Ein Plädoyer für eine neue Debattenkultur und eine Öffentlichkeit, die sich ihrer Verantwortung bewusst ist Die Öffentlichkeit unserer zerstrittenen Spätmoderne ist in einer desolaten Lage. Klug und scharfsinnig untersucht der Autor ihren Zustand, benennt ihre Feinde und Bedrohungen und stellt die Schicksalsfrage: Wie können wir eine zukunftsfähige Öffentlichkeit schaffen? Ein hochaktuelles, aufrüttelndes Debattenbuch. Die Öffentlichkeit ist der zentrale Wert unserer Demokratie. Nur wenn sich freie Meinungen ohne Angst begegnen, können sie das verhandeln, was alle angeht. Ohne eine funktionierende Öffentlichkeit kann niemand seine Interessen formulieren oder seine Meinung bilden. Doch die spätmoderne Öffentlichkeit sieht sich in einer paradoxen Lage. Je mehr Menschen durch die sozialen Netzwerke Zugang haben, desto chaotischer werden ihre Debatten. Radikale Vereinfachungen führen zu einer polarisierten Öffentlichkeit, in der es nur noch Freunde und Feinde gibt. Wer auf sachliche Informationen und einen rationalen Diskurs hofft, wird immer öfter enttäuscht. Dabei steuert unsere Gesellschaft auf eine doppelte Katastrophe zu. Die Zersplitterung des Sozialen nimmt in wachsendem Tempo zu und die Veränderungen des Anthropozäns zeichnen sich immer drohender am Horizont ab. Es ist also höchste Zeit, die Ursachen der zerstrittenen Öffentlichkeit aufzuzeigen. Denn sonst stehen wir bald vor einem brennenden Haus, und statt zu löschen, schreien wir uns alle weiter an.
Bernd Stegemann Boeken






Die Moralfalle
Für eine Befreiung linker Politik
Bernd Stegemann, Mitinitiator und Stratege der linken Sammlungsbewegung »Aufstehen«, analysiert scharfsinnig die fatalen Sackgassen linker Politik, die eine realistische Betrachtung der Welt durch aggressives Moralisieren ersetzt hat, und zeigt auf, dass die Kritik an sozialer Ungleichheit wieder ins Zentrum der Debatte gestellt werden muss. Angesichts einer polarisierten Gesellschaft wird stets Kommunikation und gegenseitiges Zuhören angemahnt. Doch wenn Ängste und Probleme angesprochen werden, wird schnell mit dem erhobenen Zeigefinger der Moral gedroht und der Ton wird schriller - jede misslungene Talkshow zeigt das ein ums andere Mal. Doch eine Moral, die fast immer nur bei Verstößen gegen Political Correctness zum Einsatz kommt und so gut wie nie Probleme mit dem Neoliberalismus hat, wird für die Linke zur Falle. Nur wenn die Linke sich von Sprechverboten verabschiedet, wird sie es schaffen, der Rechten die Diskurshoheit wieder zu entziehen. »In seiner klarsichtigen Analyse zeigt Bernd Stegemann, wie sich linke Politik durch den inflationären Gebrauch der Waffe abstrakter Moral von der Bevölkerungsmehrheit entfernt und sich in einer selbstgerechten Position isoliert. Sein Aufruf zur Abrüstung ist ein dringend notwendiges Plädoyer für eine neue linke Bewegung.« - Sahra Wagenknecht
Das Gespenst des Populismus
Ein Essay zur politischen Dramaturgie
Das Gespenst des Populismus geht um in Europa und der Welt. An populären Erklärungen für den Populismus mangelt es nicht und es scheint, als wären sie extra für unsere Gegenwart geschrieben worden: Es braucht eine Finanzkrise, eine Flüchtlingswelle, ein Misstrauen in die Eliten, eine wachsende Ungleichheit und schließlich Parteien und Politiker, die daraus eine Bewegung formen. Die Regierungen sehen sich in der Zwickmühle, ihren Einwohnern die globale Revolution aller Lebensbedingungen zuzumuten und zugleich den Protest gegen die Entfremdung abzuwehren. Kritik an der wachsenden Ungleichheit ist für sie eine populistische Gefahr. Bernd Stegemann analysiert die Dramaturgie des politischen Sprechens und geht der Frage nach, ob der Populismus allein als Gefahr für die Demokratie anzusehen ist oder ob er nicht vielmehr ein Symptom dafür ist, was in ihr falsch läuft. Die eingespielten Regeln des politischen Sprechens über Alternativlosigkeiten haben eine große Abwehr provoziert. Könnte die populistische Rede nicht ein Versuch der Mitsprache derjenigen sein, die sonst über keine Stimme verfügen – denn die zentrale Frage der Demokratie lautet immer noch: Dürfen die Ausgeschlossenen sprechen?
Bernd Stegemann untersucht die Rolle des Glaubens in einer zunehmend gottlosen Welt, in der das Individuum anstelle Gottes tritt. Er warnt vor den Gefahren ideologischer Überzeugungen und fordert eine Rückkehr zu Demut und Bescheidenheit, um die Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen und die Welt zu verbessern.
Ist Theaterregie lernbar? Wie bewerbe ich mich an einer staatlichen Regieschule und wie sieht der Unterricht aus? Und für welches Theater bilden Schulen aus? Fragen, die sich nicht nur angehende Regiestudierende stellen, sondern auch die Schulen selbst. Der Band „Ausbildung: Regie“ dokumentiert eine Tagung an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, bei der die Lehrenden aller elf staatlichen deutschsprachigen Regieschulen über Fragen der Ausbildungspraxis und über ihr Selbstverständnis diskutierten. Absolventen dieser Schulen, die heute selbst erfolgreich inszenieren – wie Laurent Chétouane, Thomas Ostermeier oder Jette Steckel – werfen einen Blick hinter die Kulissen und berichten in Interviews darüber, was die Ausbildung für sie geleistet hat. Ergänzt wird der Band durch einen umfangreichen Anhang mit Informationen zur Aufnahmeprüfung, zum Verlauf der Ausbildung und mit den Kontaktdaten der staatlichen Regieschulen.
Einleitung von Bernd Stegemann I. SchauspielenUrsprung des Dramas aus dem Gottesdienste Quelle 1 von Philipp Eduard Devrient Von Herkunft und Wesen der Schauspielkunst Quelle 2 von Julius BabZur Philosophie des Schauspielers Quelle 3 von Georg SimmelZur Anthropologie des Schauspielers Quelle 4 von Helmuth PlessnerDramatische Gestaltung Quelle 5 von Erving GoffmanII. Schauspielen als Beruf. Die Erfindung des bürgerlichen Schauspielers im 18. Jahrhundert von Bernd StegemannDas Paradox über den Schauspieler Quelle 6 von Denis DiderotIII. Stanislawski und die Folgen von Bernd StegemannHandlung Wenn. Vorgeschlagene Situationen Quelle 7 von Konstantin Sergejewitsch StanislawskiVon den physischen Handlungen Quelle 8 von Konstantin Sergejewitsch StanislawskiWerkgeheimnisse der Schauspielkunst Quelle 9 von Michael TschechowDas emotionale Gedächtnis Quelle 10 von Lee StrasbergÜber das Schauspielen Quelle 11 von Sanford MeisnerIV. Bertolt Brecht oder Der moderne Schauspieler von Bernd StegemannAus einem Brief an einen Schauspieler Quelle 12 von Bertolt BrechtSchauspielerausbildung Quelle 13 von Bertolt BrechtKleines Organon für das Theater Quelle 14 von Bertolt BrechtZur Frage der Maßstäbe bei der Beurteilung der Schauspielkunst Quelle 15 von Bertolt BrechtV. Vielfalt des Schauspielens: Masken-, Körper- und Volkstheater von Bernd StegemannKleines Handbuch des Schauspielers Quelle 16 von Dario FoÜber den Schauspieler Quelle 17 von Edward Gordon CraigDer schauspieler und die über-marionette Quelle 18 von Edward Gordon CraigDie Prinzipien der Biomechanik Quelle 19 von Wsewolod Emiljewitsch MeyerholdWenn ich möchte, dass ein Schauspieler weint, geb' ich ihm eine Zwiebel Quelle 20 von Heiner GoebbelsWeiterführende Literatur
Wutbürger und ihre empörten Schwestern bestimmen den Alltag. Desintegrierte fühlen sich beleidigt, Aktivistinnen sind entsetzt über die Langsamkeit der demokratischen Prozesse, und in den sozialen Netzwerken toben die Erregungsvirtuosen. Je stärker die Zersplitterung der Gesellschaft voranschreitet, desto mehr Gruppen und Individuen kämpfen um die knappe Ressource Anerkennung. In der Spätmoderne ist die Politik der Kränkung beherrschend geworden. Wut ist eine allen Menschen vertraute Emotion und ihre individuelle und gesellschaftliche Einhegung ein mühsamer Lernprozess. Ist die Wut grenzenlos, droht der gesellschaftliche Kollaps. Erlahmt sie, droht Stillstand. Bernd Stegemann zeigt in seinem brillanten Essay, wie eine Wutkultur die Balance zwischen Produktivität und Negativität finden muss, damit wir in den Stürmen des 21. Jahrhunderts nicht untergehen.
Die Gemeinschaft als Drama
Eine systemtheoretische Dramaturgie
Zwischen Bindungslosigkeit und sittlicher Gemeinschaft verlaufen sich die Sehnsüchte nach Freiheit und Sicherheit im zu Ende gehenden 20. Jahrhundert. Zugleich wächst die Klagerede aus Anomie, Angst und Entfremdung. Viele kleine Rituale sozialer Absicherung treten die Nachfolge der wenigen als Ideologien enttarnten Wahrheiten an. Die Beschreibungen der zer fallenden Gesellschaft reichen von „postmoderner“ Affirmation bis zu komplexen Supertheori en, die die Bewertung des Zerfalls selbst als nur eine Variante der Beschreibung von Gesell schaft beobachtbar machen. Folgt man einer Supertheorie, wie etwa der Systemtheorie Niklas Luhmanns, werden die Rituale der Bewertung sozialer Phänomene und der Beschwörung ihrer Defizite, wie z. B. die Bindungslosigkeit, in ihrer Funktion deutlich. Die Vermeidung von Kommunikation über zuvor abgegrenzte Probleme, i. d. Fall über die Grundlagen der Bewer tung sozialer Ordnung, kann als Technik des Rituals erkannt werden. Ritualisierte Kommuni kation wirkt als „Quasi-Objekt“ und informiert allein „über sich selbst und die Richtigkeit des Vollzugs. ,,1 Diese Reduktion von Wahlfreiheit innerhalb der Kommunikation entspricht der Funktion von Ritualen, Geborgenheit in einer Gemeinschaft und damit zugleich diese selbst herstellen zu wollen. Die “sittliche Gemeinschaft" als eine Form dieses Zusammenlebens verkörpert sich in einem bestimmten Verhältnis ihrer Mitglieder, welche Regeln unterworfen sind, die nicht Thema der Kommunikation werden dürfen. Sobald diese impliziten Regeln explizit werden, zerbricht die Sittlichkeit der Gemeinschaft an der plötzlichen Erkenntnis ihrer zuvor verborgenen Ausgangs paradoxie. Das Gesetz mußte aus der Gemeinschaft entstehen können und dennoch mehr sein als diese.
Identitätspolitik - Gerechtigkeit oder Spaltung? Ob die Betonung einer bestimmten Identität der richtige Weg ist, um marginalisierten Gruppen zu gleichberechtigter Wahrnehmung zu verhelfen oder dies im Gegenteil gerade zu einer noch stärkeren Ungleichheit führen muss, ist eine der zentralen Fragen unserer Zeit. Während Paula-Irene Villa Braslavsky dafür plädiert, benachteiligten Identitätsgruppen die eingeforderte Anerkennung zukommen zu lassen, indem sie im politischen Raum sichtbar und hörbar werden, und so erst die Grundlage für eine gerechte Gesellschaft zu schaffen, sieht Bernd Stegemann die Gefahr einer immer stärker werdenden Feindschaft dieser Gruppen innerhalb unserer Gesellschaft: So plädiert er für einen dringend notwendigen neuen Universalismus, um die Gesellschaft wieder an das Einigende zu erinnern, anstatt die Differenzen noch weiter zu verstärken. Wer sich eine kritische und fundierte Meinung zu den drängenden Fragen unserer Zeit bilden will, kommt an dieser Reihe nicht vorbei.
Lob des Realismus
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„Die Realität der Gesellschaft wird wieder zum Gegenstand des Theaters. Das Ende der Selbstreferenz in der Kunst ist gekommen. Es gibt eine Realität und wir können sie erkennen. Es gibt eine Darstellung der Realität und wir können sie nutzen, um die Welt zu verändern.“ Bernd Stegemann Nach der „Kritik des Theaters“, die den zwingenden Zusammenhang von neoliberalem Kapitalismus und postmoderner Ästhetik erstmals für das Theater bekannt gemacht hat, erinnert Bernd Stegemann in seinem neuen Buch „Lob des Realismus“ an die folgenreichen Debatten um die realistischen Künste und schließt sie an die aktuellen Diskussionen um einen Neuen Realismus an. Das dialektische Denken, die Frage nach dem Klassenbewusstsein und die Hoffnung auf eine bessere Welt werden aus der vermeintlichen Rumpelkammer befreit, in die die postmoderne Weltanschauung sie verbannt hat. Dazu werden die beliebtesten Vorurteile bürgerlicher Kunst beispielhaft auf ihre Ideologie hin untersucht: Ironie, Selbstreferenz und Paradoxie spielen im Neuen Realismus nur noch eine untergeordnete Rolle. Stattdessen formiert sich ein neues Interesse an einer realistischen, d. h. die Realität meisternden Darstellung des gesellschaftlichen Zusammenlebens der Menschen. Exemplarisch werden die Stücke von Henrik Ibsen, Peter Hacks und Heiner Müller sowie von René Pollesch, Kathrin Röggla und Elfriede Jelinek nach ihrem Realismus befragt.