Die schlesische Landeshauptstadt Breslau gehörte bis 1945 zu den großen Verlagsmetropolen im deutschsprachigen Raum mit einem großen Wirkungsbereich, was die wissenschaftlichen Bezüge und die Autoren betraf. Rund 300 Verlage und verlagsähnliche Institutionen waren ausgesprochen produktiv in allen literarischen Sparten. Breslau war der Sitz von großen Publikumsverlagen (wie z. B. Schottländer), wissenschaftlichen Verlagshäusern, Heimatverlagen, einer Reihe von aktiven jüdischen Verlagen, die heute vollkommen vergessen sind, wie auch einiger NS-Verlage. In dem Band werden einzelne Verlagshäuser in sehr ausführlichen Studien, die auf zahlreichen archivalischen Quellenforschungen beruhen, vorgestellt. Mit Beiträgen von Lukasz Bieniasz, Patricia Blume, Urszula Bonter, Barbara Breysach, Leszek Dziemianko, Alexandra Fritzsch, Ulrike Geßler, Detlef Haberland, Berthold Petzinna, Krzysztof Zarski
Urszula Bonter Boeken





Das Romanwerk von Paul Heyse
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Paul Heyse war nicht nur ein beliebter Novellendichter und eine Schlüsselfigur der literarischen Öffentlichkeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Den größten kommerziellen Erfolg bescherten ihm seine acht Romane, die zwischen 1873 und 1909 erschienen. Mit seinen Zeitromanen verursachte Heyse moralische Skandale und mischte sich provokativ in ästhetisch-philosophische Debatten ein. Heute sind diese Werke so gut wie ganz vergessen. Die Studie untersucht erstmalig alle acht Romane des Nobelpreisträgers von 1910 und verknüpft die Interpretation mit der Darstellung der Entstehungs- und Wirkungsgeschichte. Durch das Prisma Heyse treten auch neue Erkenntnisse über die literarische Öffentlichkeit seiner Zeit in den Vordergrund, schließlich fühlten sich viele heute bedeutende Literaten zur Reaktion verpflichtet. Die Proteste der aufgewühlten Leser illustrieren die damaligen Grenzen des Zulässigen und das Tabuempfinden der Epoche.
Mit ihren Gartenlaube-Romanen brachte E. Marlitt eine wahre Lawine an publizistisch-literarischen Wandlungen ins Rollen und prägte den bald boomenden Markt des Zeitschriften- und Populärromans auf Jahrzehnte. In dieser Arbeit geht es zunächst um den Kosmos Marlitt und im Hauptteil um die weitere Karriere ihres Erfolgsrezepts. Erstmalig werden in Detailstudien drei vielgelesene Autorinnen des Kaiserreichs und der Weimarer Republik systematisch behandelt. Wilhelmine Heimburg (1848-1912), Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem (1854-1941) und Valeska Gräfin Bethusy-Huc (1849-1926) stehen jeweils für eine andere Variante der Rezeption des „Modells Marlitt“ in der Form des Fami- lien-, des Kriminal- oder des trivialen Zeitromans. Die populären Romane, als eine weitere Quelle zur Kulturgeschichte bisher kaum genutzt, liefern Aufschlüsse über den Wertehimmel und die normativen Konflikte der Epoche. Die Studie leistet zugleich einen Beitrag zur Veröffentlichungspraxis in den publizistischen Organen des Kaiserreichs.
Um die bis dato ausgeblendete frivole Sphäre des deutschen Romans wieder lebendig werden zu lassen, wurden neben den Klassikern des literarischen Kanons vor allem viele längst der Vergessenheit anheimgefallene Werke herangezogen.