Mannesalter

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»Ich bin gerade vierunddreißig Jahre alt geworden, die Hälfte des Lebens.« Michel Leiris spricht hier von seiner geistigen und körperlichen Erschöpfung, während er an Mannesalter arbeitet, einer schonungslosen Analyse seines Lebens, die bis in seine Jugend und Kindheit zurückreicht. Er stellt sich die Fragen, wie er zu dem Menschen geworden ist, der er heute ist, und was von seiner Identität bleibt, wenn diese zerfällt. In einem vorangestellten Essay beschreibt Leiris sein Programm als »Literatur als Stierkampf«, bei dem er das Ich aufstachelt, um es ohne Selbsttäuschung zu besiegen. Mannesalter untersucht sexuelle und psychologische Obsessionen und deren frühe Entstehung. Leiris strebt nicht die Rekonstruktion einer verlorenen Vergangenheit an, sondern will die Vorstellungen von Identität und dem verlässlichen Funktionieren des Gedächtnisses radikal infrage stellen. Das Werk gilt als Klassiker der Bekenntnisliteratur und verbindet kunstvoll Kindheitserinnerungen, Erzählungen, Träume und erlebte Eindrücke in einer surrealistischen Collage. Dabei nutzt er die Methoden und Erfahrungen, die er als Ethnologe gesammelt hat, um sich selbst zu analysieren. Mit Mannesalter und seinem vierbändigen Romanprojekt Die Spielregel reiht sich Leiris in eine bedeutende Tradition autobiografischer Schreibweisen ein, zu der auch Jean-Jacques Rousseau, Marcel Proust und André Breton gehören.