Uwe Wittstock Boeken






Wolf Biermann beschreibt Marcel Reich-Ranicki als unverzichtbar, während Wolfgang Koeppen feststellt: „Er schreibt über mich, also bin ich.“ Reich-Ranicki, der berühmteste Literaturkritiker Deutschlands, feiert am 2. Juni 2005 seinen 85. Geburtstag. Uwe Wittstock, ein versierter Journalist, beleuchtet in seiner Biografie Reich-Ranickis Leben und dessen Spiegelung in der deutschen Geschichte. Ein Taxifahrer erkennt ihn sofort: „Sie sind der Kritiker.“ Diese Bezeichnung unterstreicht Reich-Ranickis immense Prominenz, die ihren Höhepunkt am 14. Dezember 2001 erreichte, als das „Literarische Quartett“ zum letzten Mal ausgestrahlt wurde. Bundespräsident Rau bat ihn, die Abschiedssendung in seinen Amtssitz zu verlegen – ein historischer Moment für die Literaturkritik. Anlässlich seines 85. Geburtstags wird Frankfurt ein Bankett zu Ehren des Mannes ausrichten, der sich mit Leidenschaft für die deutsche Literatur eingesetzt hat. Wittstock, der Reich-Ranicki aus langjähriger Zusammenarbeit kennt, bietet einen einfühlsamen Blick auf diesen Kritiker, der die Literatur in Deutschland popularisiert hat. Durch Gespräche mit Reich-Ranicki sowie Weggefährten und Gegnern wie Günter Grass und Joachim Fest zeigt er das Leben eines Mannes, der von den Nazis verfolgt wurde und zu einer der einflussreichsten Figuren der deutschen Nachkriegskultur aufstieg.
Franz Fühmann hat sich wie kein anderer Schriftsteller der wohl brisantesten literarischen Frage nach 1945 gestellt: Wie konnte ich ein Bewunderer Hitlers, wie konnte ich ein Nazi werden? Mit poetischer Genauigkeit durchforschte er die politischen Prägungen, denen er während seiner Kindheit und Schulzeit unter Hitler ausgesetzt war, um sie endlich abstreifen und hinter sich lassen zu können. In immer neuen Anläufen erkämpfte er sich damit seinen Weg zu einer ernsthaft liberalen, unideologischen Denkhaltung und wurde zu einem profilierten Kritiker des DDR-Regimes. In seiner kompakten Biografie beschreibt Uwe Wittstock Fühmanns „Wandlung ohne Ende“ hin zu einem meisterlichen Erzähler und Essayisten. Fühmanns radikale literarische Selbstprüfung gewinnt heute besondere Bedeutung – in einer Zeit, in der politische Extreme wieder einmal die Liberalität unserer Gesellschaft bedrohen.
Roman oder Leben
- 345bladzijden
- 13 uur lezen
Die Büchersäufer
- 173bladzijden
- 7 uur lezen
Die Buchbranche zwischen Glamour und Jammer: Uwe Wittstock ist als früherer Lektor und heute als Kritiker und Autor bestens mit den notorischen Stimmungsschwankungen des Literaturbetriebs vertraut. Abseits des medienwirksamen Jubelns und Klagens hat er eine stille, aber zahlenmäßig starke Gruppe von Suchtgefährdeten ausgemacht: die Büchersäufer. Unbeeindruckt vom Gerede über den angeblich bevorstehenden Untergang des Kulturguts Buch, sind sie dem Lesen hoffnungslos verfallen. Uwe Wittstock geht der Sucht nach, stellt Buchhändler vor, die – mit geringen finanziellen Mitteln, aber unter hohem persönlichen Einsatz – ihre Stammkunden jahrzehntelang mit der heißbegehrten Ware versorgen, oder Verleger, die das Rauschmittel auf den Markt bringen. Er fragt, ob die fortschreitende Ausbreitung der Buchhandelsketten das Aus für bestimmte literarische Sparten bedeutet, was die Deutschen bevorzugt lesen und ob sie wirklich weder Talent für Krimi noch für Revolutionen haben. Und seufzt im Anschluß an die Lektüre absatzträchtiger Liebesromane, ob nicht, bitte, einmal ein ernstzunehmender darunter sein könnte. – Themen, denen er ganz ohne kulturpessimistische Scheuklappen nachgeht und die er mit Hintersinn und höchst amüsant beleuchtet.
Postmoderne in der deutschen Literatur
Lockerungsübungen aus fünfzig Jahren
Diese Sammlung zeichnet die sprunghafte Karriere der Postmoderne in der deutschen Literatur seit 1960 nach. »Die Moderne ist hundert Jahre alt. Sie gehört der Geschichte an«, schrieb Hans Magnus Enzensberger 1960 in seinem Nachwort zur Sammlung »Museum der modernen Poesie«. Auch wenn er hier den Begriff »Postmoderne« noch nicht gebraucht, kann dieser Text als Beginn der Diskussion zum Thema im deutschsprachigen Raum angesehen werden, die zeitgleich auch in den USA in Gang kam. Was - mit allem Respekt - als »Moderne« verstanden wurde, schien plötzlich »ermüdet«, es konnte nun nicht mehr einfach für das Neue (Gute) im Gegensatz zum Traditionellen stehen, sondern wurde selbst in seiner Geschichtlichkeit gesehen. Aber es brauchte in Deutschland bis 1968, als der amerikanische Literaturwissenschaftler Leslie Fiedler mit seinem Freiburger Vortrag über »Das Zeitalter der neuen Literatur« (auf Englisch gedruckt im »Playboy«, auf Deutsch in »Christ und Welt«) eine über Monate geführte hitzige Diskussion auslöste - von den »Alten« Robert Neumann und Hans Egon Holthusen bis zu den damals »Jungen« Rolf Dieter Brinkmann, Martin Walser und Jürgen Becker. Sie wird hier erstmals komplett in Buchform wiedergegeben. Weitere Autoren (u. a.): Heiner Müller, Hanns-Josef Ortheil, Christoph Ransmayr, Sten Nadolny, Daniel Kehlmann, Durs Grünbein.
Der Fall Esra
Ein Roman vor Gericht. Über die neuen Grenzen der Literaturfreiheit
- 239bladzijden
- 9 uur lezen
Der Literaturkritiker Uwe Wittstock zeichnet die öffentlichen und juristischen Vorgänge um das Verbot des Romans Esra von Maxim Biller nach, die in einer historischen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2007 gipfelten. Darüber hinaus analysiert der Autor die bedrohlichen Auswirkungen des Verbots für die Freiheit der Literatur in der Bundesrepublik Deutschland. "Nun ist der Essay aber sehr wohl (und zu Recht) ein Einspruch gegen die Verfassungsgerichtsentscheidung - der Autor macht keinen Hehl daraus, dass er sie für grundfalsch und in sich widersprüchlich hält -, während er leider nur äußerst knapp die Folgen des Urteils für die Literatur thematisiert. Letzteres reicht kaum über den mehrfachen Hinweis hinaus, dass in Zukunft Verlage und Autoren wohl allein durch die Androhung einer Klage wegen Persönlichkeitsrechtsverletzung vorauseilend zu weitreichenden Änderungen bereit sein dürften, wie die jüngsten Beispiele - Tina Uebels "Last Exit Volksdorf" und Maik Brüggemeyers "Das Da-Da-Da-Sein" (siehe nebenstehende Rezension) - bereits belegten. Was den mittleren Part des Prospekts betrifft, ist das Buch jedoch geradezu vorbildlich. Es gelingt dem Autor, die Hauptlinien der teils einander überlagernden Prozesse verständlich herauszuarbeiten, was enorm wichtig ist, da sich diese Verfassungsgerichtsentscheidung kaum von ihrer Genese trennen lässt" (FAZ)

