Akademische Feier zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Manfred Weitlauff am 28. Oktober 2011
Am 31. Juli 2011 feierte Professor Dr. Manfred Weitlauff, von 1986 bis 1993 Ordinarius für Bayerische Kirchengeschichte und von 1993 bis 2001 Ordinarius für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Katholisch-Theologischen Fakultät der LMU München, seinen 75. Geburtstag. Aus diesem Anlass ehrte ihn die Fakultät mit einer akademischen Feier. Der vorliegende Band dokumentiert die Ansprachen, die anlässlich des Festaktes am 28. Oktober 2011 im Senatssaal der LMU gehalten wurden. Er enthält außerdem einen Lebenslauf von Manfred Weitlauff und ein Schriftenverzeichnis für die Jahre 2001 bis 2013.
Die hier vorgelegten Aufsätze Manfred Weitlauffs bieten kritische und engagierte Geschichtsschreibung. Themenschwerpunkte sind Katholische Aufklärung, Säkularisation, Ultramontanismus, Modernismus. Am Beispiel zentraler Ereignisse und prägender Persönlichkeiten schildern die Beiträge exemplarisch die Entwicklung von katholischer Kirche und Theologie im 19. und frühen 20. Jahrhundert. In ihnen spiegelt sich anschaulich die kirchenpolitische und geistige Auseinandersetzung dieser an Aufbrüchen und Verwerfungen reichen Epoche.
Im 19. Jahrhundert erfolgten entscheidende Weichenstellungen für die Situation der Kirche am Ende des 20. Jahrhunderts. Säkularisation und Kulturkampf, Modernismus und Ultramodernismus, das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Marias und die Definition des päpstlichen Primats - diese und andere Kontroversen beeinflussen bis heute die Theologie und Verkündigung ebenso wie das Verhältnis von Kirche und Staat. Das Buch bietet einen gut lesbaren, konstruktiven Überblick über die entscheidenden Auseinandersetzungen.
Am 31. Januar 993 wurde Bischof Ulrich von Augsburg (923-973), kaum zwei Jahrzehnte nach seinem Tod, durch Papst Johannes XV. (985-996) und dessen römische Synode in Feierlichem Akt heiliggesprochen.
Die 22 Beiträge dieser Festschrift suchen die Persönlichkeit und das Wirken Bischof UIrichs von Augsburg sowie die Zeit der ottonischen Herrschaft und die Idee des werdenden Heiligen Römischen Reiches dem heutigen Leser zu erschließen. Sie beleuchten die Rolle des Papsttums und die Bedeutung der Reichskirche im 10. Jahrhundert und untersuchen im Rahmen der Geschichte des Kanonisationsverfahrens den Kanonisationsakt von 993. Sie gehen dem Wandel des mittelalterlichen UIrichs-Bildes, seiner legendarischen „Überhöhung“, und der Geschichte des „siegzwingenden Kreuzes“ Bischof Ulrichs nach. Schließlich lenken sie - mit vielen neuen Forschungsergebnissen - den Blick auf die tausendjährige Geschichte der Ulrichs-Verehrung und auf die mannigfachen Inspirationen, die von ihr seit der Romanik und Gotik die Kunst empfangen hat: in der mittelalterlichen Buch- und Tafelmalerei, in Plastiken und Altarblättern, in der großen szenischen Freskomalerei des Barocks und Rokokos, in der Glasmalerei, in der Musik und auf der Theaterbühne.
Der Akt der Heiligsprechung - die erste bekannte päpstliche Kanonisation in der Geschichte der Kirche und die einzige von einem Papst durchgeführte im 10. Jahrhundert - war in mehrfacher Hinsicht ein Ereignis von historischer Bedeutung. Durch sie erhielt nicht etwa lediglich ein lokaler Kult die päpstliche Bestätigung; vielmehr proklamierte der Papst durch feierliche Bulle allen Erzbischöfen, Bischöfen und Äbten „in Gallien und Germanien“, d. h. im weiten Gebiet des einstigen, ganz Gallien und Germanien umfassenden Frankenreiches Karls des Großen, den Vollzug dieser Kanonisation. Bischof Ulrich, sein hingebungsvolles Wirken im Dienst von Kirche und Reich, sein heiligmäßiges, von benediktinischem Geist geprägtes Leben wurden damit in helles Licht gerückt, und seine in Augsburg bereits blühende Verehrung erfuhr über die Grenzen des damals immer noch im Aufbau begriffenen Heiligen Römischen Reiches hinaus mächtige Förderung. Ulrich von Augsburg erschien nicht nur als das Muster eines rechten Bischofs, sondern zugleich auch als eine Persönlichkeit von gleichsam europäischem Rang. Und dem Papsttum selbst, das sich im 10. Jahrhundert kaum über die Stadt Rom erhob, erwuchs aus dem Kanonisationsakt von 993 - mittelbar - ein neues Selbstverständnis: ein Verständnis von päpstlicher Autorität, wie es sich dann in Jahrhunderten entwickelte.
Dabei geht es nicht allein darum, aus Anlaß des tausendjährigen Jubiläums der Kanonisation Bischof Ulrichs eine zweifellos große Vergangenheit - nicht zuletzt der Kirche von Augsburg - wieder zum Leben zu erwecken und verständlich zu machen. Diese dem Gedächtnis Bischof Ulrichs gewidmete Festschrift soll zugleich auch ein Beitrag zum Aufbau der lebendigen Kirche in der Gegenwart und Zukunft sein.
Die hl. Afra ist die älteste Bistumspatronin der Diözese Augsburg und fiel um 304 den diokletianischen Christenverfolgungen zum Opfer. Legenden zufolge wurde sie auf einer Insel des Lechs verbrannt, da sie sich weigerte, den römischen Göttern zu opfern. Bereits im 6. Jahrhundert ist in Augsburg ein Afrakult bezeugt. Venantius Fortunatus berichtet um 565 von der Verehrung der Märtyrerin in Augsburg.
Das Festjahr der Heiligen wird durch eine Sonderausstellung im Diözesanmuseum St. Afra ergänzt, die die Spuren ihrer Verehrung in Geschichte, Kunst und Kult nachzeichnet. Über 90 Exponate veranschaulichen Ikonografie, Verehrung und das Leben Afras. Der Katalog dokumentiert archäologische Objekte aus den Ausgrabungen bei St. Ulrich und Afra sowie romanische Handschriften mit frühen Darstellungen der Heiligen. Auch ikonografische Typen aus Buchmalerei, Holzschnitt, Kupferstich, Altarmalerei, Tapisserie und Skulptur sowie Zeugnisse der Verehrungsgeschichte werden präsentiert.
Im Aufsatzteil fassen Experten das Wissen um die hl. Afra zusammen, wobei die komplexe Verehrungsgeschichte im Mittelpunkt steht. Themen sind Religionspolitik und Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian sowie die Kontinuität des frühen Christentums in Augsburg. Zwei Studien befassen sich mit den Afra-Gesängen von Hermann von Reichenau, während die Darstellungstradition der Heiligen in der bildenden Kunst ausführlich behandelt wird.