Entfernte Freunde

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Bevor Freundschaft als Thema gegen Ende des 20. Jahrhunderts in den Geistes- und Sozialwissenschaften an Bedeutung gewann, war der Begriff lange Zeit vernachlässigt, obwohl er seit der Antike Teil des kulturellen Denkens ist. Im 19. Jahrhundert wandelt sich die Vorstellung von der Seltenheit „wahrer“ Freundschaft zur Idee ihrer Unmöglichkeit, was das Ende ihrer Rolle als zentrale Kategorie in Philosophie und Literatur markieren könnte. Dennoch argumentiert die vorliegende Studie, dass die Moderne in Philosophie, Psychoanalyse und Literatur durch das Konzept der Freundschaft sowie durch den konkreten Freund an der Schnittstelle von Leben und Werk geprägt wird. Anhand von (auto)biographischen, fiktiven und theoretischen Texten wird untersucht, wie Autoren in ihren entscheidenden Ansätzen zur eigenen Arbeit zentrale Fragen zur Definition von Freundschaft seit Platon thematisieren. Selbst dort, wo das Ende der Freundschaft beschworen wird, bleibt der Wunsch nach ihr bestehen, da sie die Möglichkeit des Schreibens sowie die Frage einer ethischen und ästhetischen Existenz jenseits familiärer Bindungen aufwirft.