Die Theorie sozialer Ungleichheit hat seit den Klassikern der Soziologie keine großen Fortschritte zu verzeichnen. In den einschlägigen Studien dominiert eine auflistende Aneinanderreihung von einzelnen Ansätzen. Es fehlt bisher jedoch eine Theorie sozialer Ungleichheit, die auf der Höhe der aktuellen gesellschaftstheoretischen Diskussion ist. Diese Einführung arbeitet hierzu den Anschluss an die Theorie gesellschaftlicher Differenzierung heraus. Durch die konzeptionelle Integration der beiden makrosozialen Hauptachsen lassen sich viele Aspekte sozialer Ungleichheit angemessen erklären: strukturierte versus unstrukturierte soziale Ungleichheit; das Verhältnis von klassen-, ethnischer und geschlechtsspezifischer Ungleichheit; die Transnationalisierung sozialer Ungleichheit sowie soziale Ungleichheiten auf verschiedenen Aggregationsebenen (Interaktion, Organisation, Ordnung).
Thomas Schwinn Boeken






Welche neuen Perspektiven gewinnt man mit der Soziologie Max Webers für die Analyse einer in die Krise geratenen Demokratie und welche für 'neue', supranationale politische Institutionen? Wie lässt sich die Rationalisierungsbegrifflichkeit für die Analyse einer alles durchdringenden Digitalisierung oder der rasanten Quantifizierung des Sozialen fruchtbar machen? Welche Bedeutung kommt der Entzauberungsproblematik, welche einem entfesselten Kapitalismus in spätmodernen Gesellschaften zu? Internationale Weber-Forscher:innen fragen nach dem Mehrwert einer weberschen Perspektive auf aktuelle Problemlagen in Gegenwartsgesellschaften und nach deren Bedeutung für eine globale Soziologie
Differenzierung ohne Gesellschaft
Umstellung eines soziologischen Konzepts
Differenzierung ohne Gesellschaft ist ein Vorschlag, von der Systemtheorie zur Handlungs- und Strukturtheorie und damit von der funktionalen Analyse zur historisch-kausalen überzugehen. Nur dann lassen sich die Ursachen der Differenzierung und das Folgeproblem der Integration moderner Ordnungen angemessen theoretisch erfassen.
Soziale Ungleichheit in differenzierten Ordnungen
Zur Wechselwirkung zweier Strukturprinzipien
Ungleichheits- und Differenzierungstheorien gehören zum klassischen und aktuellen Theoriebestand der Soziologie. Sie liefen aber bisher als isolierte Denkströmungen nebeneinander her. Das ist ein unbefriedigender Zustand. Thomas Schwinn verknüpft die beiden Theorien und verfolgt, wie sich Ungleichheitsstrukturen und institutionelle Differenzierungen wechselseitig prägen. Die analytische Fruchtbarkeit dieser Perspektive demonstriert er an vielfältigen Phänomenen: dem Übergang von der feudalen zur modernen klassengeprägten Gesellschaft; der Auflösung sozialer Milieus durch Individualisierungstendenzen; der Reproduktion von Ungleichheitsstrukturen quer zu den institutionellen Differenzierungen und dem Zusammenspiel mehrerer Ungleichheitsdimensionen wie Klasse, Ethnie und Geschlecht. Auch geht der Autor auf die ambivalente Bedeutung des meritokratischen Prinzips ein sowie auf den bisher durch den Staat gesetzten normativen Ordnungsrahmen von Schichtstrukturen, der bei der Herausbildung globaler Ungleichheiten fehlt.
Die Gedenkfeiern zu Max Weber nehmen zu: 2004 100 Jahre Protestantische Ethik, 2014 150. Geburtstag, 2020 100. Todestag, begleitet von Jubiläumsbänden und Biografien. Doch wie aktualisiert man einen Klassiker? Rein rezeptionsgeschichtliche und werkimmanente Interpretationen reichen nicht aus. Die Vitalität von Webers Soziologie hängt von ihrer Fähigkeit ab, die sich verändernde Signatur unserer Epoche und die damit verbundenen Lebensprobleme zu begreifen. Es sind Anstrengungen gefragt, die Webers Forschungsprogramm in Bezug auf zeitgeschichtliche Problemlagen entfalten und weiterentwickeln. Die Beiträge des vorliegenden Bandes setzen sich mit dieser Herausforderung auseinander und bieten neue Impulse. Sie untersuchen, was Webers Religionssoziologie zum Verständnis von Fundamentalismus und Säkularismus beiträgt, die Relevanz seiner Herrschaftstypen für die Internationalisierung von Politik, sowie die Anwendbarkeit seiner Kapitalismusanalysen auf den modernen Finanzmarktkapitalismus. Zudem wird erforscht, wo sich moderne Formen des Charismas zeigen, wie sich Lebensführungsprobleme verschoben haben und welche Kategorien für die Analyse sozialer Ungleichheit nützlich sind. Die Beiträge belegen überzeugend, dass die Aktualisierung von Webers Forschungsprogramm möglich ist und seine „alten Begriffe“ weiterhin für die Analyse „neuer Probleme“ relevant sind.
Max Weber und die Systemtheorie
Studien zu einer handlungstheoretischen Makrosoziologie
- 279bladzijden
- 10 uur lezen
Max Webers methodologischer Individualismus und seine energische Kritik an Kollektivbegriffen bleiben gültig. Allerdings verlangt dieses Paradigma eine Aktualisierung. Jeder ernstzunehmende Versuch, Webers Soziologie heute zu verteidigen, muss sich der Herausforderung durch die Systemtheorie stellen. Diese hat im 20. Jahrhundert unvergleichlich elaboriertere Arbeiten hervorgebracht als jene kollektivistischen Versuche, mit denen es Weber zu tun hatte. Mit Handlungs- und Systemtheorie ist das Grundproblem der Soziologie benannt, das aber nicht zu klaren Fronten geführt hat. Thomas Schwinn legt drei Optionen der aktuellen Theoriediskussion dar: Paradigmenkonkurrenz, monoparadigmatische Ansprüche und Paradigmensynthese. In Auseinandersetzung mit diesen Positionen präzisiert er Webers Soziologie und entwickelt sie weiter.
Die Vielfalt und Einheit der Moderne
Kultur- und strukturvergleichende Analysen
- 308bladzijden
- 11 uur lezen
Die Sozialwissenschaften stehen in der aktuellen Diskussion vor der Herausforderung, den Status der Moderne zu überdenken. Die von den Klassikern angebotenen Grundkoordinaten zur Bestimmung moderner Gesellschaften bieten keine sicheren Leitorientierungen mehr. Weder lässt sich die heutige Situation durch Webers genetische Fragestellung erfassen, der eine Divergenzthese zugrunde lag - westliche Moderne versus Tradition in anderen Kulturen - noch durch Parsons Konvergenzthese, die einen universellen Modernisierungspfad unterstellt. Die These einer „Vielfalt der Moderne“ tritt an, für diese Problemlage ein Theorieangebot zu unterbreiten.