Im Jahr 2020 jährten sich der Moskauer Vertrag zum fünfzigsten und der Zwei-plus-Vier-Vertrag zum dreißigsten Mal. Diese Jubiläen bilden den Anlass, den Themenschwerpunkt des Jahrbuchs zur Liberalismus-Forschung dem Thema "Freiheit, Sicherheit und Deeskalation - Liberalismus und Kalter Krieg 1970-1990" zu widmen. In den Beiträgen dieses Themenschwerpunkts wird nach liberalen Deutungsmustern, Konzepten und Politiken der Entspannung gefragt und es werden zugleich Ambivalenzen und Grenzen liberaler Entspannungspolitik ausgelotet. Weitere Beiträge befassen sich mit der französischen Verfassungsgeschichte, dem amerikanischen Populismus, den deutschen Amerikaauswanderern, der Verbindung von Liberalismus und westlichem Christentum sowie dem nationalliberalen Wahlkampf im bergischen Rheinland 1907.
Ewald Grothe Boeken




Im vergangenen Jahr feierten die erste württembergische Verfassung, die Weimarer Reichsverfassung und das Grundgesetz jeweils runde "Geburtstage". An allen hatten liberale Politiker mehr oder minder großen Anteil. Deshalb untersucht der auf ein Kolloquium zurückgehende Themenschwerpunkt des Jahrbuchs in acht Beiträgen die Verfassungsarbeit der deutschen Liberalen nicht nur im Hinblick auf diese drei Verfassungen, sondern generell vom Vormärz bis zur Gegenwart. Weitere Einzelbeiträge sind der Frauenrechtlerin Minna Cauer, der liberalen Presse während der Novemberrevolution, dem Soziologen Alfred Weber und dem Rechtswissenschaftler und Politiker Werner Maihofer gewidmet. Abgeschlossen wird der 32. Band durch einen Aufsatz über den badischen Liberalismus vor 1918.
Freiheitliche Ideen
Der schwierige Weg zur liberalen Demokratie
»Namen und Programm, Mittel und Wege mögen sich [...] ändern: der Liberalismus als Weltanschauung wird jedoch bleiben.« Moritz Julius Bonn Der deutsche Liberalismus erlebte im 19. und 20. Jahrhundert große Erfolge und dramatische Herausforderungen. Die Katastrophe des Nationalsozialismus schien zu beweisen, dass der Liberalismus gescheitert war, eine Diagnose, die ideengeschichtlich jedoch in die Irre führt. Liberales Gedankengut hatte auch in Deutschland eine bedeutende Tradition, an die man nach 1945 anknüpfen konnte. Ewald Grothe untersucht historische Wandlungsprozesse und liberale Schriften. Er porträtiert Wissenschaftler, Publizisten und politische Akteure, die für Verfassung, Rechtsstaatlichkeit und bürgerliche Freiheit stritten, und zeigt, dass abseits deutscher Sonderwege die liberale Demokratie auf unterschiedliche Ideengeber zurückgeführt werden kann. Oft gegen den Mainstream gewandt, setzten sie sich mit Common Sense und festen Überzeugungen für Gerechtigkeit, sozialen Fortschritt und bürgerliche Mit- und Selbstbestimmung ein. Sie repräsentieren einen zukunftsorientierten, reformbereiten und sozial engagierten Liberalismus, dessen Wurzeln im 19. Jahrhundert lagen, der die Weimarer Republik prägte und in der Bundesrepublik politisch wieder reaktiviert werden konnte.