Das Thema Fremdwortbildung gehört erst seit kurzem zum Forschungsgegenstand der germanistischen Wortbildungslehre. In traditionellen Arbeiten blieb dieser Bereich – auch aus puristischen Gründen – dagegen weitgehend ausgespart. Die Bestrebungen, diese Lücke zu schließen, reichen bis in die 1960er Jahre zurück. Seitdem wurde die Fremdwortbildungsforschung zwar intensiviert, doch bestehen auch noch heute zahlreiche Forschungsdesiderate, wozu sowohl empirische Untersuchungen als auch methodisch-theoretische Überlegungen zählen. Der Band zeichnet anhand von 31 Beiträgen die Forschungsgeschichte nach und soll zugleich Anregungen für die zukünftige Klärung offener Fragen und Probleme liefern. Eine Einführung und eine Bibliographie runden die Textsammlung ab und dienen der weiteren Orientierung.
Peter O. Müller Boeken



Deutsche Lexikographie des 16. Jahrhunderts
Konzeptionen und Funktionen frühneuzeitlicher Wörterbücher
Im 16. Jahrhundert entstand eine Vielzahl lexikographischer Werke im deutschen Sprachraum, die verschiedene kulturelle Entwicklungen dokumentieren. Diese umfassen humanistische Bestrebungen um klassische Bildung, das wachsende Interesse an der deutschen Sprache als Fach-, Verwaltungs- und Kirchensprache sowie die Notwendigkeit, lebende Fremdsprachen zu erlernen. Die Monographie bietet eine umfassende Analyse dieser Wörterbücher, die im deutschen Raum gedruckt wurden. Sie untersucht die Formen der Lemmasortierung und -kommentierung sowie die Gestaltung von Wörterbuchvorspannen und -nachspannen, um eine Typologie zu erstellen und charakteristische Entwicklungslinien des 16. Jahrhunderts aufzuzeigen. Hierzu zählen Verbindungen zu lexikographischen Traditionen des 15. und 17. Jahrhunderts sowie die Rolle der deutschen Lexikographie im europäischen Kontext. Darüber hinaus wird die Funktion der Wörterbücher als Dokumente frühneuzeitlicher Wissensvermittlung betrachtet, wobei der Fokus auf den Lebensbereichen liegt, in denen sie zur Vermittlung von Sprach- und Sachwissen eingesetzt wurden. Die Analyse beleuchtet die Beziehungen zwischen Autoren, Adressaten und Benutzungsintentionen sowie die Bedeutung der deutsch- und fremdsprachigen Einträge. 100 Abbildungen aus verschiedenen Wörterbüchern ergänzen die Darstellung.
Im Anschluß an die Beschreibung der pragmatischen Indizierung des Dürer-Korpus und der Entwicklung einer Methodik für historisch-synchrone Wortbildungsuntersuchungen werden die im handschriftlichen Nachlaß und den Druckschriften Albrecht Dürers nachweisbaren Substantivableitungen (Bildungen mit Präfix, Suffix, Präfix-Suffix bzw. ohne Affix) unter morphologischem und semantisch-funktionalem Aspekt analysiert. Die synchrone Analyse wird ergänzt durch den diachronen Vergleich mit dem System der Substantivableitungen in der geschriebenen und gesprochenen Gegenwartssprache.