Diese Sammlung von Aufsätzen des belgischen Germanisten Michel Vanhelleputte erscheint anläßlich seines 65. Geburtstags. Sie vereinigt eine breitgefächerte Auswahl aus den Veröffentlichungen des Jubilars und umfaßt Studien über Werke und Autoren der deutschsprachigen Literatur von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Mehrere der Beiträge werden hier erstmals in deutscher Übersetzung publiziert. Der Sammelband soll Einblick in das OEuvre und die Persönlichkeit eines Gelehrten geben, der in den Jahrzehnten seiner intensiven Lehrtätigkeit viele Generationen von Studierenden für die deutsche Literatur zu begeistern verstand.
Michel Vanhelleputte Boeken



Dieses Buch ist die Frucht einer Reihe von Seminaren, die in der Zeitspanne 1991-1993 an der «Vrije Universiteit Brussel» stattfanden. Sie bezogen sich hauptsächlich auf deutschsprachige Literatur von Frauen seit 1945. Die angewandte Methodik bestand ursprünglich darin, anhand dichterischer (insbesondere erzählerischer) Texte von Autorinnen aus dieser jüngsten Vergangenheit Aspekte der heutigen weiblichen Psyche zu beschreiben. Dabei wurde deutlich, daß es die Frau an sich nicht gibt, sondern höchstens, in jedem Zeitalter eines bestimmten Kulturkreises, einen tonangebenden Frauentypus, der sich jedesmal in sehr verschiedenen Gestalten geistig offenbart. Daß dies auch für den Mann gelten muß, liegt auf der Hand. Aus dieser relativierenden Einsicht ergab sich der Entwurf zu einer Imagologie der Geschlechter, deren noch weiter auszubauende Methodik an einigen Beispielen erprobt wird.
In einer von Atomwaffen, industrieller Vergiftung und Automatisierung des Lebens bedrohten Welt entwarf die ostdeutsche Schriftstellerin Christa Wolf seit den 60er Jahren ein umfassendes Programm zur irdischen Rettung der Menschheit und zur harmonischen Entfaltung des Individuums innerhalb einer endlich menschenwürdigen Gesellschaft. Dies tat sie im Namen von Werten, die sie zunehmend als typisch weiblich vorstellte. Hieraus erwuchs 1989 der Plan, in Brüssel, dem Mittelpunkt einer mächtigen Wirtschaftsgemeinschaft und eines noch mächtigeren Militärbündnisses, ein Kolloquium über Christa Wolf in feministischer Sicht zu veranstalten. Diese Thematik bot viele Möglichkeiten, die Autorin und ihr Werk neu zu beleuchten. Feminismus ist ein weites Feld, und viele Aspekte dieses Feldes sind bei Christa Wolf vertreten. Das farbige Bild, das sich aus teils deutschen, teils belgischen Beiträgen ergibt, umfaßt denn auch zahlreiche Nuancen.