Ebenso wie die Entwickler moderner Industriemaschinen – hier die Dampfmaschine – ihre Produkte schütz(t)en, versuch(t)en Nachahmer an deren Konstruktionsunterlagen und Herstellungsverfahren zu gelangen. F. A. A. Eversmann (1759–1737) sollte bei seinem in der Grafschaft Mark vorgesehenen Einsatz das preußische Berg- und Hüttenwesen 1783/84 entwickeln helfen und berichtete seinem Dienstherrn umfänglich – einschließlich zahlreicher Zeichnungen, die später auch gedruckt erschienen. Er griff dabei auch als Landschaftsmaler zu Verstellungen und Ausflüchten, um gewünschte Informationen zu erhalten. Seine Briefsammlung war Jahrzehnte verschollen und konnte nun erstmals ausgewertet werden. In einem einleitenden Beitrag werden diese Bemühungen eingebettet in die Strategie Preußens, nach dem Siebenjährigen Krieg (1763) bzw. nach 1777 Anschluss an die industrielle Entwicklung in England und Frankreich zu finden, wobei das besondere Augenmerk auf der Entwicklung der frühen Dampfmaschinen in Tarnowitz/Oberschlesien, in Hettstedt/Sachsen-Anhalt und in der Grafschaft Mark/Westfalen lag.
Wolfhard Weber Boeken






„Alle Geschichtsschreibung ist Rekonstruktion und ist damit auch immer gegenwärtige Interpretation von Vergangenheit auf der Grundlage von Fragen und Quellen. Doch wer interpretiert, beansprucht auch Deutungsmacht über Vergangenes, indem er sich zugleich an Erwartetem orientiert. Daher ist auch Technikgeschichte - ebenso wie Naturwissenschaftsgeschichte oder Medizingeschichte - in diesem Sinne politisch, man denke nur an die mit Technik verbundenen und geweckten Zukunftshoffnungen oder an die durch sie eröffneten gesellschaftlichen wie individuellen Handlungsspielräume im technisch-industriellen Zeitalter.“ (Werner Conze) Lassen sich solche Erwartungen und Einflüsse in den dreißig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auffinden und in welchem Kontext traten sie auf? Wer waren die Protagonisten und auf welche Widerstände traf die Etablierung des akademischen Faches Technikgeschichte in Ost wie West? Das vorliegende Buch zeichnet die unterschiedlichen wissenschaftspolitischen und ideologischen Entstehungskontexte nach, die Inanspruchnahme durch eine sozialistische Weltdeutung im Rahmen der Produktivkraftgeschichte im Osten ebenso wie die widerstreitenden Positionen im Westen.
Die über zweihundertjährige Industriegeschichte des Ruhrgebietes ist eng mit den Ingenieuren verbunden, die in verschiedenen Industriezweigen wie Eisen- und Stahlwerken, Maschinenbau, Bergbau, chemischer Industrie und Energieversorgung tätig waren. Diese Persönlichkeiten prägten den ersten industriellen Strukturwandel des Reviers, der durch Konzernbildung und die Entwicklung von Kraftwerks- und Chemiestandorten gekennzeichnet war. Die erste Generation wissenschaftlich ausgebildeter Manager, die in bedeutenden Unternehmen wie dem Bochumer Verein, Hoesch, Krupp und VARTA AG wirkte, traf Entscheidungen, die die Entwicklung der großen Industriegiganten an der Ruhr von 1914 bis zur NS-Zeit entscheidend beeinflussten. Ihr wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Einfluss, insbesondere im Verbandswesen, war ebenfalls erheblich. Die in diesem Band versammelten Beiträge basieren auf neuen, umfangreichen Recherchen in Wirtschafts- und Werksarchiven und bieten biografische Profile von Persönlichkeiten wie Alfred Trappen, Joseph Schlink, Rudolph Bredt und vielen anderen. Diese Biografien beleuchten die entscheidenden Rollen, die diese Ingenieure und Manager in der Industriegeschichte des Ruhrgebiets spielten.
