Werner Bucher Boeken






Der Autor von „Unruhen“ hat mit „Im Schatten des Campanile“ einen neuen Roman geschrieben, in dem Unzufriedene dominieren. Wütend verbeissen sich der Appenzeller Anton Inauen und die Deutsche Ute Gründel im überalterten Tessiner Dorf Montevecchia in ihre Ressentiments, Projektionen und zahllosen Unterstellungen, mit denen sie Mitmenschen in die jeweiligen Schubladen einschliessen. Die Welt gab ihnen nie, was beiden nach eigenem Dafürhalten zustand. Neid und Hass sind die Folgen. Kaum besser reagieren andere Bewohner des Dorfes auf ihre Welterfahrungen. Einzig drei alte Männer entrinnen dem Schatten der Vergangenheit, gehören nicht zu den vermeintlich oder tatsächlich Zukurzgekommenen. Ist aber eine Umkehr wenigstens für einige Montevecchiesi möglich? Das faszinierend geschriebene, wie bei einem Kriminalroman äusserst spannende und doch eindrücklich heutige Welt ins Wort umsetzende Buch deutet an, wohin die Reise gehen könnte. Der eigenwillige Roman schöpft aus dem vollen Leben, das uns umgibt, wo immer wir sind, sei es nun im Tessin oder anderswo auf dem Planeten Erde.
Unruhen, innere und äussere, dies ist das Thema dieses faszinierenden Buches. Kaum je dürfte in der neueren Literatur das Denken, Fühlen, Hoffen und Leiden eines Pfarrers so unmittelbar ins Wort umgesetzt worden sein wie im Roman von Werner Bucher. Mit Unruhen ist ihm ein gültiges Dokument über die Zürcher Jugendunruhen gelungen. Er hat in der Abgeschiedenheit des hügeligen Appenzellerlandes einen klassischen Bildungsroman geschrieben, der die Bewegung ins Bewusstsein zurückruft, die Anfang der 80er Jahre das satte Selbstverständnis der Schweiz in Frage gestellt hat.