Albrecht von Massow untersucht, wie autonome Musik existenzielle Themen in abstrakte, allgemein verständliche Formen verwandelt. Der erste Teil behandelt Musik als ideelle Lebensbewältigung mit metaphysischer Öffnung, während der zweite Teil die Auseinandersetzung mit modernen materiellen Lebensrealitäten beleuchtet. Das Buch ist Teil einer fünfteiligen Reihe über Freiheit und Autonomie.
Albrecht von Massow Boeken





An der Verwendung des Begriffs »Subjekt« in Schriften zur Musik seit der Mitte des 18. Jh. läßt sich ein Wandel im kompositorischen Selbstverständnis ablesen, der verschiedene musikalische Sachverhalte der Moderne in einem ideengeschichtlichen Zusammenhang erscheinen läßt. In der zweiteiligen Anlage des Buches ermöglichen Begriffsrecherche und Kompositionsstudien eine Verbindung zwischen Ästhetik und Analyse.
Die unterschätzte Kunst
Musik seit der Ersten Aufklärung
Als große, integrale Kunstform wird Musik zunehmend unterschätzt. Die Anforderungen ihres Wissens und Könnens wollen die Menschen − zumal in den westlichen Konsumgesellschaften − immer weniger erfüllen. So verkürzen sie ihr Bild von sich selbst. Doch ihnen kann ein besseres Bild geboten werden. Was heute als Musik beliebt ist, gehört weithin zur Breitenkultur. Musikalische Hochkultur hingegen gilt als elitär. Doch deren seelische und geistige Vermögen konnten in früheren Jahrhunderten in vielen Menschen geweckt werden, weil Breitenkultur und Hochkultur ineinander verflochten waren. Erst mit der Aufklärung des 18. Jahrhunderts kamen vereinfachende und einseitig suggestive Musikauffassungen auf, die mittlerweile weltweite Geltung beanspruchen. Doch in ihnen verkürzen die Menschen ihr Bild von sich selbst. Dieses Bild muss daher nun einer kritischen Revision unterzogen werden. Es müssen die seelischen und geistigen Vermögen, die Musik als integrales Wissen und Können wecken kann, erneut bewusst werden. Und sie müssen bewusst werden als Teil solcher Vermögen, durch die der Einzelne in einer globalisierten Welt, die ihn immer mehr zu überfordern, zu entmündigen und zu entmächtigen trachtet, zumindest einen Teil seines Lebens in die eigene Hand nehmen kann.
Ein Prisma ostdeutscher Musik
Der Komponist Lothar Voigtländer
Der ostdeutsche Komponist Lothar Voigtländer (*1943) steht im Spannungsfeld von Tradition und Moderne, Ost und West einzigartig da. Sowohl in seinen Werken wie auch in seinen verschiedenen Tätigkeiten vor und nach der politischen Wende 1989 gilt sein Bestreben einer Neuen Musik, die in vielfältigem Wandel Überdauerndes hervortreibt. Erstmals wird in diesem Sammelband das kompositorische Werk eines der bedeutenden Vertreter der zeitgenössischen ostdeutschen Moderne exemplarisch in Wort und Ton vorgestellt. In den Beiträgen sowie den zwei beigelegten Audio-CDs offenbart sich eine vielschichtige Tonkunst, die im Wechsel des politischen und gesellschaftlichen Zeitgeschehens eine facettenreiche Geistigkeit und Autonomie zum Ausdruck bringt.
Diese grundlegend neue Deutung von Alban Bergs Hauptwerk bezieht zeitgeschichtliche, psychoanalytische sowie aktuelle feministische Aspekte ein und verbindet damit die Herausarbeitung eines neuartigen Ansatzes musikalischer Analyse. Der Konflikt zwischen Kultur und Natur wird als Ausdruck eines zentralen Zwiespaltes im Weltbild des Komponisten begriffen, um von dorther bisher unbekannte Tiefenschichten der Oper aufzudecken. In klarer und anschaulicher Sprache werden die kompositorischen Sachverhalte stets in Beziehung zu grundsätzlichen Fragen dargestellt. "In arguing the sexual, social and philosophical implications of Lulu on the basis of the music – in concentrating on Berg rather than Wedekind – von Massow places Lulu in a context that not only relates Berg's thought to that of contemporaries such as Weininger, Musil, Altenberg and the expressionist painters but also builds up a convincing portrait of his creative and personal psychology. Although the portrait owes much to Adorno in its discussion of the dualities inherent in Berg's own nature (and also, it must be said, in its abstract and convoluted literary style), it is refreshing, illuminating and thought-provoking." Music & Letters