Ulrich Stottmeister Boeken






Der „Wissenschaftspark“ in der Leipziger Permoserstraße und die „Hochschule Merseburg“ zählen zu den führenden Forschungs- und Bildungseinrichtungen Mitteldeutschlands. Trotz ihres hohen Ansehens ist die Gründungsgeschichte dieser Institutionen wenig bekannt. Im Zentrum steht der Chemiker Eberhard Leibnitz (1910-1986), der nach dem Zweiten Weltkrieg unter schwierigen Bedingungen in Leipzig ein neues naturwissenschaftliches Forschungszentrum ins Leben rief. Als erster Rektor der Merseburger Technischen Hochschule für Chemie prägte er deren Profil entscheidend. In den Anfangsjahren der DDR war chemische Forschung nicht nur von exzellenter fachlicher Arbeit geprägt, sondern erforderte auch Improvisationstalent. Gemeinsam mit engagierten Mitarbeitern erzielte Leibnitz international beachtete Forschungsergebnisse, die trotz staatlicher Eingriffe in den Forschungs- und Lehrbetrieb beeindruckten. Diese Studie wertet bislang unbeachtete Archivalien aus und rekonstruiert Leibnitz’ berufliche Karriere, die die deutsche Geschichte der 1930er bis 70er Jahre widerspiegelt. Zudem eröffnet sie neue Einsichten in das komplexe Verhältnis zwischen naturwissenschaftlichen Institutionen der DDR und den ideologischen Ansprüchen von Parteifunktionären.
Der allgemeine zivilisationsbedingte Flächenverbrauch erfolgt in Deutschland nahezu ausschließlich auf Kosten landwirtschaftlicher Nutzfläche. Derzeit werden täglich 113 ha der ursprünglichen Nutzung entzogen. Um diesen beunruhigend hohen Wert zu senken, wurde von der Bundesregierung vorgegeben, eine Senkung dieses Flächenverbrauches bis zum Jahr 2020 auf 30 ha/Tag zu erreichen. Aus heutiger Sicht ist dieses Ziel nicht realistisch. Die Flächenrückführung zur ursprünglichen oder einer ähnlich gelagerten Nutzung ist völlig unzureichend. Es existiert jedoch ein Gebiet, in dem es seit Jahrzehnten klare Regelungen und gesetzliche Vorgaben sowohl für den Flächenverbrauch als auch für die Flächenrückführung gibt: Der Braunkohlen-Bergbau nach der Tagebau-Technologie. Für die Wiedernutzbarmachung werden seit langem bewährte Verfahren der Sanierung und Rekultivierung genutzt. Es ist eines unserer Anliegen, diese Erfahrungen aus dem Zyklus von Flächenverbrauch, Rekultivierung und Wiedernutzung im Zusammenhang darzustellen und Vor- und Nachteile zu benennen.
Beitrag zur Technikgeschichte Mitteldeutschlands
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Die Gewinnung und Nutzung der Braunkohle prägte Mitteldeutschland nicht nur durch Tagebaue, sondern auch durch die Werke der Karbochemie mit resultierender Luft- und Wasserverschmutzung. Außer den erwünschten Zielprodukten bildeten sich große Mengen hoch belasteter Prozesswässer, deren Entsorgung über Jahrzehnte gar nicht oder nur unvollkommen möglich war. Die vorliegende historische Zusammenstellung der Lösungen zur biologischen Behandlung der phenolhaltigen Abwässer dokumentiert eine wichtige, sogar prägende Phase der Forschung und Technikentwicklung und stellt den Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Entwicklung her. Die Darstellung der Forschungs- und ingenieurtechnischen Aktivitäten wird ergänzt durch die Entwicklungen zur Elimination der Stickstoffverbindungen und durch Untersuchungen zur Methanogenese. Die Prozesse der Kohlepyrolyse sind derzeit durch die Erdölverknappung wieder aktuell: In Südafrika hat SASOL neue biologische Verfahren entwickelt, die dieser Band vorstellt. Auch die einmalige Sanierungsstrategie des „Phenolsees“ bei Deuben, bei der durch die „full-scale“-Sanierung nach dem ENA-Prinzip ein ökologisch unbedenkliches Gewässer entstand, wird dargelegt.
Das komplexe Zusammenspiel von Einzellern und Mehrzellern in der Natur ist heute erst in Ansätzen erkennbar. Eine gezielte technische Nutzung von Mischpopulationen entstand bisher aus empirischem Beobachten und verlief auch ohne das Wissen um die mikrobiologischen Zusammenhänge, wie z. b. beim Bierbrauen oder der Essigbildung. Methan oxidierende Bakterien bieten sehr spezifische Nutzungsmöglichkeiten von Methan als Kohlenstoff- und Energiequelle, andererseits ermöglichen sie gezielte Eingriffe, deren Wirkung eindeutig zuzuordnen ist. Sie sollen als Beispiele zur Beantwortung der Frage dienen, ob durch technische Maßnahmen in die Komplexität der Mischpopulationen und ihrer Wechselwirkung mit der Umgebung eine „Ordnung“ im Sinne einer reproduzierbaren, vom Menschen unter „Nutzungsaspekten“ verwertbaren Leistung gebracht werden kann. Diese Darstellung wird anhand von drei Fallbeispielen vorgenommen: - Beseitigung von Schäden an städtischen Straßenbäumen, die durch Erdgasleckagen in Gasleitungen entstanden sind - Dehalogenierung von Grundwasserschadstoffen - Bildung eines Biopolymers
Der größte Teil der heute die Umwelt belastenden Stoffe sind chemische Produkte, die entweder in der Natur nicht vorkommen, deren natürliche Grundbausteine verändert worden sind oder deren Konzentration unter natürlichen Bedingungen sehr viel geringer ist. Biotechnologische Verfahren nehmen einen wichtigen Platz bei der Entlastung der Umwelt ein. Die Prozesse der natürlichen Selbstreinigung sowie deren zielgerichtete Nutzung und Beeinflussung stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Die präventive Anwendung biotechnologischer Prozesse in Produktionslinien (Bioprävention) sowie ökologische Gesamtbilanzen gewinnen zunehmend an Bedeutung.