen anonymen Publikum verehrt, sondern auch von vielen Schriftstellern, Dichtern und Philosophen kommentiert, kritisiert und gefeiert. Er galt den Intellektuellen der 20er Jahre als die Ikone der Moderne. Brecht, Benjamin, Kracauer, Adorno, Bloch, aber auch Alfred Polgar, Joseph Roth, Louis Aragon, Paul Éluard und André Bazin widmeten Chaplin Rezensionen, Gedichte, Essays und Aphorismen. Der kleine Tramp, der arm und doch stolz, ziel-, aber nicht hoffnungslos durch eine feindliche Welt marschiert, verkörpert für sie den Außenseiter, der prägend für die Moderne wird. Die Zusammenstellung eröffnet eine ungewöhnlich erhellende Perspektive auf die komplizierte Moderne der 20er Jahre.
Dorothee Kimmich Boeken






Diese Einführung gibt einen Überblick über die wichtigsten literarischen und kulturhistorischen Entwicklungen, die für den Beginn der Moderne charakteristisch waren. Dabei werden die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhänge stets berücksichtigt. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Entstehung der europäischen Metropolen, den Veränderungen in Arbeitswelt und Familie, der Emanzipation der Frau, aber auch den Neuerungen im Bereich der Medien. Der Geschichte der Wissenschaften um 1900 ist ebenfalls ein Schwerpunkt gewidmet. Im Anschluss daran werden die wichtigsten Autoren und Werke vorgestellt. Exemplarische Interpretationen beschäftigen sich mit Stefan George, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Robert Musil und Rainer Maria Rilke.
Ferne Nähe : Tübinger Poetik-Dozentur 2007
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Feridun Zaimoglu und Ilija Trojanow thematisieren in den Vorlesungen der Tübinger Poetik-Dozentur 2007 ein zentrales poetologisches Problem: die Transformation von Welt in Text und umgekehrt. Zaimoglu befasst sich mit dem "echten Leben", das sowohl auf dem Papier als auch in Städten wie Kiel, Prag oder Wien existiert. Er teilt Erlebnisse aus seinem Alltag, erzählt von der Entstehung von Leyla und seinem neuesten Roman Der Liebesbrand. Dabei zeigt er, wie seine „eigenartigen Bekannten“ durch einen „Riß im Drahtzaun“ zwischen dem echten Leben und der literarischen Welt wechseln, während er sich in seine Mutter und den Erzähler von Leyla verwandelt. Trojanow hingegen berichtet ebenfalls von der Macht der Sprache und kulturellen Geographien. Er schildert, wie er seinen Roman Der Weltensammler verfasste, ein literarisches Museum imaginärer Welten. Mit präziser Recherche entfaltet er die Welt vor unseren Augen und demonstriert, wie sie sich in Text verwandelt – detailgetreu und gleichzeitig phantastisch. Der vorliegende Band Ferne Nähe bietet einen faszinierenden Einblick in das Denken und Schreiben dieser beiden außergewöhnlichen Schriftsteller.
Texte zur Literaturtheorie der Gegenwart
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Herausgegeben Und Kommentiert Von Dorothee Kimmich, Rolf Günter Renner Und Bernd Stiegler. Includes Bibliographical References (p. [475]-478).
Demokratie, Transformation und Nachhaltigkeit
Gedenkschrift für Alexander Thumfart
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Der Gedenkband für den verstorbenen Politikwissenschaftler Prof. Dr. Alexander Thumfart beleuchtet die komplexen Wechselwirkungen zwischen Demokratie, Transformation und Nachhaltigkeit. Er thematisiert, wie demokratische Partizipation sowohl förderlich als auch hinderlich für den ökologischen Umbau sein kann und wie politische Transformationen, wie die deutsche Wiedervereinigung, Teilhabe einschränken und Machtungleichheiten verstärken können. Thumfarts Lebenswerk, das sich um die Verbindung dieser Themen und die Förderung eines dialogischen Miteinanders drehte, dient als Inspiration für die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Herausforderungen.
Dorothee Kimmich untersucht in ihrem literaturwissenschaftlichen Essay das Verhältnis des Menschen zu seinen Dingen und kritisiert, dass die Moderne den Dingen das Leben nimmt. Sie zeigt, dass moderne Literatur und Kunst diesen Dingen ein Eigenleben zusprechen und dass der Umgang mit Dingen auch den Umgang mit dem Fremden reflektiert. Der Essay gliedert sich in Thesen und Texte, die verschiedene Perspektiven auf die Lebendigkeit der Dinge bieten.
Wem gehören Niemandsländer? Bei der Debatte um individuelles, gemeinschaftliches oder staatliches Eigentum an Grund und Boden konkurrieren seit der Antike theologische, philosophische, juristische und soziologische Argumente. Auch in der Literatur sind Niemandsländer ein Modell, Machtverhältnisse, Legitimation von Besitz, Autonomie und Zugehörigkeit zu reflektieren.0Niemandsländer sind Räume begrenzter Staatlichkeit und damit nur schwach oder gar nicht reguliert. Sie gelten den einen als gefährliche Landstriche, den anderen als Gebiete, die man ungestraft erobern darf. Verlassene Gegenden, Stadtbrachen, verwilderte Gärten und aufgelassene Industriegelände werden als Niemandsland bezeichnet und damit zu faszinierenden Orten. Sie bergen ein Risiko, wecken aber auch Neugierde und Kreativität, ziehen Flaneure, spielende Kinder, Verliebte, Dealer, Diebe, Künstler und Phantasten an und erlauben probeweise das Aussetzen der Regeln des Alltags. Im ersten Teil ihres neuen Buches steckt Dorothee Kimmich das kulturtheoretische Feld ab, in dem über Eigentumstheorien, Kolonialgeschichte, Pufferzonen, Bannmeilen, Kontaktzonen und Freiräume verhandelt wird. In einem zweiten Teil zeigen die Analysen literarischer Texte - u. a. von Johann Wolfgang von Goethe, Adalbert Stifter, Robert Musil, Franz Kafka, Walter Benjamin, Oskar Loerke, Michel Leiris und Chinua Achebe - wie Erzählungen die komplexen Verhältnisse um Grund und Boden in Narrative von Heimat und Auswanderung, Zugehörigkeit und Fremde, Imagination und Spiel, Grenzübertritt und Gefangenschaft übersetzen. Sie gestalten den prekären Status, den oft widersprüchlichen Charakter, die diffusen Eigenschaften und widerstrebenden Gefühle, die zum Niemandsland gehören
Es gibt eine Zeit der Sehnsucht, wo ihr Gegenstand noch keinen Namen trägt
23. Würth-Literaturpreis
Die vorliegende Anthologie zum Würth-Literaturpreis 2012 zu dem Preis-Thema 'Es gibt eine Zeit der Sehnsucht, wo ihr Gegenstand noch keinen Namen trägt.', das Brigitte Kronauer im Anschluß an die Tübinger Poetik-Dozentur 2011 gestellt hatte, enthält die Siegertexte Liebe auf israelisch von Maxim Biller (1. Preis) sowie Tanz der Zuckerfee von Ursula Wiegele (2.Preis). Darüber hinaus sind ein Vorwort von Brigitte Kronauer sowie zwölf weitere herausragende Texte aus dem Wettbewerb enthalten. Das Thema des Würth-Literaturpreises ist ein Zitat von Jean Paul aus der Selberlebensbeschreibung, im Vorwort zu dieser Anthologie beschreibt Brigitte Kronauer, was dieser Satz für sie bedeutet. Mit Bezug zu Jean Paul schreibt sie: 'Die noch gegenstandslose Sehnsucht, von der im Wettbewerbsthema die Rede ist, mußte als das nicht nur entdeckt, sie mußte in dieser Formulierung auch erst erschaffen werden. Hier steht eben nicht eine jener bequemen verbalen Badewannen bereit, in die man seine diversen Zuständlichkeiten reinplatschen und zum Klischee verunstalten läßt. Hier wird, im Gegenteil, etwas bisher als Sprache noch nicht Aufgetauchtes und daher nur tastend Erahntes ans Licht gehoben, das nun allerdings wie schon immer gewußt und vom Gehirn parat gehalten erscheint.' –
Ein Ausflug zu dritt
Vorwort von Dirk von Petersdorff. 25. Würth - Literaturpreis
Während die Differenz in den Theoriedebatten des 20. Jahrhunderts Schule machte, versammelte die Geschichte der Ähnlichkeit, von der unser Erkennen und Urteilen abhängt, nur wenige Anhänger um sich und war selten Ausgangspunkt kulturtheoretischer Diskussionen. Dabei ordnen wir die Welt, die Dinge, Farben, Töne und Erinnerungen, Gesichter und Geschichten, indem wir Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten wahrnehmen und bewerten. Ähnlichkeitsoperationen enthalten ein Urteil und verbinden damit Erkenntnis und Interesse. Ohne solche Verfahren der Annäherung wären wir weder in der Lage zu erkennen noch zu kategorisieren oder uns an etwas zu erinnern. Und ohne die Fähigkeit, etwas oder jemanden zu imitieren und nachzuahmen, erlernen wir weder eine Sprache noch Klavierspielen, weder Radfahren noch Seilspringen. Wiedererkennen, Zuordnen und Urteilen sind grundlegende Fähigkeiten, mit denen wir uns im Alltag orientieren. All diesen Operationen und Praktiken liegt einerseits das Wiederkennen und Abgleichen von Ähnlichkeiten zugrunde, andererseits aber auch eine Entscheidung darüber, welche Kriterien die angenommene Ähnlichkeit erfüllen muss. Ähnlichkeiten nicht zu erkennen, heißt daher oft, sie bewusst zu leugnen, etwa wenn kulturelle Zugehörigkeit oder eben Fremdheit und Alterität behauptet werden. Werden Ähnlichkeiten zugunsten von Differenzen und Oppositionen übersehen, so ist dies nicht nur ein erkenntnistheoretisches, sondern vor allem ein politisches Problem. Die Gleichheit vor dem Gesetz und die Ähnlichkeit der Kulturen ergänzen sich und machen deutlich, dass radikale Alterität keine Gegebenheit, sondern eine Frage der Perspektive ist. Ins Ungefähre stößt nicht in entlegene oder unbekannte Regionen des Denkens vor, sondern führt zu einem theoretisch wie praktisch anschlussfähigen Konzept, das in der Moderne zwar immer wieder thematisiert, dann aber doch folgenreich übergangen wurde.