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Ortrud Wörner-Heil

    Pro Nordhessen
    Sophie Henschel
    Adelige Frauen als Pionierinnen der Berufsbildung
    Käthe Delius (1893-1977)
    Deutscher Akademikerinnenbund, Gruppe Kassel
    Von der Utopie zur Sozialreform
    • Käthe Delius war die erste Frau, die 1923 in Deutschland in ein Landwirtschaftsministerium berufen wurde und die Verantwortung für die Ausbildung von Mädchen und Frauen auf dem Land übernahm. Sie war ausgebildete Lehrerin für landwirtschaftliche Haushaltungskunde und Gewerbelehrerin und erkannte die Chancen, die qualifiziertes Wirtschaften im ländlichen Raum bot. Delius baute ein bisher rudimentäres Bildungswesen für die weibliche Jugend auf und etablierte einen Beratungsdienst für Landfrauen. Sie setzte sich dafür ein, der Hauswirtschaft als grundlegender Wirtschaftsform in der modernen Gesellschaft Anerkennung zu verschaffen und war überzeugt, dass sich die professionelle Hauswirtschaft als Wissenschaft etablieren müsse. Bereits in der Weimarer Republik gründete sie ein Institut für Hauswirtschaftswissenschaft. In der jungen Bundesrepublik wurde sie Direktorin der Bundesforschungsanstalt für Hauswirtschaft und somit eine Wegbereiterin der Ökotrophologie. Ortrud Wörner-Heil hat in zahlreichen Archiven recherchiert und eine Biographie über die heute vergessene Pionierin verfasst, die fast fünfzig Jahre nach Delius' Tod entstand. Besonders beleuchtet wird ihre Tätigkeit im Nationalsozialismus, die Korrektur der Behauptung, sie sei eine „namhafte Nationalsozialistin“ gewesen, sowie ihre Inhaftierung im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen von 1945 bis 1951.

      Käthe Delius (1893-1977)
    • An einem warmen Sonntag im April letzten Jahres schlich ich mich heimlich mit einem Spaten und einer Harke hinaus, um ein kleines Stück Boden zu bearbeiten, Prunkwinden zu säen und kehrte dann hastig ins Haus zurück, um meinen guten Ruf zu wahren. Diese Art von Arbeit, obwohl anstrengend, war für mich eine gesegnete Beschäftigung. Ida von Kortzfleisch, eine preußische Offizierstochter, spielte eine entscheidende Rolle dabei, Frauen den Zugang zu sinnvollen, auch körperlich fordernden Tätigkeiten zu ermöglichen. Sie setzte sich gegen die traditionellen Vorstellungen eines „guten Rufs“ ein und forderte, dass Frauen Berufe ergreifen und eine qualifizierte Ausbildung erhalten sollten. Die Autorin zeigt, dass bereits im späten 19. Jahrhundert adelige Frauen an einer Berufsausbildung interessiert waren und durch ländliche Hauswirtschaft neue, standesübergreifende Berufsfelder erschlossen. Sie trugen zur Gründung von Wirtschaftlichen Frauenschulen auf dem Land bei, die an adeligen Werten orientiert waren, jedoch nicht ständisch exklusiv waren. Die Autorin untersucht die Motive und Lebensformen dieser Frauen und stellt exemplarisch Ida von Kortzfleisch sowie andere bedeutende Persönlichkeiten wie Elly Gans und Ruth von Kalckreuth vor.

      Adelige Frauen als Pionierinnen der Berufsbildung
    • Sophie Henschel, Deutschlands erste Lokomotivfabrikantin, setzte in mehreren Bereichen neue Maßstäbe: als Mäzenin, im Wohlfahrtswesen und als Unternehmerin. Sie nutzte ihr Vermögen selbstbewusst und unabhängig und war sowohl als Fabrikantin als auch als Stifterin wegweisend für zukünftige Generationen. Als langjährige Vorsitzende des Kasseler Frauenvereins des Roten Kreuzes begründete sie eine besondere Stiftungskultur von Frauen, die zur Bildung einer Solidargemeinschaft beitrug. Obwohl sie keine politischen Staatsbürgerinnenrechte besaß, engagierten sich Frauen unter ihrer Leitung aktiv in öffentlichen Belangen und beeinflussten entscheidend die Stadtentwicklung. Auf Vereins- und Unternehmensebene setzte sie Dimensionen einer modernen Sozialfürsorge um, die den Grundstein für den sich entwickelnden Wohlfahrtsstaat legten. Ihre Initiativen, wie die Gründung eines ersten Krankenpensionats und die Ausbildung von Krankenpflegerinnen, waren bahnbrechend. Zudem förderte sie das Bürgerinnenengagement und schuf durch ihre Stiftungen eine nachhaltige Wohlfahrtskultur. Sophie Henschel war somit eine Schlüsselfigur in der Entwicklung sozialer Strukturen und der Rolle von Frauen in der Gesellschaft ihrer Zeit.

      Sophie Henschel