Warum ich Stalinist war und Antistalinist wurde
- 270bladzijden
- 10 uur lezen






Robert Havemann, geboren am 11. März 1910 in München, war Chemiker, Kommunist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus sowie Regimekritiker in der DDR. Er studierte von 1929 bis 1933 Chemie in München und Berlin und promovierte mit einer physikalisch-chemischen Arbeit am Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie in Berlin-Dahlem. 1933 wurde er von den Nazis aus dem Institut entfernt, fand jedoch eine Assistentenstelle an der Universität Berlin. 1932 trat er der KPD bei und engagierte sich nach 1933 in der illegalen Widerstandsgruppe „Neu beginnen“. Während des Krieges gründete er mit Dr. Georg Groscurth die Widerstandsgruppe „Europäische Union“. 1943 habilitierte er sich, wurde jedoch vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Er erhielt einen Vollstreckungsaufschub, da er in einem Zuchthaus Forschungsarbeiten für das Heereswaffenamt durchführen musste. Dort gab er mit einem geheimen Radio eine illegale Zeitung heraus. 1945 wurde er Leiter der Kaiser-Wilhelm-Institute, wurde jedoch 1950 erneut wegen eines Artikels gegen die amerikanische Wasserstoffbombe entlassen. Havemann war von 1949 bis 1963 Mitglied der Volkskammer der DDR und von 1950 bis 1964 Direktor des Physikalisch-chemischen Instituts der Humboldt-Universität. Er erhielt 1959 den Nationalpreis der DDR und veröffentlichte ein Lehrbuch sowie über hundert wissenschaftliche Arbeiten. Havemann starb am 9. April 1982 in Grünheide.
Robert Havemann war einer der schärfsten und klügsten Systemkritiker im ehemaligen Ostblock. Trotz ständiger Überwachung und mehr als zwei Jahren Hausarrest konnte die DDR-Obrigkeit ihn nie zum Schweigen bringen. 1943 wurde er vom NS-Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, überlebte jedoch durch glückliche Umstände. Havemann unterstützte den sozialistischen Aufbau, doch die Enthüllungen über stalinsche Verbrechen 1956 führten zu einem Wandel in seiner Haltung. Seine Vorlesungsreihe an der Berliner Humboldt-Universität 1963/64 brachte ihm ein Berufsverbot und den Ausschluss aus der Partei ein. Fortan setzte er sich mit Büchern und Artikeln, die er im Westen veröffentlichte, für eine revolutionäre und demokratische Veränderung in der DDR ein und inspirierte die Oppositionsbewegung. In einem seiner Werke versucht er, die politischen Systeme in Ost und West zu analysieren und zeigt auf, warum die Politbürokratien nach sowjetischem Muster scheitern mussten. Er kritisiert auch die westlichen Plutokratien und entwirft eine Sozialutopie, die eine alternativ-ökologische Zukunftsgesellschaft skizziert. Diese Themen sind heute aktueller denn je, da die Frage, ob der Untergang unserer Gesellschaften noch aufzuhalten ist, drängend bleibt. Ein kurzer Essay von Marko Ferst bietet eine aktuelle Lageeinschätzung und verweist auf die Gefahr eines Rückfalls in barbarische Zustände, sollte keine zukunftsfähige, ausbeutungsfreie Ordnung geschaffen w
«Seit jenen Novembertagen 1976 lebe ich nun mit meiner Familie hier draußen in Grünheide unter den sehr merkwürdigen Bedingungen, die sich ein krankhaftes Gehirn ausgedacht haben mag. Der Zweck dieser Übung ist sicherlich nicht, irgendwelche Ermittlungen gegen mich durchzuführen, denn was über mich zu wissen ist oder was man brauchen möchte, um gegen mich vorzugehen, da bedarf es keiner weiteren neuen Erkenntnisse, sondern der Sinn der Sache ist ganz offensichtlich, mir die DDR zu verekeln, mich hier rauszuekeln und rauszutreiben, man will mich loswerden. Man will, daß ich auch den Weg der anderen gehe, es vorziehe, meine Zelte abzubrechen und mein Heil im Westen zu suchen. Und das geschieht nun schon seit über achtzehn Monaten und jährt sich im November und ein Ende ist nicht abzusehen.»
Hat Philosophie den modernen Naturwissenschaften bei der Lösung ihrer Probleme geholfen? Naturwissenschaftliche Aspekte philosophischer Probleme