Ulrike Draesner stands out as a prominent figure in contemporary German literature, celebrated for her exceptional poetry and innovative fiction. Her work is characterized by originality and boldness, showcasing her unique voice and perspective. As an influential author, Draesner's contributions to both poetry and prose highlight her significance in the literary landscape.
Wie könnte ein perfekter Tag in London aussehen? Beginnen Sie den Tag mit einem Morgenspaziergang an der Themse. Anschließend geht es in Soane’s Museum, wo Sir John, Architekt und Exzentriker, seine in aller Welt gesammelten Kunstschätze präsentiert. Von dort schlendert man durch das London der Juristen mit seinen Höfen und seiner Stille und taucht in Charles Dickens’ Wohnhaus in 48, Doughty Street in das viktorianische Leben ein. Von hier kann man ein typisches Londoner Village entdecken, East Bloomsbury. Der Hunger wird im Pub The Lamb gestillt, wo Ted Hughes und Sylvia Plath Stammgäste waren. »Treiben lassen«, flüstert die Stadt, in der National Portrait Gallery studiert man Gesichter und fährt in den obersten Stock, um in der Bar Londons Skyline auf sich wirken zu lassen. Wird es dunkel, springen zahllose Lichter an, Covent Garden, ein überbauter Markt mit Geschäften und Restaurants, spielt Oper mitten in der Stadt.
Ulrike Draesners neuer Gedichtband erkundet das kostbare Gefühl der Liebe und dessen Schauplätze. Mit bildreicher Sprache und musikalischer Intensität erforscht sie die Möglichkeiten sinnlichen Sprechens in ihren neuen Gedichten.
In den Augen des elfjährigen Mädchens mit der dicken Brille haben die Dinge ein ganz eigenes Gesicht. Ein runder Teich ist eben nicht rund, und die runden Bäume auf Vaters Lichtpausen sind es schon gar nicht. Farben, Formen und Gerüche, die Bedeutung der Wörter, die Rätsel des Seins - alles empfindet die kleine Hilde ein wenig anders als die Erwachsenen. Sind es für die Mutter einfach nur die leeren Wände des neuen Hauses, dann ziehen für Hilde zuckelnde Züge zahmer, zänkisch zappelnder Zuckerzebras darauf vorbei, oder auf ihnen tummeln sich Einhörner und Zwerge, Ritter und edle Burgfräulein. Hilde, „verwunden und verdreht, wie sie ist“, kann sich wunderbar wundern. Sie „rutscht von Buch zu Buch“, macht sich Gedanken zu Gedanken, entdeckt den Betrug in den Begriffen, grübelt, was eine Pause ist: Die Zeit geht weiter und bleibt zugleich stehen. Oder will wissen, warum, wenn der Nabel ein Geburtszeichen ist, dann Adam und Eva, wie auf allen Bildern zu sehen, einen Nabel haben. Für ihre Eltern hat Hilde einen Namen erfunden: das Elt. Dem Elt kann sie sich nicht anvertrauen, „das Elt hört sowieso nicht“, und gegen die Macht, die ewige Allianz dieses Wesens mit zwei Köpfen und vier Beinen, ist jede Gegenwehr zwecklos.
Fast jeden Sommer zieht es die Schriftstellerin Ulrike Draesner auf die Insel Hiddensee: Zusammen mit Kind und Hund durchstreift sie in diesem persönlichen Reisebuch die Insellandschaft, wirft einen so genauen wie poetischen Blick auf Flora und Fauna, auf Licht, Wind und Wetter und erzählt Erhellendes aus der Inselhistorie. Vor allem aber begegnet die Schriftstellerin sich selbst: Was macht dieser besondere Ort mit ihr? Was wurde aus der Jahre währenden Liebesbeziehung, deren Höhe- und Tiefpunkte auf ganz eigene Art mit Hiddensee verknüpft sind? Was bedeutet es, Mutter zu sein? Was ist Glück? Und lässt es sich hier auf der Insel finden?
Wenn Frauen nicht mehr 35, nicht mehr 45 und bald nicht mehr 55 sind... Frauen wollen immer 39 bleiben, sagte ihre Mutter und färbte sich die Haare bis weit über 80. Sie selbst hat inzwischen auf Partys manchmal den Eindruck wie ein sprechendes Möbelstück behandelt zu werden. Wie sehen sich Frauen eigentlich in der Mitte des Lebens? Mit oder ohne Mann, mit oder ohne Kind, jedenfalls mit sich veränderndem Körper, Denken, Fühlen. Ulrike Draesner hat einen glänzenden Text geschrieben, am eigenen Leben und dem anderer Frauen entlang erkundet sie die Vielschichtigkeit dieses Lebensabschnitts, in dem alles nebeneinander vorkommt: Sie weiß noch, wie sie als Mädchen unbedingt älter werden wollte. Und nun tun alle so, als gäbe es so etwas wie Wechseljahre gar nicht? Pointiert, scharfsinnig und heiter findet Draesner einen neuen Umgang mit dem Verstreichen der Jahre: Aufbruchsgeist, Feuer statt Herd. Zuhause in der eigenen Verwandlung.
Ulrike Draesners Gedichte handeln vom Alltag, von Liebe und Natur, von der Stadt. Sie spielen mit Formen der Dichtungstradition. Das Staunen über die Vielfältigkeit dieser Welt und ihre Gesetze, über ihre Vergangenheit und die abenteuerliche Zukunft der »schweren Körper« in ihr, setzt sich um in eine aus Rhythmus und Wortklang kombinierte zweite Stimme der Gedichte – eine Art innere Musik.
»Wir hielten uns an den Händen, für die Kraft. Jede brauchte einen Menschen.« - Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse
Eine nationalsozialistische Vorzeigemutter, die anderen beibringt, wie Kinder zu erziehen sind, doch über das Wichtigste, was sie verloren hat, niemals spricht. Eine Köchin, die lieber Frauen geliebt hätte als den Dienstherrn, unterwegs durch das zerstörte Deutschland im Sommer 1945. Ein Mädchen in München Solln, geboren in einem Lebensbornheim der SS. Eine alleinerziehende Anwältin von heute, die nach dem Tod ihrer Mutter unverhofft eine Wohnung in Wrocław erbt – und einen polnischen Zweig der Familie entdeckt. Alle Figuren verbindet ein Jahrhundert von Krieg und Nachkrieg, Flucht und Vertreibung, von Gewalt. Was bedeutet es, in einem Staat zu leben, der Menschenzucht betreibt? Und wie darüber schreiben, was den Frauen im Krieg geschieht? Was ihnen die Sprache nimmt. Was sie für immer verwandelt. Und wie über die unsichtbare Kraft, die verhindert, dass sie daran zerbrechen?Ulrike Draesner gibt den Verwandelten ihre Stimmen zurück. Sie erfinden sich neu, wechseln Sprache und Land, überraschen sich selbst mit ihrem Mut, ihrem Humor, ihrer Kraft. Die Bedeutung von Familie verändert sich, Freiräume entstehen. Ein erschütternder Roman, bewegend, aufwühlend, zärtlich, klug. Schaut: die Liebe der Töchter zu ihren Müttern, der Mütter zu ihren Töchtern. Schaut, wie sie blitzt durch ein dunkles Tuch. Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung 2024: »Ulrike Draesners Werke halten – mit hochentwickeltem Sprachbewusstsein – literarische Signale politischer Vorgänge in Zeitenwenden fest; sie bezeugen dadurch die verwandelnde Kraft der Literatur.« (aus der Begründung der Jury)
Wie hängt die private Geschichte mit dem Lauf der Welt zusammen? 1972 wurde mit der Geiselnahme der israelischen Sportler die demonstrative Weltoffenheit der olympischen Sommerspiele aufs Brutalste torpediert. 1972 war aber auch das Jahr, in dem Katja erwachsen wurde und ihre erste Liebe sie verriet und von ihr verraten wurde. 20 Jahre später beginnt für Katja eine immer dringlicher werdende Suche nach dem, was damals wirklich geschah. Und es zeigt sich, wie sehr die private Geschichte mit der großen, politischen zusammenhängt.
Die Sprache wörtlich nehmen heißt, sie beim Körper zu nehmen: 'die mich / zerfunkende sprache daß ich endlich / höre ich von fern den reinen klang worin / ich schwimme mein körperzelt sprachmaterial / fundus und findling ist.' Im Zerbrechen der Bedeutungen und starren Bezeichnungen werden die verborgenen Zeichen eines weiblichen Ich sinnlich zur Sprache gebracht. 'gedächtnisschleifen' erwachsen in einer das Fleisch und das Zeichen, Gegenwart und Vergangenheit, Phantasie und Erinnerung kreuzenden Bild- und Sprachbewegung. Für ihre Gedichte wurde Ulrike Draesner mit dem Leonce-und-Lena-Förderpreis 1995 ausgezeichnet.