Wolfgang Harich Boeken






Zur Kritik der revolutionären Ungeduld
Eine Abrechnung mit dem alten und dem neuen Anarchismus
Diese 1971 erstmals erschienene Schrift Harichs gehörte bislang zu den vergriffenen Büchern. Der in der DDR lebende Philosoph schrieb den Text 1969 als Sympathisant der Neuen Linken, der Anlaß zur Einmischung sah: Obwohl sich bis dahin kaum jemand aus der linksradikalen Bewegung im Westen zum Anarchismus bekannt hatte, erkannte Harich den Anarchismus als die dort 'dominierende Tendenz'. Es drängte ihn, 'den antiautoritär gesinnten Genossen warnend vor Augen zu führen, daß ihre vermeintlich taufrischen Lieblingsideen und bevorzugten Praktiken in Wahrheit weder originell sind noch sich jemals bewährt haben - bewährt im Sinne der herbeigesehnten Revolution'. So legte der gelehrte Kommunist ein polemisches Buch vor, das gleichwohl auf eine solidarische Kritik hinaúswollte. Es ist nie zu spät, diese Schrift zu lesen, die auch aus Anlaß des 75. Geburtstages Wolfgang Harichs im Jahre 1998 neu herausgegeben wird.
Der Band komplettiert die „Frühen Schriften“ Harichs und bietet zahlreiche Texte, Manuskripte, Briefe, Gutachten usw. zu den Themenbereichen: Wortmeldungen in der SBZ – Drei Schriftstellerkongresse – Im Aufbau-Verlag – Die „Deutsche Zeitschrift für Philosophie“ – Kultur und Philosophie – Politik, Gesellschaft, Universität – Das „Vademecum“ und sein Umfeld. Außerdem werden Harichs Schriften über und an Ernst Jünger, Ernst Bloch, Victor Stern, Georg Klaus und Georg Mende präsentiert. Zudem seine Artikel und Feuilletons aus dem „Kurier“.
Der zweite Teilband der „Frühen Schriften“ Wolfgang Harichs präsentiert den erstmaligen Abdruck seiner Dissertation über Herder aus dem Jahr 1951. Ergänzend kommen verschiedene Notizen zum Abdruck, die Harich im Kontext der Promotion anfertigte. Einen weiteren Schwerpunkt bilden verschiedene seiner Artikel aus der „Täglichen Rundschau“, für die er von 1946 bis 1950 arbeitete. In exemplarischer Auswahl, von den bekannten Theaterkritiken bis hin zu politischen und philosophischen Beiträgen, wird seine journalistische Arbeit vorgestellt.
Zwischen 1948 und 1956 hielt Wolfgang Harich an der Berliner Humboldt-Universitat in verschiedenen Funktionen und an unterschiedlichen Instituten Vorlesungen und Seminare ab. Zwei Schwerpunkte pragten dabei seine zum einen der Zyklus zur Entstehungsgeschichte und Entwicklung des Marxismus und zum anderen die Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie. In seinem Nachlass fanden sich zahlreiche Manuskripte, Notizen und Entwurfe zu diesen Veranstaltungen, so dass seine Lehrtatigkeit umfassend rekonstruiert werden konnte. Ein uberaus wichtiger Schritt, da die Vorlesungen das Fundament von Harichs Geschichtsphilosophie bilden. In keinem anderen Zusammenhang ausserte er sich derart umfangreich zu den Grundlagen seines Denkens. In diesem Teilband kommt zuerst seine Vermessung der Antike zum Abdruck. Daran schliessen sich die Prasentation der Analyse der neuzeitlichen Philosophie und Harichs Interpretation der deutschen Aufklarung an. Der zweite Teilband setzt dieses Programm dann bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts fort.
Wolfgang Harich (1923–1995) war ein bedeutender und umstrittener Intellektueller des 20. Jahrhunderts, der als Philosoph, Historiker und Literaturwissenschaftler wirkte und sich politisch engagierte. Sein Engagement führte zu einer achtjährigen Haftstrafe in der DDR ab 1956. Die posthum veröffentlichten Schriften Harichs erscheinen nun in einer achtbändigen Edition, die sein vielfältiges und unkonventionelles Werk dokumentiert. Diese reicht von seinen Beiträgen zur Hegel-Debatte in der DDR über seine Kritik an der 68er-Bewegung bis hin zu seinen Überlegungen zur marxistischen Ökologie. Der vorliegende Band konzentriert sich auf Harichs Auseinandersetzung mit Kant, die er bereits in den 50er Jahren begann. Während der Freiheitskonferenz 1956 referierte er zu diesem Thema, doch der Bericht wurde von der SED eingezogen und weitgehend vernichtet. Harich behandelte Kant auch in seinen Vorlesungen an der Humboldt-Universität. Nach seiner Haftentlassung in den 60er Jahren setzte er seine Forschungen fort. Band 3 enthält nicht nur frühe Arbeiten zu Kant, sondern auch Auszüge aus seinen Vorlesungen sowie das unvollendete Manuskript „Widerspruch und Widerstreit“, in dem er die marxistische Philosophie kritisch hinterfragt. Zudem sind Notizen und Exzerpte aus seiner Haftzeit in Bautzen enthalten, die das Thema Kant in einen breiteren Kontext einbetten.
Das grüne Jahrzehnt
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In den 1970er Jahren entwickelte Wolfgang Harich eine ökologische Perspektive, die in seinem wegweisenden Buch "Kommunismus ohne Wachstum" mündete. Dieses Werk gilt als das erste marxistische, das sich mit den ökologischen Herausforderungen der modernen Welt auseinandersetzt. Der Band enthält zudem Briefe und Dokumente aus Harichs Aufenthalten in Österreich, Spanien und der BRD zwischen 1979 und 1981, adressiert an prominente Persönlichkeiten wie Helmut Schmidt und Willy Brandt sowie an führende Vertreter der damaligen Grünen. Abschließend werden auch seine Gedanken zur Ökologie nach 1988 vorgestellt.
Der zweite Teilband umfasst die Schriften von Harich zur Kultur, die nach seiner Verhaftung entstanden, einschließlich des umstrittenen "Dingo-Aufsatzes". Neben unveröffentlichten Aufsätzen, Studien und Briefen wird der Band durch bisher unbekannte Manuskripte ergänzt, die im Kontext des Arbeiteraufstands von 1953 stehen. In dieser Zeit arbeitete Harich mit Bertolt Brecht zusammen, um die Aufstandsenergie in kulturelle Reformen zu lenken. Auch ein kritischer Artikel gegen die Staatliche Kunstkommission ist enthalten, was die Relevanz von Harichs Werk unterstreicht.