Wie Schneewittchen im Sarg liegt der steinerne Hindenburg in seiner Grube auf dem Kyffhäuser. Seit 1939 stand er neben Barbarossa und Wilhelm I. Die Geschichte des Denkmals erzählt vom nazistischen Hindenburg-Mythos und von Schwierigkeiten mit der Entsorgung deutscher Geschichte. 1947 auf Geheiß der Sowjetischen Militäradministration umgestürzt, wurde der Koloss 2004 wieder ausgegraben, jedoch nicht wieder aufgestellt. Matthias Steinbachs Geschichte des Verschwindens und Wiederauftauchens unternimmt einen Gang durch Landschaft und Literatur entlang des Berges. Es geht um Verschüttungen, Verdrängungen, Erfindungen und Überschreibungen. Die Leserschaft erfährt, wie sich die Geisterstimmen der Vergangenheit zu den Missverständnissen der Gegenwart verhalten.
Matthias Steinbach Volgorde van de boeken






- 2024
- 2018
»Mein Kampf« in der Schule. Die Forderung, die nach der kritischen Edition des Münchner Instituts für Zeitgeschichte im Frühjahr 2016 laut wurde, verdient ein Fragezeichen. Hitlers autobiografisches Weltanschauungsbuch, so die damaligen kultusministeriellen Verlautbarungen Bayerns oder Thüringens, tauge nun endlich, wissenschaftlich eingehegt und widerlegt, auch für den Geschichtsunterricht – zur Erklärung des Nationalsozialismus, zur Immunisierung gegen rechtes Gedankengut und zum Einüben demokratischen Handelns. Vorliegende Diskussionsbeiträge von Studierenden und Dozenten der Technischen Universität Braunschweig, von Lehrerinnen und Lehrern der Region sowie städtischem Publikum reagierten auf die Debatte und ein in Sachen Hitler noch immer schwieriges Verhältnis von Wissenschaft und Unterricht wie von Geschichte und Geschichtspolitik.
- 2017
Von der Spiegelgasse in den Kreml
Lenins Reise nach Russland 1917. Szenische Lesung in zwei Akten
Seit 1914 saß Wladimir Iljitsch Lenin in der neutralen Schweiz fest. Obgleich nie ein „Agent des Kaisers“, konnte er im April 1917 dank deutscher Unterstützung nach Russland ausreisen. Für Churchill wurde er damals von den Deutschen „wie ein Pest-Bazillus“ ins verdämmernde Zarenreich eingeschleust. Dabei war Lenin mehr als nur ein Objekt oder „Projektil“ im Spiel der Weltkriegspolitik. In der „szenischen Lesung“, die aus diplomatischen wie literarischen Quellen gearbeitet und mit einem Dokumentenanhang versehen ist, erscheint er als strenger Theoretiker, aber auch als skrupelloser Pragmatiker der Revolution, der seine Gegner besser kannte als sie ihn. Ob Lenins Reise eine „Sternstunde der Menschheit“ war, wie noch Stefan Zweig behauptete, oder nur ein folgenschwerer Unglücksfall der Geschichte – darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Lenins Sieg entzauberte die Revolution. Was blieb, war eine Menschheitshoffnung.
- 2016
Erinnerung sichtbar machen
Braunschweiger Vorträge zur Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands 2009/2010
- 173bladzijden
- 7 uur lezen
Der Band versammelt die Beiträge der Vortragsreihe Geteilte Erinnerungen – deutsche Geschichten , die im Wintersemester 2009/2010 an der TU Braunschweig stattfand. Sie spürt jenen deutsch-deutschen Geschichten nach, die sich im Schatten der Mauer zugetragen haben und sich – wie deren Splitter – verstreuen und verflüchtigen. Selbst harte politisch-militärische Grenzen wie der römische Limes, die chinesische Mauer oder Europas Eiserner Vorhang unterliegen am Ende dem Naturgesetz des Wandels – von einer trennenden Demarkationslinie und Angstzone hin zu einem verbindenden Kulturraum. Allerdings, und insofern stimmt das mit dem Naturgesetz nur bedingt, geschieht derlei nie von selbst. Man muss die Dinge anfassen und die Frage nach den Geschichten dahinter stellen. Es ist an uns, sie zu erzählen, wieder und wieder.
- 2014
Der Fall Hodler
Krieg um ein Gemälde 1914–1919
In der Jenaer Universität hängt Ferdinand Holders Wandgemälde »Auszug der deutschen Studenten in den Freiheitskrieg von 1813«. Entstanden als Auftragswerk zum 350. Gründungsjubiläum der Hohen Schule im Jahr 1908, geriet es in die Kritik, nachdem der Schweizer Maler im September 1914 eine Protestnote gegen die deutsche Kriegführung in Belgien und Frankreich unterzeichnet hatte. Um das Bild entspann sich daraufhin einer der größten Kunstskandale des deutschen Kaiserreichs. Die realsatirische Verarbeitung des Bilderstreits als szenische Lesung bietet, kommentiert und um zeitgenössische Dokumente ergänzt, einen möglichen Zugang zum Kulturkrieg von 1914. Die Affäre mit ihren berühmten Protagonisten Ernst Haeckel und Rudolf Eucken ist dabei mehr als nur historische Etüde oder nationaldeutsche Posse. Offenbart sie doch, wie eine durch internationalistische Tendenzen in Wissenschaft und Kunst abgeschwächte patriotische Grundstimmung im Kriegsfall in wüsten Fremdenhass umschlagen kann und selbst ästhetische Beurteilungskriterien dann dem Primat des Politischen unterliegen.
- 2014
Mobilmachung 1914
- 300bladzijden
- 11 uur lezen
»Es geht in den Krieg wie die Ente ins Wasser...« So beschrieb eine deutsche Diplomatengattin in London, was sie im August 1914 sah und hörte: wie nicht nur in Deutschland die Begeisterung über einen Anlass zum Krieg und die Überzeugung, ein solcher Krieg sei von nationalem Vorteil und gewinnbar, Überhand nahm – eine Kriegslüsternheit, die uns heute schier unbegreiflich ist. Diese vielstimmige Anthologie unternimmt es, den oft beschworenen »Geist von 1914« in seinen höchst unterschiedlichen Ausprägungsformen, die »Augusterlebnisse«, zu rekonstruieren, die seelische Atmosphäre zu Beginn und die brutale Ernüchterung, die folgte, aus autobiographischen Texten und literarischen Selbstzeugnissen zu charakterisieren.
- 2013
Prüfstein Marx
- 382bladzijden
- 14 uur lezen
Marx ist en vogue und wird angesichts globaler Krisen wieder als potenzieller Problemlöser befragt. Dagegen plädieren die Herausgeber dafür, Marx und den Marxismus in seiner Vielgestaltigkeit historisch-kritisch zu lesen und mithin sine ira et studio zu erforschen. Jenseits ideologischer Grabenkämpfe geht es um den unverstellten Blick auf einen großen Denker und dessen Nachhall in Wissenschaft und Gesellschaft des 20. und 21. Jahrhunderts. Der vorliegende Band vereint Beiträge, die der Editions- und Rezeptionsgeschichte nachspüren – und Marx gleichsam als intellektuellen Prüfstein begreifen.
- 2011
Reclam huldigt Friedrich dem Großen nicht mit einer womöglich verehrungsvollen Biographie, sondern mit einem fröhlich vielgängigen Fritz-Menü samt vielstimmiger Tafelmusik. Denn über den Inbegriff historischer (nicht moralischer!) Größe bei faktischer Kleinheit (ein Meter fünfundsechzig) gibt es jede erdenkliche Meinung und Einschätzung und jeden diametralen Gegensatz: der zarte und früh gebrochene Jugendliche, der allgegenwärtige, alles und jedes kommentierende Landesvater, der eitle Feingeist und Philosoph, der alte kranke Mann am Krückstock, der populäre Schlachtenlenker des Siebenjährigen Kriegs, der »böse Mann« (so Maria Theresia). Überwölbt zudem von den weißen und schwarzen Preußenlegenden der Geschichtsschreibung von vorbildlichem Staat und räuberischem Militarismus. All dies wird in sowohl anekdotischer wie analytischer Form in fünf abwechslungsreichen Kapiteln versammelt, über den Kronprinz, den Feldherrn, den Philosoph, den Alten Fritz und die Nachwelt.
- 2011
Der sagenumwobene gordische Knoten, der Herrschaft über ganz ›Asia‹, also Persien demjenigen versprach, der ihn löste, wurde von Alexander dem Großen, der natürlich um seine Bedeutung wusste, ganz einfach durchgehauen. Der Kern dieser wohl berühmtesten Anekdote der Weltgeschichte: Mit Gewalt geht alles schneller (kaputt). Historiker mögen diese Erzählform nicht unbedingt, aber sie können sie mit Gewinn nutzen zur Erhellung des Allgemeinen und des Hintergründigen hinter allen Fakten. Der vom Braunschweiger Historiker Matthias Steinbach zusammengestellte Band unternimmt genau dies: In kürzeren Essays werden allgegenwärtige Geschichtsanekdoten von Alexander dem Großen bis zu Helmut Kohl im Hinblick auf ihre mindestens doppelte Wahrheit erklärt und interpretiert.

