The book offers an in-depth analysis of Syria's economic and political transformations, highlighting its role within the Middle East. The author's extensive firsthand experience and expertise in Syrian politics enrich the narrative, providing unique insights that are supported by his previous publications. This comprehensive examination sheds light on the complexities of Syria's situation and its impact on regional dynamics.
In einer Zeit, da alle Staaten des Nahen Ostens sich auf die Herausforderungen beschleunigter politischer und sozio-ökonomischer Veränderungen vorbereiten müssen, ist auch Syrien unter starken Anpassungsdruck geraten. Nicht nur wirtschaftliche Reformen sind notwendig. Wenn Syrien seinen Platz in einer zunehmend globalisierten Region verteidigen will, werden Politik und Gesellschaft sich zahlreichen Themen sehr viel intensiver widmen müssen als bisher. Dazu gehören die Rolle der Privatwirtschaft und die Führungsqualitäten lokaler Manager, das Erziehungs- und Ausbildungssystem, demographische Entwicklungen und ihre Bedeutung für den Arbeitsmarkt, aber auch Fragen der Sicherung des Wasserhaushalts, der politischen Liberalisierung, der Beziehungen zum Libanon und, nicht zuletzt, des Friedensprozesses: je eher Syrien und Israel ihre Konflikte beilegen, desto leichter wird es Syrien fallen, die wirtschaftlichen und innenpolitischen Herausforderungen einer neuen regionalen Arbeitsteilung anzugehen. Die Autoren des Bandes, Syrien-Experten aus dem Land und aus Europa, analysieren die beschriebenen Themen und entwerfen Szenarien der syrischen Zukunftsentwicklung.
Die arabische Welt wirkt von außen bedrohlich und statisch, doch die Staaten im Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika befinden sich in einem historischen Umbruch. Trotz der Stagnation des arabisch-israelischen Friedensprozesses haben Ereignisse wie der Krieg um Kuwait und neue wirtschaftliche Herausforderungen die Beziehungen zwischen den Ländern verändert. Der Tod langjähriger Herrscher, darunter König Hussein von Jordanien und Präsident Asad von Syrien, hat einen Generationenwechsel eingeleitet, der innerhalb eines Jahrzehnts zu einem Austausch der politischen Eliten führen könnte. Der Autor analysiert die Faktoren des Wandels in den wichtigsten Staaten der Region und untersucht die Möglichkeiten für wirtschaftliche und politische Erneuerung. Der Nahe und Mittlere Osten wird sich mittelfristig nicht zu einer europäischen Demokratie entwickeln, zeigt jedoch Anzeichen von Pluralismus. Die neuen Führungen streben an, ihre Länder wirtschaftlich zu öffnen, insbesondere gegenüber Europa. Es bleibt jedoch fraglich, ob diese Generation in der Lage sein wird, innere und zwischenstaatliche Konflikte erfolgreicher zu bewältigen als ihre Vorgänger. Die Fragen von Krieg und Frieden sind nach wie vor von zentraler Bedeutung.
»Desinteressierte Großmächte, alte Rivalitäten: Der Megatrend im Nahen Osten ist der Zerfall der regionalen Ordnung.«
Zu Beginn des neuen Jahrtausends hätte sich kaum jemand vorstellen können, dass der Nahe Osten derart durcheinandergeraten würde: Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi sind Geschichte; im Kampf gegen den Islamischen Staat kommt es zu einer Annäherung zwischen dem Westen und dem Iran; Syrien oder Irak könnten von der Landkarte verschwinden. Und Länder, die aus geopolitischen Interessen immer wieder in der Region interveniert haben, vermitteln den Eindruck, als würden sie sich nun am liebsten heraushalten.
Auch jenseits der Tagespolitik zeichnet sich ab, dass die 1916 mit dem Sykes-Picot-Abkommen etablierte Ordnung an ihr Ende gelangt sein könnte – ein Umbruch, wie ihn die Welt seit dem Zerfall der Sowjetunion nicht mehr erlebt hat. In dieser Situation unternimmt Volker Perthes den Versuch, aktuelle Verschiebungen in längere historische Entwicklungen einzuordnen, die wesentlichen regionalen Mächte zu identifizieren und Szenarien für eine Post-Sykes-Picot-Ära zu skizzieren.
Volker Perthes nimmt den Leser mit auf eine Reise durch ausgewählte Länder des Nahen und Mittleren Ostens und schildert die sozialen und politischen Realitäten dieser Krisenregion. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts steht diese Region im Zentrum weltweiter Aufmerksamkeit. Perthes beleuchtet die politische, kulturelle und konfessionelle Vielfalt und lässt die Menschen selbst zu Wort kommen. Die amerikanisch geführte Irak-Invasion hat die Verhältnisse durcheinander gewirbelt, was als geopolitische Revolution und historischer Wendepunkt für die regionalen Entwicklungen betrachtet werden kann. Langjähriger Stillstand ist vielerorts einer Unruhe gewichen, die sowohl neue Risiken als auch Chancen birgt. In der Auseinandersetzung um die Zukunft der Länder, durch die Perthes führt, spielt das Spannungsverhältnis von Religion und Politik eine zentrale Rolle. Im Streit über Terrorismus, Gewalt, das Verhältnis zu den USA und Europa sowie über Demokratie und Menschenrechte wird deutlich, dass es nicht um einen Kampf der Kulturen geht, sondern um Konflikte innerhalb der arabisch-muslimischen Kultur. Perthes ist Direktor der Stiftung für Wissenschaft und Politik und ein gefragter Nahost-Experte.
In Tunesien, Ägypten und zunehmend in weiteren Staaten der Region haben die Menschen im Nahen Osten und Nordafrika begonnen, ihr politisches Schicksal selbst zu gestalten. Obwohl 2011 zunächst nur einige Autokraten gestürzt wurden und der Aufbau demokratischer Staaten noch bevorsteht, erleben wir eine Zeitenwende in der arabischen Welt: eine neue Generation erhebt ihre Stimme, und die Beziehungen zwischen den Staaten verändern sich. Diese Veränderungen bringen Unruhe und Unsicherheit, doch von Marokko bis zur Arabischen Halbinsel herrscht Aufbruchsstimmung, in einigen Ländern sogar Euphorie. Die Bürger fordern Würde, Freiheit, demokratische Teilhabe sowie ein Ende von Korruption und Unterdrückung. Besonders die junge Generation, die 2011er, prägt die Proteste. Dennoch variieren die politischen Traditionen und Systeme sowie die wirtschaftlichen Gegebenheiten der einzelnen Staaten erheblich. Dies führt zu unterschiedlichen Entwicklungen: von Reformversuchen und raschen Machtwechseln bis hin zu blutiger Unterdrückung und Bürgerkriegen. Volker Perthes analysiert die Vielfalt dieses Aufbruchs und untersucht die Auswirkungen auf die deutsche und europäische Politik.
Die Wahrnehmung Irans wird derzeit von den Tiraden Ahmadinejads und dem Nuklearprogramm dominiert. Das Klischee von verblendeten Mullahs verstellt dabei den Blick auf ein Land, dem zentrale Bedeutung für den Nahen und Mittleren Osten zukommt. Dagegen skizziert Volker Perthes die differenzierten strategischen Positionen, die Radikale und Realisten innerhalb der iranischen Eliten einnehmen. Europäischen Politikern empfiehlt er eine Politik, die das wechselseitige Vertrauen fördert und die Sicherheitsinteressen Irans wie seiner Nachbarn ernstnimmt. Damit liefert er einen fundierten Beitrag zu einer der wichtigsten politischen Herausforderungen der Gegenwart.
Die politisch-strukturellen und normativen Veränderungen, die in der arabisch-nahöstlichen Welt seit dem zweiten Golfkrieg und der Madrider Nahostkonferenz von 1991 stattgefunden haben, gehen tiefer, als ein erster Blick auf die Mühen des Friedensprozesses vermuten läßt. Neue Machtkonstellationen zeichnen sich ab, mit Palästina ist ein neuer quasi-staatlicher Akteur auf der politischen Landkarte entstanden. Die neu entstehende regionale Ordnung ist dabei selbst nicht konfliktfrei. Sind kriegerische Auseinandersetzungen zu erwarten? Oder kann umgekehrt auf eine regionale Kooperation – im Bereich der Sicherheitspolitik wie bei der wirtschaftlichen Interaktion – gehofft werden? Die Untersuchung von Volker Perthes zeigt: Die Dynamiken arabisch-nahöstlicher Politik werden vornehmlich von den selbstdefinierten Interessen der Regionalstaaten bestimmt. Die arabischen Staaten, Israel und Iran werden auswärtige Hilfe in Anspruch nehmen, um ihre regionalen Interessen zu befördern. Versuche, die Region von außen neu zu ordnen oder zu organisieren, dürften aber weiterhin erhebliche Widerstände freisetzen und scheitern.