Faust/Urfaust
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Testo originale a fronte
Testo originale a fronte
Das Eintreffen des Ästhetischen ist unwahrscheinlich. Es ereignet sich für die meisten Menschen gegen die Verhältnisse, die es unwahrscheinlich machen, weil zweckloses Tätigsein in ihnen nicht vorgesehen ist. Die einflussreichen Essays des Komparatisten Gert Mattenklott erschließen ästhetisches Handeln – innerhalb und außerhalb der Kunst – als Ereignis, das sich in der Spannung zwischen dem Ästhetischen und dem Politischen vollzieht. Sie konturieren dieses Handeln als eigensinnige Opposition gegen die Verhältnisse, die es veranlassen, begrenzen und sich zugleich den Formen der Objekte aufprägen, die handelnd hervorgebracht werden. Ihren eigentümlichen Reiz gewinnen diese Essays aus ihrer formalen Gestalt. Sie navigieren mit metaphorischen Figuren durch den Raum zwischen Politik und Kunst und setzen dabei ein Begreifen jenseits wissenschaftlicher Begriffe in Szene. Im Nachvollzug des Prozesses der ästhetischen Erfahrung inszeniert die essayistische Kunst Mattenklotts diese Erfahrung als das, was sie ist: eine letztlich unbeendbare, zwischen den Objekten und einem konkreten Subjekt der Erfahrung hin- und hergehende Reflexionsbewegung. Die das Feld der Literatur weit überschreitenden Arbeiten aus vier Jahrzehnten sind Beiträge zu einer anthropologisch fundierten Ästhetik, in deren Zentrum die natürliche Fähigkeit des Menschen steht, seine Kräfte frei spielen zu lassen, um in und nach diesem Spiel seine Welt zu erneuern – und zwar derart, dass Politik und Ästhetik künftig einmal nicht mehr als Opposition gedacht werden müssen.
Die niemals unpolitische, immer mitreißende Art, Literatur, Kunst und Leben miteinander in Beziehung zu bringen, macht die Lektüre der Texte des Essayisten Gert Mattenklott bis heute zu einem Erlebnis.
Aus dem Inhalt: Mit Beiträgen von: Bernd Blaschke, Bazon Brock, Michael Custodis, Burcu Dogramaci, Rainer Falk, Friedrich Geiger, Heiko Hausendorf, Beatrix Hauser, Christiane Heibach, Frank Hentschel, Daniela Langer, Dirck Linck, Vittorio Magnago Lampugnani, Simone Mahrenholz, Carolin Meister, Brigitte Obermayr, Stefanie Rentsch, Jens Roselt, Ralf Schnell, Judith Siegmund, Robert Sollich, Sandra Umathum, Martin Vöhler, Christiane Voss und Matthias Warstat
Glauben, Wissen und ästhetische Erfahrung stehen in der abendländischen Tradition seit jeher in einem triangulären Verhältnis. Wenngleich die meisten Begriffe, Vorstellungsinhalte und argumentativen Grundmuster, mit denen zur Beschreibung dieses Verhältnisses operiert wird, bereits in der Dichtung und Philosophie der griechischen Antike von Homer über Platon bis Aristoteles zur Sprache gekommen sind, tritt ihre systematische Beziehung mit jeder historischen Epoche in eine andere Konstellation. Das Symposion, für das die Beiträge dieses Bandes verfasst worden sind, hatte nicht den Zweck, die Geschichte dieser Konstellationen und ihren antiken Vorlauf noch einmal nachzuzeichnen oder neu zu bebildern. Der rote Faden, der sich durch die teils allgemein kritischen und programmatischen, teils kasuistisch argumentierenden Beiträge ziehen läßt, knüpft sich an die Frage, ob es einen wesentlichen Sinn ästhetischer Erfahrung sui generis gibt, unabhängig von gnoseologischen Leistungen oder kryptotheologischen Funktionen.