Machiavelli entwirft die Figur des modernen Herrschers im Spannungsverhältnis von Macht und Schein. Nichts sein – alles scheinen wird zur Bedingung für Erwerb und Erhalt von Macht. Dabei ist Machiavellis Entdeckung und Nutzung der Perspektive für das Wesen des Politischen entscheidend. Unter die Perspektive diffuser Beobachter geraten, wird Herrschaft von der Inszenierung abhängig. Macht ohne Schein scheitert wie Schein ohne Macht. Es schlägt die Stunde der Medien. Sie arbeiten am Schein. Durch präzise Textanalyse wird der «Fürst» als komplexe Kunstfigur sichtbar. Machiavellis berühmtester Text wie sein umfangreiches Gesamtwerk aus Prosa und Poesie ist nur mittels Ästhetik und Rhetorik zu verstehen. Es zeigt den kritischen Humanisten und gewandten Politiker als Meister vieler literarischer Formen, mit denen er von Jugend an vertraut wurde.
Dirk Hoeges Boeken






Europäische Literatur und islamische Herausforderung
Kampf um Europa
Europäische Literatur nimmt die islamische Herausforderung über tausend Jahre an. Vom Rolandslied um 1100 bis zu Michel Houellebecqs Roman „Unterwerfung“ reichen die literarischen Zeugnisse des langen Kampfes der Religionen und Kulturen, zwischen Europa und Islam. Zu ihnen gehören u. a. Dantes „Göttliche Komödie“, Cervantes‘ „Don Quixote“, Luis de Camoes‘ „Lusiaden“, Voltaires Satire „Über die schrecklichen Gefahren des Lesens“, geschrieben im „Palast der Stupidität“ 1765. Sie zielt auf das Verbot des Buchdrucks im Osmanischen Imperium, das hinter der europäischen Entwicklung zurückbleibt. Der letzte Teil des Buches gilt der islamischen Blockade der Moderne und Ablehnung der universellen Menschenrechte. Als totalitäre Ideologie stellt der Islam eine fundamentale Herausforderung für die moderne Gesellschaft dar, deutlich in der „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“.
Ende der zwanziger Jahre kam es zwischen dem Romanisten Ernst Robert Curtius und dem Wissenssoziologen Karl Mannheim zu einer heftigen Kontroverse über die Aufgaben der Sozial- und Geisteswissenschaften. Sie verschärfte sich rasch zu einer wissenschaftspolitisc& n Auseinandersetzung, die, direkt oder indirekt, in den Schriften anderer bedeutender Wissenschaftler nachhallte oder fortschwelte. Diese Debatte wird jetzt zum erstenmal systematisch dargestellt, in ihren Motiven und Folgen beschrieben. Der Literaturwissenschaftler Dirk Hoeges analysiert die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, die sich in dem Wortgefecht der beiden Gelehrten spiegelten, und macht sie noch einmal in ihrer ganzen Brisanz und Widersprüchlichkeit lebendig: Wissenschaftsgeschichte als Geschichte vergeudeter oder verwirkter intellektueller Hoffnungen.
1933, sechzehn Jahre vor seiner Wahl zum ersten Bundespräsidenten 1949, stimmte Theodor Heuss für das „Ermächtigungsgesetz“ Adolf Hitlers. Es öffnete dem nationalsozialistischen Staatsterror Tür und Tor. Sofort begann die Jagd auf die Menschen- und Bürgerrechte. Ihr Ziel war die Zerstörung der Freiheit, der Gleichheit, der Würde des Menschen. Hinter Heuss’ Zustimmung verbarg sich mehr an Einverständnis mit Hitler und dem Nationalsozialismus als das Stichwort „Ermächtigungsgesetz“ erkennen lässt. Heuss war für die Einbürgerung Hitlers, fand an der Bücherverbrennung 1933 nichts Besonderes und „kämpfte ein Leben lang gegen die entwurzelten jüdischen Literaten“, die er für die Judenverfolgung verantwortlich machte; er forderte „gesunde“ Kunst und die Begrenzung literarischer Freiheit. Das Buch stellt die tradierte Sicht auf Heuss als Ikone des deutschen Liberalismus in Frage. Es setzt die Epochenanalyse deutscher Geschichte zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik fort, die mit „Kontroverse am Abgrund. Intellektuelle und in der Weimarer Republik“ (1994) „Die Menschenrechte und ihre Feinde“ (2013) und zahlreichen Aufsätzen des Verfassers begonnen und weitergeführt wurde.
Die Menschenrechte und ihre Feinde
Deutsche Profile zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik
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Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in der Französischen Revolution 1789 und die amerikanischen Proklamationen der Freiheit 1776 aus dem Geist der europäischen Aufklärung hatten in Deutschland einen schweren Stand. Eine Phalanx von Feinden sperrte sich politisch und ideologisch dem Einzug der Moderne. Deutschland schlug einen Sonderweg ein, der in einen Prozess der Entzivilisierung mündete. Antisemitismus, schleichend oder aggressiv, bildete einen unheilvollen Treibsatz. Sonderweg und Blockade führten in Isolation und Terror. Schriftsteller, Dichter und Wissenschaftler von Rang betrieben und flankierten diese Entwicklung. Dieses Buch zeigt den zivilen Verfallsprozess an deutschen Profilen zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik
Die erste vollständige Übersetzung der Gedichte Machiavellis und ihre Analyse zeigen: Sein Werk ist nur in der Zusammensetzung von Poesie und Prosa zu verstehen. Es enthält eine Systematik der literarischen Formen, die durch Beschränkung auf den Principe verdeckt bleibt. Kompromittiert wird neuerlich der ideologische Kampfbegriff des Machiavellismus. Machiavelli schärft über zahlreiche poetische Formen sein literarisches Profil: Epigramm, Strambotto, Stanza, Madrigal, Sonett, Kanzone, Canto, Capitolo, Serenade. Poetisiert werden Schlüsselbegriffe seiner Geschichts- und Machttheorie. Fortuna, die Gelegenheit, der Undank, der Ehrgeiz. ….“
Frauen der italienischen Renaissance
Dichterin – Malerin – Komponistin – Herrscherin – Mäzenatin – Ordensgründerin – Kurtisane
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Guizot (1787-1874) schrieb über die Französische Revolution: «Elle est la fille du passé et la mère de l'avenir.» Die in der Verknüpfung von Herkunft und Zukunft formulierte Allgegenwart der Revolution bestimmt das Denken Guizots, seine Konzeption der Geschichte, Gesellschaft, Literatur, die dargestellt, analysiert und in ihrem untrennbaren Zusammenhang untersucht werden. Die «royauté intellectuelle» François Guizots (G. Lefèbvre) entwirft den Weg der Geschichte zur Einheit von Wissen und Leben aus der Erfahrung des Umbruchs der Revolution, die ihm den Durchbruch zur Versöhnung von Einzelnem und Gesellschaft, von Gesellschaft und Staat, von Mensch und Welt bedeutet. Dabei prägen die Ambivalenzen der Revolution die ambivalente Haltung Guizots zur Revolution.