Seit 70 Jahren gibt es den Bundestag. Mehr als 200 Millionen Wörter haben die Stenografen des Parlaments in diesen Jahren mitgeschrieben. Doch nur winzige Ausschnitte schaffen es in die Nachrichten. ZEIT ONLINE hat alle Reden im Parlament seit 1949 grafisch analysierbar gemacht und untersucht: Was waren die wichtigsten Themen in den vergangenen Jahrzehnten? Welche Entwicklungen kann man am Vorkommen bestimmter Wörter ablesen? Und wie hat sich die Sprache der Abgeordneten verändert? Die Erkenntnisse der ZEIT-Journalisten sind zuweilen überraschend.
Thomas Assheuer Boeken





Der Siegeszug der Demokratie ist unaufhaltsam. Die Zitadellen der Tyrannen wanken, die Mauern der Autokraten bersten. Zwischen Kapstadt und Singapur, Teheran und Wladiwostok scheint kein Land, vielleicht nicht einmal China, dem gewaltlosen Versprechen der Freiheit und dem Anspruch auf Menschenrechte dauerhaft widerstehen zu können. Die Arroganz, mit der die letzten Despoten ihre Folterkeller verteidigen, klingt längst wie Hochmut vor dem Fall. In dieser Hinsicht scheinen die Propheten der Neuen Weltordnung recht zu behalten. Der Weltgeist ist demokratisch, und sein Domizil das Parlament. Das alte, 1989 geräuschlos implodierte sowjetische Imperium war das letzte Hindernis vor dem Triumph der Demokratie; heute, nach dem Ende der bipolaren Welt, weht ihr Geist, wo er will.
Tragik der Freiheit
Von Remscheid nach Ithaka. Radikalisierte Sprachkritik bei Botho Strauß
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Botho Strauß macht aus seinen politischen Vorlieben kein Geheimnis: Der Schriftsteller bekennt sich zur intellektuellen Rechten und verachtet die »Massenöffentlichkeit« der »Massendemokratie«. Dennoch lohnt ein zweiter Blick auf seine frühen Theater- und Prosastücke, denn diese handeln von einer seltsamen Paradoxie: Während in liberalen Gesellschaften die Freiheitsspielräume wachsen, verkümmern die kulturellen Narrative, mit denen die Bürger ihrer Freiheit einen Sinn geben. Thomas Assheuer zeichnet nach, wie Strauß seine originelle Kritik am »Spätkapitalismus« zu einer Kritik an der Moderne radikalisiert und nicht mehr auf eine »neue Sprache« hofft, sondern auf die »Wiederkehr der Götter«.
Ein entwicklungsgeschichtlicher Überblick über die Parteien und Organisationen seit 1945, mit Ausführungen zu Inhalten und Vordenkern der alten und neuen Rechten